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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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über ihre Dreistigkeit. Er lockerte seine Peitsche und meinte:
    »Glaubt ihr etwa, daß dieser Effendi und ich blind geworden sind? Ihr seid Schurken und Lügner! Ihr seid Dscheheïne und gehört zu Abu-Seïf. Wenn ihr es nicht gesteht, wird euch meine Peitsche sprechen lehren!«
    »Was geht es euch an, wer wir sind?«
    Ich sprang vom Kamele, ohne es niederknieen zu lassen, und nahm die Peitsche aus Halefs Hand.
    »Laßt euch nicht verlachen, ihr Männer! Hört, was ich euch sage! Was diese Krieger vom Stamme der Ateïbeh mit euch haben und von euch wollen, das geht mich nichts an; mir aber sollt ihr Antwort geben auf einige Fragen. Thut ihr es, so habt ihr von mir nichts weiter zu befürchten; thut ihr es aber nicht, so werde ich euch mit dieser Peitsche in der Art zeichnen, daß ihr euch nie wieder vor einem freien, tapferen Ibn Arab sehen lassen könnt!«
    Mit Schlägen drohen, ist eine der größten Beleidigungen für einen Beduinen. Die beiden griffen auch sofort nach ihren Messern.
    »Wir würden dich töten, ehe du zu schlagen vermagst,« drohte der eine.
    »Ihr habt wohl noch nicht erfahren, wie mächtig eine Peitsche aus der Haut des Nilpferdes ist, sobald sie sich in der Hand eines Franken befindet. Sie schneidet so scharf wie ein Yatagan; sie fällt schwerer nieder als eine Keule, und sie ist schneller als eine Kugel aus euren Tabandschab. Seht ihr denn nicht, daß die Waffen aller dieser Männer auf euch gerichtet sind? Laßt also eure Messer im Gürtel und antwortet! Ihr seid zu Abu-Seïf gesandt worden?«
    Pistolen.
    »Ja,« klang es zögernd, da sie bemerkten, daß kein Entrinnen war.
    »Um ihm zu sagen, daß ich euch entkommen bin?«
    »Ja.«
    »Wo habt ihr ihn getroffen?«
    »In Mekka.«
    »Wie seid ihr so schnell nach Mekka und wieder zurückgekommen?«
    »Wir haben uns in Dschidda Kamele gemietet.«
    »Wie lange bleibt Abu-Seïf in der heiligen Stadt?«
    »Nur kurze Zeit. Er will nach Taïf, wo sich der Scherif-Emir befindet.«
    »So bin ich jetzt mit euch fertig.«
    »Sihdi, du willst diese Räuber entkommen lassen?« rief Halef. »Ich werde sie erschießen, damit sie keinem mehr schaden können.«
    »Ich habe ihnen mein Wort gegeben, und das wirst du mit mir halten. Folge mir!«
    Ich stieg wieder auf und ritt davon. Halef folgte mir; Albani aber blieb noch zurück. Er hatte seinen langen Sarras gezogen; doch hatte ich zu ihm das gute Vertrauen, daß diese energische Pantomime sehr unschädlicher Natur sein werde. Er blieb auch wirklich sehr gelassen auf seinem Kamele sitzen, als die Ateïbeh absprangen, um die Dscheheïne zu bewältigen. Es gelang dies, nachdem einige unschädliche Messerstöße gewechselt worden waren. Die Gefangenen wurden je an ein Kamel gebunden, und die Reiter derselben wandten sich zurück, um die Gefangenen in das Lager zu schaffen. Die anderen folgten uns.
    »Du hast sie begnadigt, Sihdi; aber sie werden dennoch sterben,« meinte Halef.
    »Ihr Schicksal ist nicht meine und auch nicht deine Sache! Bedenke, was du heute werden sollst. Ein Bräutigam muß versöhnlich sein!«
    »Sihdi, würdest du den Delyl bei dieser Hanneh machen?«
    »Ja, wenn ich ein Moslem wäre.«
    »Herr, du bist ein Christ, ein Franke, mit dem man von diesen Dingen reden kann. Weißt du, was die Liebe ist?«
    »Ja. Die Liebe ist eine Koloquinthe. Wer sie ißt, bekommt Bauchgrimmen.«
    »O, Sihdi, wer wird die Liebe mit einer Koloquinthe vergleichen! Allah möge deinen Verstand erleuchten und dein Herz erwärmen! Ein gutes Weib ist wie eine Pfeife von Jasmin und wie ein Beutel, dem nimmer Tabak mangelt. Und die Liebe zu einer Jungfrau, die ist – – die ist – – wie – der Turban auf einem kahlen Haupte und wie die Sonne am Himmel der Wüste.«
    »Ja. Und wen ihre Strahlen treffen, der bekommt den Sonnenstich. Ich glaube, du hast ihn schon, Halef. Allah helfe dir!«
    »Sihdi, ich weiß, daß du niemals ein Bräutigam sein willst; ich aber bin einer, und daher ist mein Herz geöffnet wie eine Nase, die den Duft der Blumen trinkt.«
    Unser kurzes Gespräch war zu Ende, denn die anderen hatten uns nun eingeholt. Es wurde über das Vorgefallene kein Wort verloren, und als die Stadt in Sicht kam, ließ der Scheik seine Tiere halten. Er hatte zwei ledige Kamele mitgenommen, welche uns bei unserer Rückkehr tragen sollten.
    »Hier werde ich warten, Sihdi,« sagte er. »Welche Zeit wird vergehen, bis du wieder kommst?«
    »Ich werde zurück sein, ehe die Sonne einen Weg zurückgelegt hat, der so lang

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