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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mit dem Gefangenen, nun, dann müßte eben gehandelt werden, und zwar schnell.«
    »Wohin wirst Du Amad bringen?«
    »Er wird sofort die Stadt verlassen.«
    »Mit wem?«
    »Mit Halef. Ich reite jetzt mit diesem aus, um in der Umgebung der Stadt einen Ort zu suchen, welcher ein Versteck bietet. Halef wird sich den Weg merken und Deinen Sohn hinführen.«
    »Aber die Wachen am Thore?«
    »Sie werden die Beiden nicht zu sehen bekommen. Ich kenne eine Stelle, an welcher man über die Mauer kommen kann.«
    »Wir sollten gleich selbst mitgehen!«
    »Wir bleiben noch wenigstens einen Tag, damit kein Verdacht auf uns fällt.«
    »Aber Amad wird sich unterdessen in großer Gefahr befinden, denn man wird ihn in der ganzen Umgegend suchen.«
    »Auch dafür ist gesorgt. Unfern des einen Thores bildet der Felsen von Amadijah einen Abgrund, in den wohl wenige Männer hinabzusteigen sich getrauen. Dorthin schaffen wir einige Fetzen seines alten Gewandes, welches wir zerreißen. Man wird das finden und dann annehmen, daß er bei seiner nächtlichen Flucht in die Schlucht gestürzt sei.«
    »Wo kleidet er sich um?«
    »Hier. Und der Bart muß ihm sofort abrasirt werden.«
    »So soll ich ihn sehen! O, Emir, welche Freude!«
    »Ich stelle aber die Bedingung, daß Ihr Euch still verhaltet.«
    »Das werden wir ganz sicher. Aber unsere Wirthin wird ihn kommen sehen; denn sie ist stets in der offenen Küche.«
    »Das wirst Du verhindern. Halef wird Dich benachrichtigen, wenn Amad kommt. Dann gehst Du hinunter und verhinderst die Wirthin, ihn zu bemerken. Das ist nicht schwer, und unterdessen bringt ihn der Diener in Deine Stube, welche Du verschließest, bis ich heim komme.«
    Ich hörte jetzt, daß Halef die Pferde herausschaffte, und ging. Draußen fand ich die Thüre des Engländers offen. Er winkte mich hinein und frug:
    »Darf ich reden, Sir?«
    »Ja.«
    »Höre Pferde. Ausreiten? Wohin?«
    »Vor die Stadt.«
    »Well; werde mitreiten!«
    »Ich beabsichtige einen Ritt in den Wald. Ihr würdet gezwungen sein, ein wenig mit durch die Büsche zu kriechen.«
    »Werde kriechen!«
    Er war schnell fertig. Sein Pferd wurde auch gesattelt, und bald ritten wir zum Thore hinaus, welches nach Asi und Mia führt. Es war so, wie mir der Kurde Dohub erzählt hatte. Der Pfad war so steil, daß wir die Pferde führen mußten. Am Thore hatte man uns übrigens nicht angehalten, da dort Arnauten die Wache hatten, die mich von der gestrigen Parade her kannten.
    Unten im Thale angelangt, wären wir rechts an die Jilaks der Einwohner von Amadijah gekommen, welche sich in die Berge zurückgezogen hatten. Darum wandten wir uns nach links grad in den Wald hinein. Er war hier so licht, daß er uns am Reiten nicht verhinderte, und nach einer Viertelstunde erreichten wir eine Blöße, wo wir abstiegen, um uns auf dem Boden auszustrecken.
    »Warum hierher führen?« frug Lindsay.
    »Ich suche ein Versteck für Amad el Ghandur.«
    »Ah! Bald frei?«
    Ich theilte ihm meinen Plan mit.
    »Prächtig!« meinte er. »Schöne Gefahr dabei! Erwischen! Boxen! Schießen! Well; werde mitbefreien!«
    »O, Master, Ihr könnt mir nichts nützen!«
    »Nicht? Warum? Schlage jeden nieder, der uns wehren will! Freier Englishman! Yes!«
    »Na, wollen erst sehen! Hier links oben liegt die Stelle, an welcher man über die Mauer kommt. In der hiesigen Gegend also müssen wir uns ein Versteck suchen. Wollt Ihr mit suchen?«
    »Sehr!«
    »So theilen wir uns. Ihr geht grad, und ich gehe mehr zur Seite. Wer einen guten Ort gefunden hat, der schießt sein Pistol los und wartet dort, bis der Andere kommt.«
    Halef blieb bei den Pferden zurück, und wir gingen vorwärts. Der Wald wurde dichter, aber ich suchte wohl lange Zeit, ohne eine geeignete Stelle zu finden, welche wirkliche Sicherheit bot. Da hörte ich einen Schuß mir zur Linken. Ich schritt der Richtung entgegen, aus welcher der Knall gekommen war, und hörte bald einen zweiten Schuß ganz in meiner Nähe. Der Engländer stand bei einem Gestrüpp, aus welchem vier riesige Eichen emporragten. Er war barfuß und hatte sein Obergewand abgelegt. Auch der rothkarrirte Riesenturban lag am Boden.
    »Habe zweimal geschossen. Konntet mich fehlen, weil der Schall im Wald täuscht. Versteck gefunden?«
    »Nein.«
    »Habe eins.«
    »Wo?«
    »Rathet! Werdet nicht errathen!«
    »Wollen sehen!«
    Er war barfuß und halb entkleidet; er hatte also eine Kletterpartie gemacht, und das Versteck mußte also auf einer der Eichen zu suchen sein. Aber diese

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