Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
hat.«
    »So haben Sie wohl bereits seine Spur gefunden?«
    »Sie kennen seinen Namen, den er jetzt trägt.«
    »Wirklich? Wie nennt er sich?«
    »Abd el Myrhatta. Auch der Usta ließ sich in Stambul so nennen.«
    »Das ist ja mein Name!« rief er entsetzt.
    »Allerdings. Allah weiß es, wie sie gerade auf den Namen eines so frommen Mannes gekommen sind! Ihre Strafe möge darum eine doppelte sein!«
    »Aber wie hat man diesen Namen erfahren können?«
    »Das will ich Dir sagen. Barud el Amasat hat einen Sohn im Kloster der tanzenden Derwische in Pera. Zu ihm ist der fränkische Arzt gegangen und hat gethan, als ob er auch ein ›Nassr‹ sei. Der junge Mensch hat sich bethören lassen und ihm den Namen genannt und auch gesagt, daß Barud el Amasat in Adrianopel bei mir, und Hamd el Amasat in Skutari bei einem fränkischen Händler sei, welcher Galingré heißt.«
    Jetzt hielt es der Zuhörer nicht länger aus. Er stand auf und entschuldigte sich:
    »Herr, das klingt so entsetzlich, daß ich nicht essen kann. Ich bin vom Reiten sehr ermüdet. Erlaube, daß ich schlafen gehe!«
    Auch Hulam erhob sich.
    »Ich glaube, daß Du nicht zu essen vermagst. Wer eine solche Rede von sich hören muß, dem schließt die Angst die Gurgel zu.«
    »Von sich hören muß? Ich verstehe Dich nicht! Du glaubst doch nicht etwa, daß ich, weil er gerade meinen Namen angenommen hat, jener Barud bin!«
    »Ich glaube es nicht, sondern ich bin überzeugt davon, Schurke!«
    Da raffte sich der Mensch empor und rief:
    »Schurke nennst Du mich! Thue das nicht noch einmal, sonst – –!«
    »Sonst – was wird sonst geschehen?« erklang es da neben ihm.
    Isla war hinzu gesprungen und an seine Seite getreten.
    »Isla Ben Maflei!« erklang es ganz bestürzt.
    »Ja, Isla Ben Maflei, der Dich kennt, und den Du nicht zu täuschen vermagst. Und blicke Dich um; da steht noch ein Anderer, der mit Dir zu reden hat!«
    Er wandte sich zur anderen Seite, da stand Osco vor ihm. Er sah, daß er verloren sei, wenn ihm nicht eine schnelle Flucht gelang.
    »Euch führt der Scheïtan herbei. Geht zur Dschehenna!«
    Mit diesem Rufe stieß er Isla zurück und wollte entspringen. Er hatte bereits die Säulen erreicht; da trat Halef vor und stellte ihm ein Bein; er fiel über dasselbe hinweg und stürzte zur Erde nieder. Natürlich wurde er sogleich gepackt und in das Selamlik zurückgebracht.
    Dieser Mann war ein Feigling. Als er sich von so Vielen ergriffen sah, machte er nicht den geringsten Versuch der Gegenwehr; er ließ sich ruhig binden und auf den Boden niedersetzen.
    »Herr, glaubst Du nun noch an die Frömmigkeit dieses Mannes?« fragte der kleine Hadschi den Wirth. »Er wollte Dich bestehlen und dann fliehen.«
    »Ihr hattet Recht,« antwortete der Wirth. »Was geschieht mit ihm?«
    Da streckte Osco die Hand gegen den Gefangenen aus und sagte:
    »Er hat mir die Tochter geraubt und mich hinausgetrieben, sie unter Gram und Herzeleid zu suchen. Er gehört mir, so wollen es die Gesetze der schwarzen Berge.«
    Da trat ich ihm entgegen.
    »Diese Gesetze gelten nur auf den schwarzen Bergen, nicht aber hier. Übrigens hat der Fürst Deines Landes diese Gesetze aufgehoben. Ihr habt mir versprochen, diesen Mann dem Richter zu übergeben, und ich hoffe, daß Ihr Wort halten werdet.«
    »Effendi, die Richter dieses Landes sind bekannt,« antwortete der Montenegriner. »Sie werden sich bestechen lassen und ihm Gelegenheit geben, zu entfliehen. Ich verlange ihn für mich!«
    »Was wirst Du mit ihm thun, wenn wir ihn in Deine Hand geben?« erkundigte sich unser Wirth.
    Der Gefragte zog seinen Dolch hervor und antwortete:
    »Er wird an diesem Stahle sterben.«
    »Das kann ich nicht zugeben, denn er hat kein Blut vergossen!«
    »Er hat in Stambul zu den Mördern gehört!«
    »Grad darum darfst Du ihn nicht tödten. Soll sein Sohn straflos bleiben? Sollen auch Alle entkommen, die man nicht fangen konnte, obgleich sie zu Denen gehörten, welche das Wort ›el Nassr‹ kannten? Er muß leben bleiben, damit man ihre Namen erfährt.«
    »Wer aber macht mich glauben, daß er auch wirklich seine Strafe findet?«
    »Ich! Der Mann, welcher Hulam heißt, ist nicht der Geringste unter den Bewohnern dieser Stadt. Ich werde noch jetzt zu dem Richter gehen, damit er diesen Menschen abholen und gefangen nehmen läßt, und ich schwöre Dir bei Allah und dem Propheten, daß er seine Pflicht erfüllen wird!«
    »So thue es!« sagte Osco finster. »Aber ich sage Dir, daß ich Dich bei Deinem

Weitere Kostenlose Bücher