Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
thun, Effendi, so weine ich mich zu Tode und werde Dir die besten Suppen kochen, die es gibt. Du sollst nicht hungern!«
    »Du wirst für mich nichts zu kochen haben, denn man wird mich nicht einstecken; das versichere ich Dir.«
    »Emir, Du gibst mir das Leben wieder! Aber sie könnten es doch thun, und dann nehmen sie Dir Alles ab. Magst Du mir nicht Dein Geld zurücklassen und auch die andern Sachen, welche Dir theuer sind? Ich werde Dir Alles aufbewahren und kein Wort davon sagen.«
    »Das glaube ich Dir, Du Schutz und Engel dieses Hauses; aber eine solche Vorsicht ist nicht nöthig.«
    »So thue, was Dir gefällt! Gehe nun, und Allah sei bei Dir mit seinem Propheten, der Dich beschützen möge!«
    Wir gingen. Als ich über den Platz schritt, bemerkte ich hinter den Thüren einiger Häuser die Arnauten stehen, von denen Selim gesprochen hatte. Es war also jedenfalls sehr ernstlich gemeint. Auch vor dem Palaste, im Flur und auf der Treppe desselben, sogar im Vorzimmer standen Soldaten. Ich wäre doch beinahe besorgt geworden.
    Der Commandant befand sich nicht allein in seinem Raume; die zwei Lieutenants saßen am Eingange, und auch Selim Agha zog sich nicht wieder zurück, sondern ließ sich nieder.
    »Sallam aaleïkum!« grüßte ich so unbefangen wie möglich, trotzdem ich mich in der Falle befand.
    »Aaleïkum!« antwortete der Commandant zurückhaltend und zeigte dabei auf einen Teppich, welcher seitwärts in seiner Nähe lag.
    Ich that, als ob ich diesen Wink nicht gesehen oder nicht verstanden habe, und ließ mich an seiner Seite nieder, wo ich ja früher schon gesessen hatte.
    »Ich sandte nach Dir,« begann er, »aber Du kamst nicht. Wo bist Du gewesen, Effendi?«
    »Ich ritt spazieren.«
    »Wohin?«
    »Vor die Stadt.«
    »Was wolltest Du da?«
    »Mein Pferd ausreiten. Du weißt, ein edles Roß muß gepflegt werden.«
    »Wer war dabei?«
    »Hadschi Lindsay-Bey.«
    »Der das Gelübde gethan hat, nicht zu sprechen?«
    »Derselbe.«
    »Ich habe vernommen, daß er dieses Gelübde nicht sehr streng hält.«
    »So!«
    »Er redet.«
    »So!«
    »Auch mit Dir.«
    »So!«
    »Ich weiß das gewiß.«
    »So!«
    Dieses »So!« brachte den guten Mann einigermaßen in Verlegenheit.
    »Du mußt dies doch auch wissen!« meinte er.
    »Wer hat Dir gesagt, daß er spricht?«
    »Einer, der ihn gehört hat.«
    »Wer ist es?«
    »Ein Arnaute, der heute kam, um Euch anzuklagen.«
    »Was thatest Du?«
    »Ich sandte nach Dir.«
    »Warum?«
    »Um Dich zu vernehmen.«
    »Allah illa Allah! Also auf die Anklage eines schurkischen Arnauten hin sendest Du zu mir, um mich, den Emir und Effendi, wie einen eben solchen Schurken zu behandeln! Mutesselim, Allah segne Deine Weisheit, damit sie Dir nicht abhanden komme!«
    »Effendi, bitte Gott um Deiner eigenen Weisheit willen, denn Du wirst sie brauchen können!«
    »Das klingt fast wie eine Drohung!«
    »Und Dein Wort klang wie eine Beleidigung!«
    »Nachdem Du mich beleidigst hast. Laß Dir etwas sagen, Mutesselim. Hier in dieser Drehpistole sind sechs Schüsse und in dieser andern ebenso viele. Rede, was Du mit mir zu reden hast; aber bedenke, daß ein Emir aus Germanistan kein Arnaute ist und sich auch nicht mit einem solchen vergleichen läßt! Wenn mein Gefährte sein Gelübde nicht hält, was geht es einen Arnauten an? Wo ist dieser Mann?«
    »Er steht in meinem Dienst.«
    »Seit wann?«
    »Seit lange.«
    »Mutesselim, Du sprichst die Unwahrheit! Dieser Arnaute stand gestern noch nicht in Deinem Dienste. Er ist ein Mann, von dem ich Dir noch mehr erzählen werde. Wenn Hadschi Lindsay-Bey spricht, so hat er dies mit seinem Gewissen abzumachen, aber einen Andern geht dies gar nichts an!«
    »Du hättest Recht, wenn ich von ihm allein nur dieses wüßte.«
    »Was gibt es noch?«
    »Er ist der Freund eines Mannes, der mir sehr verdächtig ist.«
    »Wer ist dieser Mann?«
    »Du selbst bist es!«
    Ich that sehr erstaunt.
    »Ich! Allah kerihm, Gott ist gnädig; er wird auch Dir barmherzig sein!«
    »Du hast zu mir von dem Mutessarif gesprochen und gesagt, daß er Dein Freund sei.«
    »Ich sagte die Wahrheit.«
    »Es ist nicht wahr!«
    »Was! Du zeihst mich der Lüge! So kann meines Bleibens hier nicht länger sein. Ich werde Dir Gelegenheit geben, diese Beleidigung zu vertreten.«
    Ich erhob mich und that, als ob ich das Selamlük verlassen wollte.
    »Halt,« rief der Commandant. »Du bleibst!«
    Ich drehte mich zu ihm um.
    »Du befiehlst es mir?«
    »Ja.«
    »Hast Du mir zu

Weitere Kostenlose Bücher