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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Preis zu. Sie verlangtenunbedingt, daß wir während unsers Aufenthaltes in Stambul ihre Gäste sein sollten. Damit wir ungestört wohnen könnten, boten sie uns ein abgesondert gelegenes Gartenhaus an, und wir waren gezwungen, zu willfahren, wenn wir sie nicht auf eine unverzeihliche Weise beleidigen wollten.
    Dieses Haus stand im hintersten Theile des Gartens; seine Räumlichkeiten waren nach türkischer Weise sehr gut ausgestattet, und wir konnten in unserer Abgeschlossenheit ganz nach unserm Wohlgefallen leben, ohne unsere Freiheit durch die Gebräuche des Orientes beeinträchtigt zu sehen. Wir hatten Zeit, uns vollständig auszuruhen und die Art und Weise zu besprechen, wie wir die Spur unseres Feindes entdecken könnten. Das war für Constantinopel, in dessen Gedränge der Einzelne so leicht verschwinden kann, eine sehr schwierige Aufgabe. Es blieb uns nicht viel Anderes übrig, als uns auf den Zufall zu verlassen und daneben die Stadt in allen ihren Theilen fleißig zu durchsuchen. Es schien, daß wir Glück haben sollten, denn bereits am dritten Tage nach unserer Ankunft kam zu uns ein Hammal, welcher erklärte, daß er einem Schiffskapitän begegnet sei, der ihn zu uns geschickt habe.
    Ich fragte ihn nach dem Passagier, dessen Gepäck er vom Schiffe jenes Kapitäns getragen habe, und hörte, daß derselbe in ein Haus der großen Perastraße gegangen sei. Der Lastträger behauptete, sich dieses Hauses ganz genau erinnern zu können, und erbot sich, mich zu führen. Natürlich machte ich von diesem Anerbieten sofort Gebrauch.
    In dem Hause wohnte ein Kitak, welcher sich allerdings genau besinnen konnte, daß zu der angegebenen Zeit ein Mann bei ihm gewesen sei, der ihn nach einer zu vermiethenden Wohnung gefragt habe; er sei darauf mit ihm gegangen, um ihm verschiedene Häuser zu zeigen, doch habe dem Fremden keine von all diesen Wohnungen gepaßt; sie waren nach der Bezahlung des Agenten aus einander gegangen, ohne sich weiter um einander zu kümmern.
    Das war Alles, was ich erfahren konnte. Dafür aber hatte ich auf dem Heimwege eine sehr interessante Begegnung, welche mich entschädigen zu wollen schien. Ich trat nämlich in ein Kaffeehaus, um mir eine Tasse Mokka nebst einer Pfeife geben zu lassen, und hatte mich kaum auf mein Polster gesetzt, als ich seitwärts von mir eine Stimme in deutscher Sprache rufen hörte:
    »Hurrjeh, is et möglich oder nich? Sind Sie dort wirklich, oder is et een Anderer?«
    Ich drehte mich nach dem Sprecher um und erblickte ein dicht bebartetes Gesicht, welches mir allerdings bekannt vorkam,ohne daß ich mich aber sofort zu besinnen vermochte, wo ich es gesehen hatte.
    »Meinen Sie mich?« fragte ich den Mann.
    »Ja, wem denne sonst! Kennen Sie mir nicht mehr?«
    »Freilich müßte ich Sie kennen, doch bitte ich Sie, meinem Gedächtnisse ein wenig zu Hülfe zu kommen!«
    »Haben Sie denn Hamsad al Dscherbaja verjessen, der Ihnen da droben am Nil dat schöne Lied von Kutschke vorgesungen hat, und nachher mit – –«
    Ich unterbrach ihn schnell:
    »Ah, richtig! Ihr großer Bart machte mich irre. Grüß Sie Gott, Landsmann; setzen Sie sich an meine Seite! Sie haben doch Zeit?«
    »Mehr als genug, wenn Sie so gut sein wollen, meinen Kaffee zu bezahlen. Ik bin nämlich, so was man sagt, een Bisken abjebrannt.«
    Er nahm an meiner Seite Platz und wir konnten uns unterhalten, ohne besorgen zu müssen, daß unser Deutsch von den anwesenden Muselmännern verstanden werde.
    »Also Sie sind ein Bißchen abgebrannt! Wie kommt das?« frug ich. »Erzählen Sie mir, wie es Ihnen ergangen ist, seit wir uns nicht gesehen haben!«
    »Wie soll es mich jegangen sind? Schlecht! Damit is Allens jesagt. Dieser Isla Ben Maflei, dem ich bediente, hat mir fortgejagt, weil er meinte, daß er mir nich mehr brauchte. So kam ik nach Alexandrien und jing mit einem Griechen nach Candia und von da aus als halber Matrose nach Stambul, wo ik mir etablirt habe.«
    »Als was?«
    »Als Vermittler von Vieles, als Führer durch die Stadt, als Jelegenheitsdiener und Aushülfe für Allens, womit ik mich Jeld verdienen kann. Aber es jiebt Keinen, dem ik vermitteln soll; sie laufen Alle ohne mir durch die Stadt; ik finde keine Jelegenheit, Jemand auszuhelfen, und so jehe ik spazieren und hungere, daß der Magen pfeift. Ik hoffe, daß Sie sich meiner annehmen werden, Herr Landsmann, denn Sie wissen ja, wie jut ik Ihnen bei dem damaligen Abenteuer an die Hand jegangen bin!«
    »Wir werden ja sehen! Warum haben Sie

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