Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
brachte Isla Ben Maflei mit, und ich trat bei seinem Anblick ein wenig zur Seite. Der junge Mann umarmte seinen Oheim und sah sich dann im Kreise um. Sein Blick fiel auf Halef, und sofort erkannte er ihn:
    »Allahu! Hadschi Halef Omar Agha, Du hier? Du bist in Stambul!« rief er erstaunt. »Sei mir gegrüßt, Du Dienerund Beschützer meines Freundes! Hast Du Dich von ihm getrennt?«
    »Nein.«
    »So ist er auch in Stambul?«
    »Ja.«
    »Warum kommt er nicht mit Dir?«
    »Sieh Dich um!«
    Isla wandte sich um und lag mir im nächsten Augenblick an dem Halse.
    »Effendi, Du weißt nicht, welche Freude Du mir bereitest! Vater, sieh Dir diesen Mann an! Das ist Kara Ben Nemsi Effendi, von dem ich Dir erzählt habe, und das ist Hadschi Halef Omar Agha, sein Freund und Diener.«
    Jetzt gab es eine Scene, bei welcher selbst das Auge des Engländers leuchtete. Diener mußten springen, um Pfeifen und Kaffee zu holen. Maflei und Isla schlossen sofort ihr Geschäft, um sich nur uns zu widmen, und bald saßen wir erzählend auf den Polstern.
    »Aber wie kommst Du mit dem Effendi zusammen, Oheim?« frug Isla Ben Maflei.
    »Er war mein Gast in Bagdad. Wir trafen uns in der Steppe und sind Freunde geworden.«
    »Warum bringst Du uns nicht Grüße von Afrak Ben Hulam, dem Enkel meines Oheims?«
    »Grüße kann ich Dir nicht bringen, aber Nachricht habe ich für Dich.«
    »Nachricht, aber keine Grüße? Ich verstehe Dich nicht.«
    »Es ist ein Afrak Ben Hulam bei mir angekommen, aber es war der richtige nicht.«
    »Allah ‘l Allah! Wie ist das möglich? Wir gaben ihm einen Brief mit. Hat er ihn Dir nicht überbracht?«
    »Ja. Ich nahm ihn auf, wie Ihr es begehrtet; ich gab ihm einen Platz in meinem Hause und in meinem Herzen, aber er war nur dankbar, indem er mir für viele Beutel Diamanten stahl.«
    Die beiden Verwandten vermochten bei dieser Kunde kein Wort zu sagen, so erschracken sie. Dann aber sprang der Vater auf und rief:
    »Du irrst! Das thut kein Mensch, der das Blut unserer Väter in seinen Adern hat!«
    »Ich stimme Dir bei,« antwortete Jacub. »Der, welcher mir Deinen Brief brachte und sich Afrak Ben Hulam nannte, war ein Fremder.«
    »Glaubst Du, daß ich einem Fremden solche Briefe gebe?«
    »Es war ein Fremder. Früher hieß er Dawuhd Arafim, dann nannte er sich Abrahim Mamur, und jetzt – –«
    Da sprang Isla auf.
    »Abrahim Mamur? Was sagst Du von ihm? Wo ist er? Wo hast Du ihn gesehen?«
    »In meinem Hause war er, unter meinem Dache hat er gewohnt und geschlafen; ich habe ihm Schätze anvertraut im Werthe von Millionen, ohne zu ahnen, daß es Abrahim Mamur war, welcher Euer Todfeind ist!«
    »Allah Kerihm! Meine Seele wird zu Stein!« meinte der Alte. »Welch ein Unglück hat da mein Brief angerichtet! Aber wie ist er in seine Hand gekommen?«
    »Er hat den ächten Afrak Ben Hulam ermordet und ihm den Brief abgenommen. Nachdem er diesen gelesen hatte, entschloß er sich, als mein Verwandter zu mir zu gehen und meinen ganzen Laden zu leeren. Nur diesem Effendi allein danke ich es, daß es nicht geschehen ist.«
    »Was hast Du mit ihm gethan?«
    »Er entfloh uns, und wir sind ihm nachgejagt. Er ist gestern mit einem französischen Schiffe hier angekommen, wir aber kamen erst heut.«
    »So werde ich mich gleich bei dem Franzosen erkundigen,« meinte Isla, sich erhebend.
    »Du kannst bleiben,« sagte ich. »Ich war bereits dort; der Dieb hatte das Schiff sofort verlassen, aber der Kapitän versprach, uns behülflich zu sein. Er hat mich eingeladen.«
    »So martert unsere Seelen nicht und erzählt diese Begebenheit, wie sie geschah,« bat Maflei.
    Sein Bruder kam dieser Aufforderung nach und erzählte in der ausführlichsten Weise die ganze Begebenheit, welche natürlich die größte Bestürzung hervorbrachte. Maflei wollte sofort zum Kadi und zu allen oberen Richtern gehen; er wollte ganz Stambul nach dem Verbrecher durchsuchen lassen. Er schritt im Selamlik umher, wie ein Löwe, welcher seinen Feind erwartet.
    Auch Isla war im höchsten Grade erregt. Als das zornige Blut ruhiger durch die Adern floß, kam auch die Überlegung zurück, welche nothwendig war, über einen solchen Gegenstand einen Beschluß zu fassen.
    Ich rieth von jeder Herbeiziehung der Polizei für jetzt ab; ich wollte sehen, ob es mir oder einem Andern von uns nicht gelingen könne, eine Spur des Verbrechers zu entdecken. Diese Ansicht kam zur Geltung.
    Als ich mit Halef und dem Engländer aufbrechen wollte, gaben dies Maflei und Isla um keinen

Weitere Kostenlose Bücher