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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erst spät am Morgen auf. Der Engländer war nicht anwesend; er war nach der Stadt gegangen, und als er zurückkehrte, brachte er vier Männer mit, von denen drei mit Hacke, Spaten und anderem Geräthe versehen waren.
    »Was sollen diese Leute?« frug ich ihn.
    »Hm, arbeiten!« antwortete er. »Drei sind abgelohnte Matrosen aus Old England, und der Vierte ist ein Schotte, der ein wenig Arabisch versteht; er wird mein Dolmetscher sein. Ich brauche ihn ja, weil Ihr doch heimlich nach Kerbela wollt. Well.«
    »Wer hat Euch diese Leute besorgt, Sir?«
    »Habe auf dem Consulate angefragt.«
    »Ihr wart beim Residenten? Ohne mir etwas davon zu sagen?«
    »Yes, Sir! Habe Briefe erhalten und abgegeben, mir auch Gelder verschafft. Habe Euch nichts davon gesagt, weil ich Euer Freund nunmehr gewesen bin!«
    »Warum?«
    »Wer nach Kerbela geht, ohne mich mitzunehmen, braucht sich auch um meine anderen Angelegenheiten nicht zu kümmern. Well!«
    »Aber, Sir, was ist Euch denn so plötzlich in den Kopf gefahren? Eure Begleitung könnte doch mir und Euch nur Schaden bringen.«
    »Habe Euch soweit begleitet, ohne Schaden zu nehmen. Zwei Finger weg – zählt nichts; habe dafür die Nase doppelt.«
    Er wandte sich ab und machte sich mit seinen vier Leuten zu schaffen. Der gute David Lindsay war trotz seiner Leidenschaft für Fowling-bulls begierig, sich das Fest des zehnten Muharrem mit anzusehen; aber es war durchaus unmöglich, ihn mitzunehmen.

Die Todeskarawan e
     
    Nachmittags, als die größte Tageshitze vorüber war, brachen wir auf, um Burdsch ul Ewlia zu verlassen. Voran ritt der Führer, welchen Hassan Ardschir nebst einigen Maulthiertreibern gemiethet hatte, deren Thiere sein Eigenthum trugen. Letzteres war eine Unvorsichtigkeit, welche ich nicht begreifen konnte. Hinter diesen folgte Hassan mit Mirza Selim Agha bei dem Kameele, welches die beiden Frauen zu tragen hatte. Ich hielt mich zu Halef, und den Schluß bildete der Engländer, welcher mit stolzer, unternehmender Miene die Männer beaufsichtigte, mit deren Hülfe er die Trümmer Babylon’s zwingen wollte, ihm ihre verborgenen Schätze auszuliefern. Alwah saß auf einem Maulthiere, und der arabische Diener war zurückgeblieben.
    Ich hatte mir den jetzigen Ritt ganz anders gedacht. Das ganze Arrangement war ein verkehrtes. Vielleicht war ich selbst mit Schuld daran, aber es war mir jetzt schwer geworden, eine Ansicht gehörig durchzusprechen. Meine Verwundung, die ich erst doch ganz gut überwunden zu haben schien, war nicht ohne Nachtheil für mich geblieben, und zudem hatte ich mehr Sorge, Aufregung und Anstrengung gehabt, als einer meiner Begleiter. Ich fühlte mich körperlich sehr müde und geistig niedergeschlagen, ohne daß ich für dieses Accablement eine Ursache hätte angeben können.Ich war ärgerlich über Hassan Ardschir und den Engländer, ohne zu bedenken, daß ich ihnen mit meiner eigenen Verdrießlichkeit vielleicht Ursache gegeben hatte, mich mit ihren Angelegenheiten weniger zu beschäftigen, als sie es vorher gethan hatten. Dieser Zustand hatte, wie ich später erkennen mußte, seinen Grund in einer Incubation, deren Ausbruch mir beinahe tödtlich geworden wäre.
    Wir zogen am Flusse hinauf, um über die obere Schiffbrücke zu reiten. Dort hielt ich an, um einen Blick auf die einstige Residenz Harun al Raschid’s zu werfen. Sie lag vor mir im Sonnenglanze, in all ihrer Pracht und Herrlichkeit, und doch auch wieder mit all den nicht zu verwischenden Spuren des Verfalles. Links vorn der Volksgarten, hinter welchem die Pferdebahn nach Norden geht, und weiter zurück die Quarantaineanstalt. Dann das hoch emporragende Kastell und das Gouvernementgebäude, welches seinen Fuß in die Fluthen des Tigris taucht. Rechts die meist von Agil-Arabern bewohnte Vorstadt mit der Medresse Mostansir, dem einzigen Bauwerke, welches dieser älteste, vom Khalifen Manssur gegründete Stadttheil in die Gegenwart mit herübergenommen hat. Und hinter diesen Gebäuden dehnte sich eine unabsehbare Häusermasse, überragt von stilvollen Minarehs und den glasirten Kuppeln von wohl hundert Moscheen. Über diesem Häusermeere wallte hier und da die schön gezeichnete Krone einer Palme, deren Grün wohlthuend den Staub- und Dunstschleier durchbricht, welcher stets über der Stadt der Khalifen lagert.
    Hier an diesem Orte begrüßte Manssur jene Gesandtschaft des Frankenkönigs Pipin des Kleinen, welche kam, um mit ihm zu verhandeln gegen die in Spanien so gefürchteten

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