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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schwere Riesenschildkröte gefangen, um lebend nach Europa gebracht zu werden. Unterwegs erkrankte sie aber und wurde deshalb angesichts der britischen Küste in das Meer geworfen. Zwei Jahre später fing man dasselbe Thier bei Ascension wieder; es hatte also den Weg in die 800 Meilen entfernte Heimath wiedergefunden.
    Der Bau eines jeden Thieres ist mit weiser Fürsorge für seinen Aufenthalt und seine Lebensweise eingerichtet. Der Maulwurf, welcher seine unterirdischen Gänge gräbt, besitzt die dazu nothwendigen Schaufelfüße ebensowohl, wie der Fregattvogel die, ausgebreitet 14 Fuß klafternden Flügel, um als kühnster der Segler die Oceane zu überfliegen. Die im grünen Blätterwerke aus dem Eie gekrochene Raupe, deren einzige Aufgabe in der Befolgung ihrer Gefräßigkeit besteht, vermag nur kurze Zeit ohne Nahrung zu bestehen, während das Kameel, für die wasserarme Wüste bestimmt, acht Tage lang zu dürsten vermag und auch ohne Nahrung eine Zeit lang von dem Fette seines Höckers lebt. Das Faulthier, gewohnt, die Bäume bis auf den letzten Rest ihrer genießbaren Theile abzunagen, besitzt in seinen Krallen die besten Werkzeuge, sich auf ganze Wochen klammernd festzuhalten; die 100 Arten von Affen, deren lebhaftes Temperament sie ohne Ruhe und Rast von Zweig zu Zweig, von Ast zu Ast treibt, sind mit Händen und Schwänzen versehen, welche diese Beweglichkeit ermöglichen, und die Antilope, deren einzige Waffe in der Flucht besteht, vermag mit ihren zierlichen Hufen die weitesten Strecken in stürmender Eile zu durchjagen. Die Schnecke baut sich ihren ambulanten Palast, die Termite ihre Volkscaserne, die Biene ihre zellenreiche Honigfabrik, der Vogel sein kunstvolles Sommerlogis, das Eichhörnchen seinen luftigen Kober, der Biber seine submarinen Familienzimmer, der Hamster seine unterirdischen Vorratskammern, der Fuchs sein Malepardus, der Bär seinen Rheumatismuskeller, und wer zu bequem ist oder es vergessen hat, bei Mutter Natur einen architectonischen Cursus zu nehmen, der schmeichelt sich in die Gewogenheit des Menschen ein, der ihm entweder eine weiche Sophaecke vermiethet oder einen Kunstpavillon mit der Firma »Villa Staar« zur Verfügung stellt.
    Die Farbe der Thiere wird nicht vom Zufalle bestimmt, sondern auch in ihr offenbart sich das Walten einer gütigen Vorsehung, welche durch den Einfluß, den sie der rein äußeren Welt auf die Gestaltung und Ausstattung selbst des organischen Lebens erlaubt, ihren Geschöpfen die freundlichsten Vortheile bietet. Die Raupe und der Schmetterling, sie tragen beide die Farbe der Pflanzentheile, von welchen sie vorzugsweise ihre Nahrung nehmen, und sind auf diese Weise dem oberflächlichen Blicke ihrer zahlreichen Feinde entzogen. Aus eben diesem Grunde haben die Tagfalter eine helle, die Dämmerungs- und Nachtfalter eine düstere Färbung. Wenn sich die Lerche, das Rebhuhn eng an die Scholle des Ackerfeldes schmiegt, so kann selbst das scharfe Auge des Falken sie kaum von dem Boden unterscheiden. Das Gesetz der Farbenharmonie zieht sich durch die ganze irdische Schöpfung. Da die Pflanzenwelt der tropischen Zone eine in den reichsten Nuancen schillernde und flimmernde ist, so ist auch das Thierreich dort durch seine farbenprächtigsten Exemplare vertreten, während die Zahl und Lebhaftigkeit der Farbentöne sich je weiter nach dem Norden, desto mehr vermindert. Und nicht etwa blos die kleineren Thiere stehen unter dieser Farbenabhängigkeit, sondern wir haben selbst unter den größesten der Säugethiere die auffälligsten Beispiele. Der nordamerikanische Bison mit seiner schmutzig-dunklen Färbung paßt ganz vortrefflich in die vom Pfluge noch unberührten Ebenen des » dark and bloody ground «, des finstern und blutigen Bodens, wie der Yankee die Prairie nennt, während der Jak oder Grunzochs Innerasiens neben dem Braun des sonnverbrannten Niederlandes auch die Farbe des ewigen Schnee’s an sich trägt, zu welchem er in die Berge des Himalaya emporsteigt. Der Bär der gemäßigten Zone sieht schwarz, braun oder grau, der Eisbär aber trägt das verunreinigte Weiß, welches den Schnee- und Eisfeldern des Nordens eigenthümlich ist.
    Ebenso bewundernswerth ist die Beziehung, welche zwischen der Gestaltung und Größe eines Landes und derjenigen seiner Thiere stattfindet. Gebirge haben andere Thiere als ebene Länder, vielfach vom Wasser zerrissene Flächen tragen nicht dieselbe Fauna, wie compacte, trockene Striche; große Festländer besitzen auch

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