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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wiederkehrenden Sonne des stets heller werdenden aufklärenden Lichtes neue Staaten als duftende Blumen empor! Dieses Spiel großer Wandlungen ist auch ein Theil der Weltordnung, die der Ewige und Alleinunveränderliche von seinem Throne lenkt und leitet. Der Urgeist der Dinge das Licht des Lichts, der Allmächtige, der allliebende Herrscher auch der geistigen Welt führt so das edelste seiner auf dem Stern unter den Sternen geschaffenen Wesen in einer Reihe dahinschwebender Jahrtausende seinem Reiche, dem Reiche der Wahrheit, dem Reiche Gottes entgegen!
    Wenn wir das ganze, unermeßliche Weltgebäude als das Reich Gottes, unseres himmlischen Vaters ansehen, so müssen wir für Alles,   was in diesem Gebäude vorgeht, für alle Veränderungen und Entwickelungen, die sich da oben in den glänzenden Räumen abspielen, ein hohes, ein ebenso unendliches Interesse haben, wie die Vorgänge unendlich sind, welche sich in flammender Sternenschrift im unermeßlichen All abzeichnen. Und wenn wir nun einsehen, wie vollständig unmöglich es uns wenigstens jetzt noch ist, auch nur den kleinsten dieser Vorgänge in seinem Entstehen zu ergründen, in seinem Verlaufe zu verfolgen und in seinem Ende und seinen Wirkungen vorher zu bestimmen, so erkennen wir die Nichtigkeit unseres Wissens und sind bereit, dem Herrn allein die Ehre zu geben, welchem tausend Jahre sind wie ein Tag, der gestern vergangen ist.
    Ja, wohl sehnt sich mancher schwache Sterbliche nach außerordentlichen Dingen und erwartet Zeichen vom Himmel. Kurzsichtiger, der er ist! Jeden Gegenstand, den er berührt, ist ein Wunder in dem ganzen Laufe seines Daseins und Bestehens; er ist ein Zeugniß für die Kräfte, die ihn in’s Leben riefen, und die Gesetze, nach denen er von unergründlichen Gewalten geleitet wird. Der Fuß, welcher den Staub zertritt, ahnt nicht, daß das kleinste Atom dieses Staubes eine Geschichte besitzt ebenso wie die gigantischen Bälle, welche durch die Räume sausen. Nichts ist zu klein, zu gering, zu verborgen, worüber nicht der Maaßstab der Zeit gelegt werden könnte, und oft ist die Geschichte des Kleinsten, des Unscheinbarsten ungleich reicher an interessanten und tiefsinnigen Episoden, als diejenige eines Gegenstandes, welcher uns in den riesigsten Formen und Verhältnissen erscheint.
    Jener Stein, welchen wir am Ufer des Baches mit Füßen treten, er war ein Theil jenes Felsens, welchen plutonische und vulkanische Gewalten aus den Tiefen der Erde emportrieben zu schwindelnder Höhe. Er war, ehe noch ein menschlicher Fuß auf der Erde wandelte; er hat gesehen, wie es da unten in dem Innern der Erde wallt und kocht, zischt, spritzt und sprudelt, wie glühende Massen emporsteigen und niedersinken, wie glühende Flammen in der Erdrinde lecken und verderbenschwangere Gase und Dämpfe sich von Ritze zu Ritze drängen und, den Umkreis erschütternd, aus speienden und sprühenden Kratern steigen. Dann ist er an das freie Sonnenlicht getreten, hat den Thau des Himmels und die Tropfen der Wolken getrunken, mit den Stürmen und Winden Zwiesprache gehalten und die Geschlechter der Menschen kennen und gehen sehen, wie die Figuren eines Schauwerkes. Dann hat er sich in Moose und   Epheu, in Laub und Ranken gehüllt, hat sie genährt mit seinen Bestandtheilen und durch dieselben eine Wanderung angetreten durch eine ganze Reihe niederer und höherer organischen Erscheinungen. Er, welcher zu unseren Füßen liegt, ist nur ein Bruchstück des früheren Felsens, und dieser hat eine Geschichte, welche uns mit hohem Staunen und lauter Bewunderung erfüllen würde, wenn es unserem Auge möglich wäre, sie durch ihre Stadien zu verfolgen.
    Jene Tausende von Schneeflocken, welche vom Himmel fallen und unter dem Vergrößerungsglase uns die Regelmäßigkeit und Schönheit ihrer Gestalt offenbaren, sind zwar Gebilde des Augenblickes, sie entstanden während einer Minute und zerfließen im Herabfallen schon wieder vor dem unsichtbaren Strahle der irdischen oder solaren Wärme, aber der Stoff, von welchem sie ihren Körper entlehnten, rechnet sein Bestehen nach Jahrmillionen und bleibt durch alle gestaltlichen Veränderungen, die er erleidet, doch immer derselbe. Ob als Dunstbläschen für unser Auge nicht wahrnehmbar in der Luft schwebend, ob als Regentropfen die Erde fruchtend, ob als Schneesternchen die Erde deckend, ob als Hagelkorn Gefahr bringend, als Dampfatom die Maschine treibend oder als Theil des menschlichen Blutes den Puls regierend und die

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