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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mutesselim sendet mich, um Dich zu ihm zu bringen.«
    »Was soll ich dort?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du vermuthest es auch nicht?«
    »Du sollst mit einem Effendi reden, der vorhin ankam.«
    »Wer ist es?«
    »Der Mutesselim hat mir verboten, es Dir zu sagen.«
    »Pah! Der Mutesselim kann mir nichts verheimlichen! Ich wußte längst, daß dieser Effendi kommen werde!«
    »Du wußtest es? Aber es ist ja ein Geheimniß!«
    »Ich werde Dir beweisen, daß ich dieses große Geheimniß kenne. Es ist der Makredsch von Mossul, der gekommen ist.«
    »Wahrhaftig, Du weißt es!« rief er erstaunt. »Aber er ist nicht allein bei dem Mutesselim.«
    »Wer ist noch da?«
    »Ein Arnaute.«
    Ah, ich ahnte, welcher es war, und sagte daher:
    »Auch das weiß ich. Kennst Du den Mann?«
    »Nein.«
    »Er hat keine Waffen bei sich.«
    »Allah akbar; das ist richtig! Effendi, Du weißt Alles.«
    »Wenigstens siehst Du, daß der Mutesselim nicht der Mann ist, mir etwas zu verbergen.«
    »Aber, Herr, sie müssen bös von Dir gesprochen haben!«
    »Warum?«
    »Ich muß darüber schweigen.«
    »Gut, Selim Agha, ich sehe nun, daß Du mein Freund bist und mich liebst!«
    »Ja, ich liebe Dich, Emir; aber der Dienst erfordert, daß ich gehorche.«
    »So sage ich Dir, daß ich Dir noch heute Befehle geben werde, denen Du grad so gehorchen wirst, als ob Du sie von dem Commandanten erhieltest! Seit wann ist der Makredsch hier?«
    »Seit fast zwei Stunden.«
    »Und so lange Zeit wartest Du bereits auf mich?«
    »Nein. Der Makredsch kam allein, ganz heimlich und ohne alles Gefolge. Ich war grad beim Commandanten, als er eintrat. Er sagte, daß er heimlich komme, weil er in einer sehr wichtigen Sache reise, von welcher Niemand eine Ahnung haben dürfe. Sie unterhielten sich weiter, und da erwähnte der Commandant auch Dich und Deine Gefährten. Der Makredsch muß Dich kennen, denn er wurde sehr aufmerksam, und der Mutesselim mußte Dich ihm beschreiben. ›Er ist’s!‹ rief er dann und bat den Commandanten, mich hinauszuschicken. Nachher wurde ich gerufen und erhielt den Befehl, Dich zu holen und – – –«
    »Nun, und – – –«
    »Und – – Emir, es ist gewiß wahr, daß ich Dich lieb habe, und darum will ich es Dir sagen. Aber, wirst Du mich verrathen?«
    »Nein. Ich verspreche es Dir!«
    »Ich mußte mehrere Arnauten mitnehmen, um den Platz zu besetzen, daß Deine Gefährten sich nicht entfernen können. Und auch für Dich stehen im Palaste einige meiner Arnauten bereit. Ich soll Dich festnehmen und in das Gefängniß schaffen.«
    »Ah, das ist ja sehr interessant, Selim Agha! So ist wohl bereits eines Deiner Löcher für mich in Bereitschaft gesetzt worden?«
    »Ja. Du kommst neben den Araber zu liegen, und ich mußte einige Strohdecken hineinthun lassen; denn der Mutesselim sagte, Du seist ein Emir und solltest feiner behandelt werden, als die andern Spitzbuben!«
    »Für diese Rücksicht bin ich ihm wirklich sehr großen Dank schuldig. Sollten meine Gefährten auch eingesteckt werden?«
    »Ja, aber ich habe über sie noch keine weiteren Befehle.«
    »Was sagt die ›Myrte‹ dazu?«
    »Ich habe es ihr gesagt. Sie sitzt in der Küche und weint sich die Augen aus.«
    »Die Gute! Aber Du sprachst von einem Arnauten?«
    »Ja. Er war da, noch ehe der Makredsch kam, und hat mit dem Mutesselim lange Zeit gesprochen. Dann wurde ich gerufen und gefragt.«
    »Wornach?«
    »Darnach, ob der schwarzrothe Effendi auch in der Wohnung kein Wort rede.«
    »Was hast Du geantwortet?«
    »Ich sagte die Wahrheit. Ich habe den Effendi noch keine Silbe reden hören.«
    »So komm. Wir wollen gehen!«
    »Herr, ich soll Dich bringen, das ist wahr; aber ich habe Dich lieb. Willst Du nicht lieber entfliehen?«
    Dieser brave Arnaute war wirklich mein Freund.
    »Nein, ich fliehe nicht, Agha; denn ich habe keine Veranlassung, mich vor dem Mutesselim oder dem Makredsch zu fürchten. Aber ich werde Dich bitten, außer mir noch Einen mitzunehmen.«
    »Wen?«
    »Den Boten, welcher zu mir gekommen ist.«
    »Ich will ihn rufen; er ist im Hofe.«
    Ich trat unterdessen in die Küche. Dort kauerte Mersinah am Boden und machte ein so trübseliges Gesicht, daß ich mich wirklich gerührt fühlte.
    »O, da bist Du, Effendi!« rief sie aufspringend. »Eile, eile! Ich habe dem Agha befohlen, Dich entfliehen zu lassen.«
    »Nimm meinen Dank dafür, Mersinah! Aber ich werde doch bleiben.«
    »Sie werden Dich aber einsperren, Herr.«
    »Das wollen wir abwarten!«
    »Wenn sie es

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