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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Es waren Araber; ein Perser war nicht zu sehen. Halef konnte sich unmöglich geirrt haben. Entweder lagen die Perser weiter abwärts oder sie hatten den Friedhof ganz verlassen. Um mir Gewißheit zu holen, schlich ich weiter, kam aber ganz in die Nähe der Pferde, ohne weiter einen Menschen bemerkt zu haben. Obgleich ich jetzt von der andern Seite kam, wurden die Thiere bei meiner Annäherung abermals unruhig, doch konnte mich dies nicht mehr beirren; ich mußte wissen, wie viele Pferde es waren. Ich zählte sieben. Dort lagen sechs Araber, wo war der siebente? Eben wollte ich diese Frage stellen, als ich, auf den Händen und Knieen liegend, von einem Manne, der sich auf mich warf, vollends zu Boden gedrückt wurde. Das war der Siebente; er hatte bei den Pferden Wache gestanden. Und dieser Mann war kein Schwächling; er lag zentnerschwer auf mir und brüllte mit einer wahren Löwenstimme die Andern herbei.
    Sollte ich es auf einen Kampf ankommen lassen? Sollte ich mich ruhig ergeben, um vielleicht zu erfahren, was diese Leute herbeigeführt hatte? Nein, keines von Beidem! Ich schnellte mich empor und nach hinten wieder zur Erde nieder; dadurch kam der Angreifende unter meinen Rücken zu liegen. Diese Bewegung mußte ihm unerwartet gekommen, oder mochte er mit dem Kopfe zu kräftig aufgeschlagen sein – ich fühlte, daß seine Arme sich von mir lösten, sprang auf und eilte dem Ausgange zu. Aber unmittelbar hinter mir hörte ich die Schritte der Verfolger. Glücklicher Weise trug ich nur leichte Kleidung und leichte Waffen; es gelang ihnen nicht, mich zu erreichen. An der Bresche des Walls angekommen, zog ich den Revolver und gab zwei Schüsse ab, natürlich nur in die Luft; und als auch Halef sein Pistol abschoß, verschwanden die weißen Gestalten schnell hinter mir. Einige Augenblicke später hörten wir sie davonreiten; der Friedhof war ihnen, wenn auch nicht in Hinsicht der dort ruhenden Todten, unheimlich geworden.
    »Hast Du Dich erwischen lassen, Sihdi?«
    »Allerdings. Ich bin unvorsichtig gewesen. Diese Araber waren klüger, als ich glaubte; sie hatten eine Wache ausgestellt, welche mich faßte.«
    »Allah kerihm! Es konnte Dir schlimm ergehen, denn diese Männer haben sicher aus keinem ehrlichen Grunde den Friedhof aufgesucht. Aber es waren doch nur Araber, welche Dich verfolgten?«
    »Die Perser, welche Du gesehen hast, befanden sich nicht mehr bei ihnen. Kam Dir die Gestalt des Befehlshabers, welchen Du sprechen hörtest, nicht bekannt vor?«
    »Ich konnte sie nicht genau erkennen; es war nicht hell genug dazu, und er saß mitten unter den Übrigen.«
    »So haben wir diesen Gang umsonst gethan, obgleich ich beinahe den Verdacht hegen möchte, daß es die Verfolger Hassan Ardschir-Mirza’s gewesen sind.«
    »Könnten diese sich hier befinden, Sihdi?«
    »Ja. Sie haben sich nach dem Überfalle zwar westwärts gewendet, aber sie konnten sehr leicht annehmen, daß Hassan nach Bagdad gehen werde, und so läßt sich glauben, daß sie über Dschumeila, Kifri und Zengabad nach Süden geritten sind. Wir konnten der Frauen wegen nicht so schnell vorwärts kommen, wie sie.« –
    Wir gingen in unsere Wohnung zurück, und ich theilte Hassan Ardschir das Erlebniß und meine Befürchtungen mit, welche er sehr leichthin entgegennahm. Er konnte nicht denken, daß seine Verfolger nach Bagdad gekommen seien, und ebenso unwahrscheinlich war es ihm, daß die Worte, welche Halef belauscht hatte, auf ihn Bezug haben sollten. Ich bat ihn, vorsichtig zu sein und sich vom Pascha eine Bedeckung geben zu lassen; doch auch diesen Vorschlag wies er zurück.
    »Ich fürchte mich nicht,« meinte er. »Vor Schiiten brauche ich nicht bange zu sein, denn während des Festes ist jede Feindschaft aufgehoben, und ebenso sicher ist es, daß ich von den Arabern nicht angefallen werde. Bis Hilla bist Du ja mit Deinen Freunden bei mir, und dann ist es bis Kerbela nur noch eine Tagreise, und der Weg ist von Pilgern so besucht, daß sich wohl kein Räuber sehen lassen wird.«
    »Ich kann Dich nicht zwingen, meinem Rathe zu folgen. Du nimmst doch nur das mit, was Du in Kerbela nöthig hast, und lässest das Übrige hier zurück?«
    »Ich lasse nichts zurück. Soll ich das, was ich habe, fremden Händen anvertrauen?«
    »Unser Wirth scheint mir ein ehrlicher und sicherer Mann zu sein.«
    »Aber er wohnt in einem einsamen Hause. Schlafe wohl, Emir!«
    Es blieb mir nichts Anderes übrig, als zu schweigen. Ich legte mich wieder zur Ruhe und wachte

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