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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ist.«
    »Es ist gar nichts werth.«
    »Nichts? Du scherzest!«
    »Ich rede im Ernste. Gar nichts ist es werth.«
    »In wiefern?«
    »Weil Allah auch einen Emir zu jeder Minute zu sich fordern kann.«
    »Du hast recht; das Leben steht in Allah’s Hand; aber es ist ein Gut, welches man beschützen und erhalten soll!«
    »Du scheinst kein guter Moslem zu sein, denn sonst würdest Du wissen, daß die Wege des Menschen im Buche verzeichnet stehen«
    »Und dennoch kann der Mensch sein Leben wegwerfen, wenn er diesem Buche nicht gehorcht. Willst Du dieses thun?«
    »Nun gut, Makredsch. Wie hoch würdest Du Dein eignes Leben schätzen?«
    »Wenigstens zehntausend Piaster.«
    »So ist das Leben eines Nemtsche grad zehntausendmal mehr werth, nämlich hundert Millionen Piaster. Wie kommt es, daß ein Türke so sehr tief im Preise steht?«
    Er blickte mich verwundert an.
    »Bist Du ein so reicher Emir?«
    »Ja, da ich ein so theures Leben besitze.«
    »So meine ich, daß Du hier in Amadijah Dein Leben auf zwanzigtausend Piaster schätzen wirst.«
    »Natürlich!«
    »Und das Deines Hadschi Lindsay-Bey ebenso hoch.«
    »Ich stimme bei.«
    »Und zehntausend für den Dritten.«
    »Ist nicht zu viel.«
    »Und Dein Diener?«
    »Er ist zwar ein Araber, aber ein tapferer und treuer Mann, der ebensoviel werth ist, wie jeder Andere.«
    »So meinst Du, daß auch er zehntausend kostet?«
    »Ja.«
    »Hast Du die Summe berechnet?«
    »Sechzigtausend Piaster. Nicht?«
    »Ja. Habt Ihr so viel Geld bei Euch?«
    »Wir sind sehr reich, Effendi.«
    »Wann wollt Ihr bezahlen?«
    »Gar nicht!«
    Es war wirklich spaßig zu sehen, mit welchen Gesichtern die beiden Männer erst mich und dann sich ansahen. Dann frug der Makredsch:
    »Wie meinst Du das, Effendi?«
    »Ich meine, daß ich aus einem Lande stamme, in welchem Gerechtigkeit herrscht. Bei den Nemsi ist der Bettler ebenso viel werth vor dem Richter wie der König. Und wenn der Padischah der Nemsi sündigt, so wird er von dem Gesetze bestraft. Keiner kann sein Leben erkaufen, denn es gibt keinen Richter, der ein Schurke ist. Die Osmanly aber haben kein anderes Gesetz als ihren Geldbeutel, und darum schachern sie mit der Gerechtigkeit. Ich kann mein Leben nicht bezahlen, wenn ich verdient habe, daß es mir genommen wird.«
    »So wirst Du es verlieren!«
    »Das glaube ich nicht. Ein Nemtsche treibt keinen Handel mit seinem Leben, aber er weiß es zu vertheidigen.«
    »Effendi, die Vertheidigung ist Dir unmöglich!«
    »Warum?«
    »Deine Schuld ist erwiesen, und Du hast sie auch bereits eingestanden.«
    »Das ist nicht wahr. Ich habe keine Schuld eingestanden, sondern ich habe nur zugegeben, daß ich Euch die Kanonen fortgenommen habe. Und das ist eine That, die keine Strafe erhalten wird.«
    »Das meinst Du nur. Du weigerst Dich also, auf unsern Vorschlag der Güte und des Erbarmens einzugehen?«
    »Ich brauche kein Erbarmen.«
    »So müssen wir Dich festnehmen.«
    »Versucht es!«
    Auch der Commandant richtete eine wohlgemeinte Vorstellung an mich; da ich aber nicht auf dieselbe hörte, so klatschte er in die Hände, und die drei Offiziere erschienen wieder.
    »Führt ihn ab!« gebot er ihnen. »Ich hoffe, Effendi, daß Du Dich nicht weigern wirst, mit ihnen zu gehen. Draußen stehen genug Leute, um jeden Widerstand zu überwinden. Du sollst es während Deiner Haft hier gut haben und – – –«
    »Schweige, Mutesselim!« unterbrach ich ihn. »Ich möchte den Mann hier sehen, der das Zeug hätte, mich zu überwältigen. Euch fünf thut ein Nemtsche in drei Sekunden ab, und Deine fieberkranken Arnauten reißen vor meinem Blick aus; darauf kannst Du Dich verlassen! Daß ich es gut haben würde als Gefangener, versteht sich ganz von selbst; das gebietet Euch ja Euer eignes Interesse. Nach Mossul werde ich nicht geschickt, denn das kann dem Makredsch nichts nützen; er will bloß, daß ich mich loskaufe, denn er braucht Geld, um über die Grenze zu kommen.«
    »Über die Grenze?« frug der Mutesselim. »Wie soll ich Deine Worte verstehen?«
    »Frage ihn selbst!«
    Er blickte den Makredsch an, der sich plötzlich verfärbte.
    »Was meint er?« frug er ihn.
    »Ich verstehe ihn nicht!«
    »Er versteht mich nur zu gut,« entgegnete ich. »Mutesselim, Du hast mich beleidigt; Du willst mich gefangen nehmen; Du hast mir einen Antrag gemacht, der sehr schwere Folgen für Dich hätte, wenn ich davon sprechen wollte. Ihr Beide habt mich bedroht; aber jetzt werde ich die Waffe selbst auch in die Hand

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