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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gebildet, die in den verschiedensten Sectionen eingreifen muß, um dem Verderben rechtzeitig zu steuern. Kaum schmückt das Vermächtniß irgend eines wohlgefütterten Zugthieres die belebte Straße, so kommt der bekannte dickleibige Käfer herbeigesummt und fertigt mit erstaunlicher Geschicklichkeit kleine Kugeln aus dem bildsamen Materiale, um in dieser Form das Anstößige unter die Erde zu bringen.
    Kaum hat ein Feldmäuslein, eine Eidechse oder irgend eine Natter die »irdische Bahn vollendet,« so naht der gelbgestreifte Todtengräberkäfer, um des Amtes zu warten, welches aus seinem Namen zu ersehen ist. Jedes Wild zieht sich, sobald es den Tod nahen fühlt, in die tiefste Einsamkeit zurück, um dort in Ruhe zu verscheiden; ist dies geschehen, so fallen unzählige Wächter der Gesundheit über die Thierleiche her, um durch die Vernichtung des faulenden Fleisches den üblen Folgen vorzubeugen. Jedes Wässerlein hat seine Polizei, jeder Bach seine Krebse, die nur vom Aase leben, jeder Fluß seine Räuber, die aber nichts weniger als den Galgen verdienen; in den stehenden See’n und schlammigen Strömen verschlingt das gefräßige Krokodil, der unersättliche Alligator ungeheure Mengen verwesender Stoffe, und die Piraten des Meeres, denen die Sorge über das allgemeine Wohlbefinden anvertraut ist, sind, der Größe ihres Gebietes angemessen, gar nicht zu zählen.
    So hat jedes, auch das kleinste und unscheinbarste, das häßlichste Wesen seine Bestimmung, um deretwillen ihm der denkende Mensch die wohlverdiente Achtung zollt. Eine Frage nach der Bestimmung des Thierlebens im Großen und Ganzen würde eine, ganze Bände umfassende Antwort erfordern, die sich übrigens dem ernsten und liebevollen Beobachter ganz von selbst an die Hand giebt. Der Fleischesser, der Gerber, der Schuhmacher betrachtet die Welt der Thiere von einem sehr materiellen Standpunkte, während der Künstler durch die Macht der Idee den Stoff zu durchgeistigen weiß. Dem Forscher aber sind all’ die vielen und verschiedenartigen tierischen Daseinsformen ebenso viele Offenbarungen einer aus dem Staube in das Reich des Geistes emporführenden Wesenskette, deren jedes einzelne Glied zur Bildung des Ganzen erforderlich war, und grad so und nicht anders ist, als es sein Zweck erforderte.
    Diese Zweckmäßigkeit leuchtet am deutlichsten aus der Fortpflanzung der Thiere hervor; Wesen, deren Menge nach dem weisen Haushaltsplane der Natur so groß sein muß, daß der Mensch sie mit keiner seiner Zahlen zu bestimmen vermag, zeugen Millionen Nachkommen, obgleich sie vielleicht kaum vom Aufgange bis zum Niedergange der Sonne leben, während andere, die über ein Jahrhundert alt werden können, sich so spärlich vermehren, daß durchschnittlich auf mehrere ihrer Lebensjahre die Erzeugung nur eines Jungen gerechnet werden darf. Die Ersteren scheinen geboren zu werden, blos um sich fortzupflanzen und zu vermehren; die Letzteren aber haben andere und höhere Aufgaben zu lösen, und je mehr das ihnen innewohnende seelische oder geistige Princip sich entwickelt, desto bedeutender wird ihre Form, desto geringer ihre Zahl und desto länger die Zeit ihres Lebens.
    Der Seidenwurm legt jährlich bei 500 Eier, die Bienenkönigin bei 40000. Eine Termitenkönigin wird im Zustande der Befruchtung 2000mal größer im Umfange, als sie gewöhnlich ist und legt dann innerhalb 24 Stunden 80000 Eier. Im churbraunschweigisch-lüneburgischen Antheile des Harzes wurden im Jahre 1783 über 3 Millionen Fichten durch den Fichtenborkenkäfer zerstört; um den Tod nur eines Baumes herbeizuführen, waren an 80000 dieses schädlichen Insectes thätig, also wurde die angerichtete Verwüstung durch über 240000 Millionen Käfer hervorgebracht. Ein Häring trägt über 20000, ein Karpfen über 30000 Eier; in einer einzigen Auster hat man über 3 Millionen Eier gezählt; ein Paar des höhlengrabenden Kaninchens kann sich unter günstigen Umständen binnen 4 Jahren auf 1200000 Stück vermehren; ein Paar Feldmäuse vermag es in der Zeit nur eines Jahres auf 20000 zu bringen, und auch die Vermehrung der Ratten ist eine so bedeutende, daß sie besonders in großen Haupt- und Hafenstädten zur wahren Plage werden. Besonders berühmt ist in dieser Beziehung Paris, wo in jedem Jahre zur Winterszeit die großartigsten Jagden angestellt werden und man alsdann wohl in einer einzigen Nacht 50000 tödtet. Auch der in dieselbe Classe der Nagethiere zählende Prairiehund vermehrt sich in so

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