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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ist, wie deine Lanze.«
    »Und das Tirscheh oder Kiahatwirst du nicht vergessen?«
    Pergament oder Papier.
    »Nein. Ich werde auch Mürek und ein Kalemmitbringen.«
    Tinte und eine Feder.
    »Thue es. Allah schütze dich, bis wir dich wiedersehen!«
    Die Ateïbeh hockten sich neben ihre Kamele nieder, und wir drei ritten in die Stadt.
    »Nun, war das kein Abenteuer?« fragte ich Albani.
    »Allerdings. Und was für eines! Es hätte ja beinahe Mord und Totschlag gegeben. Ich hielt mich wirklich zum Kampf bereit.«
    »Ja, Sie hatten ganz das Aussehen eines rasenden Roland, mit dem nicht gut Kirschen essen ist. Wie ist Ihnen der Ritt bekommen?«
    »Hm! Anfangs haben Sie mich bedeutend in Trab gebracht; dann aber ging es leidlich. Ich lobe mir ein gutes deutsches Kanapee! – Sie wollen mit diesen Arabern gehen? – So werden wir uns wohl nicht wiedersehen.«
    »Wahrscheinlich, da Sie ja die nächste Gelegenheit zur Abreise benutzen wollen. Doch habe ich so viele Beispiele eines ganz unerwarteten Zusammentreffens erlebt, daß ich ein Wiedersehen zwischen uns nicht für unmöglich halte.«
    Diese Worte sollten sich später wirklich erfüllen. Für jetzt aber nahmen wir, nachdem wir dem Kamelverleiher seine Tiere zurückgebracht hatten, einen so herzlichen Abschied, wie es Landsleuten ziemt, die sich in der weiten Ferne getroffen haben. Dann begab ich mich mit Halef nach meiner Wohnung, um meine Habseligkeiten zusammenzupacken und mich von Tamaru, dem Wirt, zu verabschieden. Ich hatte nicht geglaubt, daß ich seine Wohnung so bald aufgeben würde. Auf zwei gemieteten Eseln ritten wir wieder zur Stadt hinaus. Dort wurden die harrenden Kamele bestiegen, worauf wir mit den Ateïbeh nach ihrem Lager ritten.

Siebentes Kapitel. In Mekka .
     
    Während des Rittes ging es sehr einsilbig zu. Am schweigsamsten war die Tochter des Scheik. Sie sprach kein Wort; aber in ihren Augen glühte ein schlimmes Feuer, und wenn sie nach links hinüberblickte, wo sie hinter dem niedrigen Horizonte das Schiff des Abu-Seïf vermuten mußte, faßte ihre Rechte stets entweder den Griff ihres Handschar oder den Kolben der langen Flinte, welche quer über ihrem Sattel lag.
    Als wir in der Nähe des Lagers anlangten, ritt Halef zu mir heran.
    »Sihdi,« fragte er, »wie sind die Gebräuche deines Landes? Hat dort einer, der sich ein Weib nimmt, die Braut zu beschenken?«
    »Das thut wohl ein jeder bei uns und auch bei euch.«
    »Ja, auch in Dschesirat el Arab und in dem ganzen Scharkiist das Sitte. Aber da Hanneh nur zum Schein für einige Tage meine Frau werden soll, so weiß ich nicht, ob ein Geschenk erforderlich ist.«
    Osten.
    »Ein Geschenk ist eine Höflichkeit, welche wohl immer angenehme Gefühle erregt. Ich an deiner Stelle würde höflich sein.«
    »Aber was soll ich ihr geben? Ich bin arm und auch gar nicht auf eine Hochzeit vorbereitet. Meinst du, daß ich ihr vielleicht mein Adeschlikverehre?«
    Feuerzeug.
    Er hatte sich nämlich in Kairo ein kleines Döschen aus Papiermaché gekauft und verwahrte darin die Zündhölzer. Das Ding hatte für ihn einen sehr großen Wert, weil er dem Händler das zwanzigfache für die Dose bezahlt hatte, die kaum dreißig Pfennige wert war. Die Liebe brachte ihn zu dem heroischen Entschluß, seinem kostbaren Besitztume zu entsagen.
    »Gieb es ihr,« antwortete ich ernsthaft.
    »Gut, sie soll es haben! Aber wird sie es mir auch wiedergeben, wenn sie meine Frau nicht mehr ist?«
    »Sie wird es behalten.«
    »Allah kerihm, Gott ist gnädig; er wird mich nicht um das meinige kommen lassen! Was soll ich thun, Sihdi?«
    »Wenn dir das Adeschlik so lieb ist, so gieb ihr etwas anderes!«
    »Was denn? Ich habe weiter nichts. Ich kann ihr doch weder meinen Turban, noch meine Flinte, noch die Nilpeitsche geben!«
    »So gieb ihr nichts.«
    Er schüttelte sehr besorgt den Kopf.
    »Auch dies geht nicht an, Sihdi. Sie ist meine Braut und muß irgend etwas erhalten. Was sollen die Ateïbeh von dir denken, wenn dein Diener ein Weib nimmt, ohne es zu beschenken?«
    Ah! Der Schlaukopf fand sich also bewogen, an meinen Ehrgeiz und infolgedessen natürlich auch an meinen Beutel zu appellieren.
    »Preis sei Allah, der dein Gehirn erleuchtet, Halef! Mir geht es aber ebenso wie dir. Ich kann deiner Braut weder meinen Haïk, noch meine Jacke, noch meine Büchse schenken!«
    »Allah ist gerecht und barmherzig, Effendi; er bezahlt für jede Gabe tausendfältige Zinsen. Trägt dein Kamel nicht auch ein Ledersäckchen, in welchem du

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