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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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berühmt unter allen Söhnen und Töchtern der Gläubigen. Willst du sie wirklich verschenken?«
    »Ja.«
    »So sei gütig, Sihdi, und erlaube, daß ich sie für mich behalte! Ich werde dem Mädchen doch lieber mein Feuerzeug geben.«
    »Nein, du giebst ihr diese Kette. Ich befehle es dir!«
    »Dann muß ich gehorchen. Aber wo hast du sie und die andern Sachen gehabt, ehe du sie gestern in das Säckchen thatest?«
    »Von Kahira bis hierher ist eine gefährliche Gegend, und darum habe ich diese Kostbarkeiten in den Beinen meiner Schalwarsbei mir getragen.«
    Weite, türkische Hosen.
    »Sihdi, deine Klugheit und Vorsicht geht noch über die List des Teufels, den du gezwungen hast, in deinen Schalwars zu wohnen. Wann soll ich Hanneh die Kette geben?«
    »Sobald sie dein Weib geworden ist.«
    »Sie wird die berühmteste sein unter allen Benat el Arab, denn alle Stämme werden erzählen und rühmen, daß sie den Scheïtan gefangen hält. Darf ich auch die andern Schätze sehen?«
    Benat ist Plural von Bint, Tochter.
    Es kam nicht dazu, denn der Scheik schickte jetzt und ließ mich und Halef zu sich bitten. Wir fanden in seinem Zelte alle Ateïbeh versammelt.
    »Sihdi, hast du ein Pergament mitgebracht?« fragte Malek.
    »Ich habe Papier, welches so gut ist wie Pergament.«
    »Willst du den Vertrag schreiben?«
    »Wenn du es wünschest, ja.«
    »So können wir beginnen?«
    Halef, an den diese Frage gerichtet war, nickte, und sogleich erhob sich einer der anwesenden Männer, um ihn zu fragen:
    »Wie lautet dein voller, ganzer Name?«
    »Ich heiße Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah.«
    »Aus welchem Lande stammest du?«
    »Ich stamme aus dem Garbi, wo die Sonne hinter der großen Wüste untergeht.«
    Westen.
    »Zu welchem Stamme gehörst du?«
    »Der Vater meines Vaters, welche beide Allah segnen möge, bewohnte mit dem berühmten Stamme der Uëlad Selim und Uëlad Bu Seba den großen Dschebel Schur-Schum.«
    Der Frager, welcher jedenfalls ein Verwandter der Braut war, wandte sich nun an den Scheik.
    »Wir alle kennen dich, o Tapferer, o Wackerer, o Weiser und Gerechter. Du bist Hadschi Malek Iffandi Ibn Achmed Chadid el Eini Ben Abul Ali el Besami Abu Schehab Abdolatif el Hanifi, ein Scheik des tapferen Stammes der Beni Ateïbeh. Hier dieser Mann ist ein Held vom Stamme Uëlad Selim und Uëlad Bu Seba, welcher auf den Bergen wohnt, die bis zum Himmel reichen und Dschebel Schur-Schum heißen. Er führt den Namen Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah und ist der Freund eines großen Effendi aus Frankistan, den wir als Gast in unserem Zelte aufgenommen haben. Du hast eine Tochter. Ihr Name ist Hanneh; ihr Haar ist wie Seide, ihre Haut wie Öl, und ihre Tugenden sind rein und glänzend wie die Flocken des Schnees, die auf dem Gebirge wehen. Halef Omar begehrt sie zum Weibe. Sage, o Scheik, was du dazu zu sagen hast!«
    Der Angeredete imitierte ein würdevolles Nachdenken und antwortete dann:
    »Du hast gesprochen, mein Sohn. Setze dich nun und höre auch meine Rede. Dieser Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah ist ein Held, dessen Ruhm schon vor Jahren bis zu uns gedrungen ist. Sein Arm ist unüberwindlich; sein Lauf gleicht dem der Gazelle; sein Auge hat den Blick des Adlers; er wirft den Dscherid mehrere hundert Schritte weit; seine Kugel trifft stets sicher, und sein Handschar hat das Blut schon vieler Feinde gesehen. Dazu hat er den Kuran gelernt und ist im Rate einer der Klügsten und Erfahrensten. Dazu hat ihn dieser gewaltige Bei der Franken seiner Freundschaft für wert gehalten – – warum sollte ich ihm meine Tochter verweigern, wenn er bereit ist, meine Bedingungen zu erfüllen?«
    »Welche Bedingungen stellst du ihm?« fragte der vorige Sprecher.
    »Das Mädchen ist die Tochter eines mächtigen Scheik, daher kann er sie um keinen gewöhnlichen Preis haben. Ich fordere eine Stute, fünf Reitkamele, zehn Lastkamele und fünfzig Schafe.«
    Bei diesen Worten machte Halef ein Gesicht, als ob er diese fünfzig Schafe, zehn Last- und fünf Reitkamele samt der Stute soeben mit Haut und Haar verschlungen habe. Woher sollte er diese Tiere nehmen? Glücklicherweise fuhr der Scheik fort:
    »Dafür gebe ich ihr eine Morgengabe von einer Stute, fünf Reitkamelen, zehn Lastkamelen und fünfzig Schafen. Eure Weisheit wird da einsehen, daß es ganz unnötig ist, bei so trefflichen Verhältnissen den Preis und die Morgengabe gegenseitig

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