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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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namenlose Seligkeit gab. Ach, sie bezweifeln wohl gar sein Dasein, während er Myriaden Welten durch das Endlose des Universums sendet, ihn zu verkünden.
    Ein Blick in die unendliche Tiefe des Weltgebäudes und auf jene glänzenden Ordnungen ist genug, um dem Weisen die Majestät Gottes so   lebendig zu vergegenwärtigen, daß ihm Alles, was im Irdischen groß heißt, verächtlich wird, und sein eigener Geist sich vor der Nähe des Herrn wie vernichtet fühlt. Das ist ein anderer Gott, welchen nur die Unendlichkeit der Himmel verkündet, als der, welchen uns die Schulmeinungen nennen, oder als der, welchen wir in den dürftigen Bildern des Katechismus und seiner Erklärer finden, die oft wohl Schriftgelehrte, selten aber oder nie Gottesgelehrte sind.
    Darum ist die Weltkunde, darum die Geschichte der unversiechbare Born, an den wir Sterbliche ohne Unterlaß herantreten sollen bei Tag und bei Nacht, Gottesbewußtsein aus ihm zu schöpfen und Weisheit, die uns für die Unsterblichkeit vorbereiten. Dann wird Gott in unserm Herzen herrschen, dann wird schon auf Erden der Himmel in unserm Herzen sein, jene Seligkeit, welche aus dem Bewußtsein der Tugend und des göttlichen Beifalls quillt, jene Seligkeit, die durch höhere Vollendung entsteht und nothwendig ist, wie der unsterbliche Geist selber. So gelangen wir zu den Endursachen der Bauwerke Gottes!
    Die Unwissenden, wie sind sie zu beklagen! Sie kennen ihren Gott, ihren Vater nicht! Ach, sie kennen Den nicht, der sich auch ihnen als der Liebevolle offenbart, und deuten manche der Erscheinungen am Himmelsgewölbe auf kindisch böse Art, die er als Regent des Weltalls zum Heile desselben in’s Leben treten läßt.
    Aber diese Tausende sind unschuldig an ihrem unheiligen Irrthum. Ihre eigenen Lehrer, ihre Seelsorger und Schriftgelehrten sind schuldig, welche sie aus übel verstandenem Leichtsinn wohl gar in der Unwahrheit und Furcht bestärken, oder mit frevelhaftem Leichtsinn sie keines Besseren belehren, ihnen keine würdigere Vorstellung geben wollen. Aber auch diese Lehrer sind oft unschuldig; denn unter dem glänzenden, oberflächlichen Firniß, womit die philologischen und rein literarischen Studien in unseren Gelehrtenschulen fast alle Classen der s.g. gebildeten Gesellschaft gleichförmig übertünchen, finden wir fast immer, es möge frei herausgesagt sein, eine vollständige Unbekanntschaft mit großen und schönen Erscheinungen, mit jenen großen Naturgesetzen Gottes, deren Erkenntniß die sicherste Schutzwehr ist gegen Vorurtheil und Aberglauben.
    Diejenigen Obrigkeiten sind schuldig, welche die Abergläubigen und Unwissenden wohl gar zu Gegenständen ihres Witzes, ihres Spottes machen, sich über deren unnütze Angst, z.B. bei Kometenerscheinungen belustigen, aber keineswegs ihrer Pflicht eingedenk sind, durch bessere Einrichtung des öffentlichen Unterrichts und der Schulen die Wahrheit zu befördern und das Reich derselben, das das Reich Gottes ist, zu verbreiten. Die Selbstsucht herrscht!
    Sie sind schuldig und vor dem Richter für alle Thaten verantwortlich, welche aus schnödem Eigennutz, aus Dünkel und Hochmuth, besser geboren zu sein, die Mitmenschen von s.g. geringer Herkunft gern und geflissentlich im angestammten Irrthum und im Finstern verbleiben lassen wollen. Welche Herkunft ist denn vor Gott edler oder unedler? Stammen nicht alle unsere Geister von ihm, dem heiligen Urgeist? Welches Recht haben wir, den Beruf, welchen Gott allen Geistern gab, ändern zu wollen? – Das Laster bewältigt die Tugend!
    Das unfehlbarste Kennzeichen unserer Ebenbildlichkeit mit Gott, unserer rein erhaltenen inneren Würde ist aber: unseres Geistes Freiheit! Die Freiheit des Geistes hebt uns über den Zauberkreis irdischer Begierden und des niedrigen sinnlichen Genusses zum Göttlichen, Ueberirdischen, dem wir entstammen, dem wir angehören, dem wir auch nachher verbleiben, wenn die Grundstoffe des Sterns, auf dem wir wandeln, von unserm Geiste wieder abgefallen sind.
    Die Freiheit des Geistes muß uns auch eine Leuchte sein auf der Wandelbahn durch den Irrsaal der Menschheitsgeschichte und der Staatenkunde, durch die Leiden und Freuden, die er in Zeit und Raum vor dem menschlichen Auge entfaltet. Sehen wir nicht alle Tage, wie sich das, was ist, verwandelt; wie das Alte einstürzt, das Verblühte hinmodert? Und immer neues Leben nimmt neue Gestalten, und über dem Schutt erheben sich neue Wohnungen, über dem Meere zerstörter Reiche steigen mit der

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