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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einen Aufstand der Christen befürchtet.«
    »Habt Ihr hier eine ähnliche Befürchtung zu hegen?«
    »Ja, Emir. Die Christen in den Tijaribergen heulen wie die Hunde, welche man angekettet hat. Sie wollen gern los sein, aber ihr Bellen hilft ihnen nichts. Wir haben vernommen, daß sie in das Thal von Berwari einfallen wollen; ja, sie haben bereits einige Männer unsers Stammes getödtet; aber das Blut derselben wird sehr bald über sie kommen. Ich war heute in Mia, wo morgen eine Bärenjagd abgehalten werden soll, und fand das ganze untere Dorf verlassen.«
    »Es gibt wohl zwei Dörfer, welche Mia heißen?«
    »Ja; sie gehören unserm Bey. Das obere Dorf wird nur von ächten Moslemim und das untere nur von christlichen Nestorah bewohnt. Diese Letzteren sind plötzlich verschwunden.«
    »Warum ?«
    »Man weiß es nicht. Aber, Chodih, hier ist die Wohnung des Bey. Steige ab mit den Deinen und erlaube, daß ich dem Bey Deine Ankunft verkündige!«
    Wir hielten vor einem langen, unscheinbaren Gebäude, dessen Ausdehnung allein verrieth, daß es die Wohnung eines Anführers sei. Auf ein Wort Dohub’s kamen einige Kurden herbei, um unsere Pferde in Empfang zu nehmen und in den Stall zu führen. Er selbst aber kehrte bereits nach wenigen Augenblicken zurück und führte uns zu dem Bey. Wir fanden denselben in einem großen Empfangsraume, bis zu dessen Thüre er uns entgegenkam. Einige Dutzend Kurden, die sich bei unserm Eintritte erhoben, waren bei ihm. Er war ein Mann am Ende der zwanziger Jahre, hoch und breit gewachsen; sein edles Angesicht zeigte den reinen kaukasischen Typus und wurde von einem starken, schwarzen Vollbart eingerahmt. Sein Turban hatte wenigstens zwei Ellen im Durchmesser; an seinem Halse hingen an einer silbernen Kette verschiedene Talismane und Amulette; seine Jacke war ebenso wie seine Hose mit reicher Stickerei versehen, und in seinem Gürtel funkelte neben einem Dolche und zwei mit Silber ausgelegten Pistolen ein wunderschön damaszirter Schyur ohne Scheide. Der Bey machte nicht den Eindruck eines halbwilden Anführers von Räubern und Pferdedieben; seine Züge waren bei aller Männlichkeit doch weich und sanft, und seine Stimme klang freundlich und angenehm, als er uns begrüßte:
    »Sei mir willkommen, Emir! Du bist mein Bruder, und Deine Gefährten sind meine Freunde.«
    Er reichte uns Allen die Hand. Auf seinen Wink wurden beinahe sämmtliche Kissen, welche sich in dem Raume befanden, zusammengetragen, um uns als Sitz zu dienen. Wir nahmen Platz, während die Andern stehen blieben.
    »Ich habe gehört, daß ich mit Dir in kurdischer Sprache reden kann?« frug er.
    »Diese Sprache ist mir nur sehr wenig verständlich, und meine Freunde verstehen sie gar nicht,« antwortete ich.
    »So erlaube, daß ich türkisch oder arabisch mit Dir spreche!«
    »Bediene Dich derjenigen Sprache, welche Deine Leute hier verstehen,« sagte ich zu ihm aus Höflichkeit.
    »Oh, Emir, Ihr seid meine Gäste, und so wollen wir so sprechen, daß Deine Freunde mitreden können. Welche Sprache reden sie am liebsten?«
    »Die arabische. Aber, Bey, befiehl vorher Deinen Leuten, daß sie sich setzen! Sie sind nicht Türken und Perser, sondern freie Kurden, die nur zum Gruße sich zu erheben brauchen.«
    »Chondekar, ich sehe, daß Du ein Mann bist, welcher die Kurden kennt und ehrt; ich werde ihnen erlauben, sich niederzulassen.«
    Er gab ihnen ein Zeichen, und die Blicke, welche sie sich beim Niedersetzen zuwarfen, sagten mir, daß sie meine Höflichkeit anerkannten. Ich hatte es hier jedenfalls mit einem intelligenten Häuptling zu thun, denn im Innern von Kurdistan ist ein Mann, der neben einigen Dialekten seiner Muttersprache auch das Türkische und Arabische versteht, eine Seltenheit. Es ließ sich erwarten, daß der Bey sich auch noch des Persischen zu bedienen verstand, und im Verlaufe meines leider nur sehr kurzen Beisammenseins mit ihm erfuhr ich, daß ich mit dieser Vermuthung das Richtige getroffen hatte.
    Es wurden Pfeifen gebracht, zu denen man uns einen lieblich schmeckenden Reisbranntwein kredenzte, dem die Kurden mit großem Eifer zusprachen.
    »Was denkst Du von den Kurden von Berwari?« frug mich der Bey.
    Diese Frage sollte wohl ohne alle Verfänglichkeit nur als Einleitung dienen.
    »Wenn Alle so sind wie Du, dann werde ich von ihnen nur Gutes erzählen können.«
    »Ich weiß, was Du mir sagen willst. Du hast bisher nur Übles von ihnen erfahren,« bemerkte er.
    »Oh nein! Habe ich nicht an Dohub und

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