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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erklärte er laut.
    »Und die Andern auch,« fügte ich hinzu.
    »Sie haben nicht um Schutz gebeten,« wehrte er ab.
    »Ich thue es an ihrer Stelle. Sie reden Eure Sprache nicht.«
    »So mögen sie ihre Waffen ablegen, dann will ich ihr Hal-am sein.«
    Die Entwaffnung ging sehr schnell vor sich, obgleich keiner der Gefährten mit meinem Verfahren zufrieden war. Ausgenommen den Einen, welcher den Dolch auf mich gezückt hatte, schien es, als ob die Kurden jetzt weniger nach unserem Leben als vielmehr darnach trachteten, unsere Personen in ihre Gewalt zu bekommen. Jener Eine aber fixirte mich mit so grimmigen Blicken, daß ich in ihm den Bluträcher vermuthen mußte, und dies bestätigte sich auch sehr bald; denn als wir uns in Bewegung setzten, ersah er die Gelegenheit, zog den Chantscher und warf sich auf meinen Hund. Doch dieser war schneller als der Mann. Er fuhr zurück, um dem Stoße auszuweichen, und faßte dann den Feind gleich über dem Griffe des Dolches am Handgelenk. Wir hörten zwischen den gewaltigen Zähnen des Thieres die Knochen knirschen. Der Kurde stieß einen Schrei aus und ließ den Dolch fallen. Sofort riß ihn der Hund zu Boden und packte ihn an der Kehle. Einige Dutzend Flinten richteten sich auf das muthige Thier.
    »Katera Chodeh!« rief ich. »Um Gottes willen die Flinten weg, sonst erwürgt er ihn!«
    Eine Kugel, welche den Hund nicht augenblicklich tödtete, wäre der Tod des Kurden gewesen. Die Krieger sahen das ein, und da keiner von ihnen seines Schusses ganz sicher sein mochte, so senkten sie die Gewehre.
    »Rufe den Hund weg!« gebot mir Einer.
    »Diese Bestie war es, die meinen Dschiran tödtete!« rief eine andere Stimme. Dieselbe gehörte dem Nezanum an, der hinter einem Strauch hervortrat. Er hatte die weise Vorsicht gebraucht, sich bis jetzt in gehöriger Entfernung zu halten.
    »Du hast recht, Nezanum,« antwortete ich. »Und er wird auch das Genick dieses Mannes zermalmen, wenn ich es ihm gebiete.«
    »Rufe ihn weg!« wiederholte der vorige Sprecher.
    »Sage mir zuvor, ob dieser Mann da der Rächer ist!«
    »Er ist es, der den Heif hat.«
    »So will ich Euch zeigen, daß ich ihn nicht fürchte. – Dojan, geri – zurück!«
    Der Hund ließ von dem Kurden ab. Dieser erhob sich. Der Schmerz seiner Hand war so groß, daß er ihn kaum verwinden konnte; noch größer aber war seine Wuth. Er trat hart zu mir heran und schüttelte drohend das verwundete Glied.
    »Dein Hund hat mir die Kraft meines Armes genommen,« knirschte er. »Aber glaube ja nicht, daß ich nun die Rache einem Andern überlassen werde. Ez heïfi cho-e desti cho-e bigerim tera – ich werde mit eigener Hand an Dir Rache nehmen!«
    »Du redest wie ein Bak, vor dessen Quaken sich Niemand fürchten kann!« antwortete ich. »Reiche mir Deinen Arm, daß ich ihn untersuche und verbinde!«
    »Du bist ein Arzt? Ich mag von Dir kein Derman haben, und wenn ich sterben müßte. Aber Du wirst Derman von mir erhalten, und zwar so viel, daß Du genug daran haben sollst. Das verspreche ich Dir!«
    »Ich höre, daß Dich bereits das Ta ergriffen hat, sonst würdest Du Deine Hand zu retten suchen.«
    »Die Deka von Gumri wird mir helfen. Sie ist ein größerer Arzt als Du!« antwortete er verächtlich. »Du und dieser Tazi, Ihr seid zwei Hunde und sollt auch wie Hunde sterben!«
    Er wickelte die Hand in einen Zipfel seines Dschil und hob den Dolch auf. Wir wurden in die Mitte genommen, und der Zug setzte sich in Bewegung. Keiner der Kurden hatte ein Pferd bei sich; die Thiere waren in Gumri zurückgelassen worden. Ich war ein wenig besorgt um uns, aber wirkliche Angst empfand ich nicht.
    Schweigend schritten die Kurden neben uns her und waren augenscheinlich nur darauf bedacht, uns nicht entfliehen zu lassen. Auch mein kleiner Halef und die beiden Araber sprachen kein Wort, aber der Engländer konnte seinen Ärger nicht ganz verwinden.
    »Schöne Suppe, Sir, die Ihr uns eingebrockt habt!« brummte er; »hätten die Kerle alle erschießen sollen!«
    »Das hätten wir nicht fertig gebracht, Sir. Sie kamen zu schnell über uns.«
    »Yes! Und nun sind sie um uns herum und wir in ihnen drin. Die Waffen abgegeben! Fatale Geschichte! Schauderhaft! Werde mit Euch wieder einmal nach Kurdistan gehen. Wie heißt Esel auf Kurdisch, Master?«
    »Ker. Und Eselein, ein junger, ein kleiner Esel heißt Daschik.«
    »Well! So haben wir Vier wie Daschiks und Ihr habt wie ein sehr alter und sehr großer Ker gehandelt. Verstanden?«
    »Sehr verbunden,

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