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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Vollkommenheiten machen und eine Liebe zu ihm erkünstelt   haben, welche sie dann kraft ihres Amtes Anderen einzuflößen suchen. Aber ihre Art der Liebe kann nicht das Gefühl eines Jeden sein, und ihr Bild von Gott ist zu schwach und klein, um andere Gemüther zu erheben.
    Nicht der Mensch, Gott selbst verkündet sich den Sterblichen am herrlichsten, und lehrt, wie er sei! Fragst du: Wo soll ich es hören und erfahren? Schon das Alterthum antwortet dir: »Rede mit der Erde, die wird dich’s lehren, und die Fische im Wasser werden dirs erzählen. Wer weiß solches Alles nicht, daß des Herrn Hand es gemacht hat?« (Hiob 12, 8. 9.) »Die Himmel erzählen die Ehre Gottes und die Veste verkündiget seiner Hände Werk. Ein Tag sagt’s dem andern und eine Nacht thut’s kund der andern. Es ist keine Sprache noch Rede, da man nicht ihre Stimme höre.« (Ps. 19, 2. 3. 4.) Was haben Hiob und David, der Psalmist, mit diesen Worten sagen wollen, was anders, als: Lies, du Sterblicher, in dem Buche Gottes, des Allgewaltigen, so weit deine Kraft reicht; forsche in der Lehre von den Naturkräften und in der Geschichte der Naturkörper und suche dich emporzuschwingen in der Erkenntniß vom Bau der unendlichen Himmelsräume, so weit dein Einsichtsvermögen reicht. Natur- und Weltkunde sind die beiden Staffeln der Leiter, die zur Gottesliebe, zur Gottesfurcht, zur echten Frömmigkeit führt, zu ihm, dem Unsichtbaren, bei dem allein Macht, Größe, Weisheit und Heiligkeit ist.
    Wie Gott über den unendlichen Kreis seiner Werke und Geschöpfe mit Vaterliebe waltet, so soll der Mensch über das Glück derer wachen, die in seinem Wirkungskreise leben. Doch wie jammervoll sieht es in diesen Kreisen aus? Die menschlichen Leidenschaften führen das Scepter, nicht die Gottesliebe, wie dünkelhaft und prahlerisch dieser oder jener von den Gewalthabern unter den Menschen mit Pathos verkünden mag: Ich will Gott vor Augen haben und im Herzen! »Große Worte und hohe Reden machen keinen gerechten Mann, sondern ein tugendhaftig Leben machet Gott lieb und wohlgefällig« (Thomas von Kempis 1. B. 1, 3). »Aber weise Leute glauben nicht allen Reden; denn sie wissen, daß die menschliche Schwachheit mehr zum Bösen geneigt ist und leichtlich in Worten strauchelt« (Th. v. K. 1. B. 5, 1). Die Thaten und Missethaten der Gewalthaber auf Erden schildert die sogenannte Weltgeschichte, die   zum Verständniß des zeitigen, stets wechselnden Zustandes der bürgerlichen Vereine führt.
    Was aber ist im Verhältniß zur unendlichen Herrlichkeit, welche von der Sonne bis zur letzten der ihr zugeordneten Welten ausgebreitet ist, der allmächtigste der gewesenen und seienden Gewalthaber auf dem kleinen Erdball? – Weniger, als eine kaum sichtbare Milbe, am Laube einer tausendjährigen Eiche klebend! Und die Milbe, jener einschmeichelnden Selbst sucht erliegend, die ihr zuraunt, weil sie wirklich das Beste wolle, müsse sie es auch ungehindert ausführen können, ist hochmüthig und vermessen genug, sich für das allein von Gottes Gnade geborene Wesen zu halten! Dennoch, wie demüthigen sich tausend und tausend andere Sterbliche vor diesem Nichts; wie beben sie vor dem Zorn dessen, der Staub ist, wie sie; wie bewundern sie seinen Reichthum; wie preisen sie seine Macht; wie eifrig fliegen sie, seine Wünsche zu erfüllen und sich ihm wohlgefällig zu machen, irdische, vergängliche Vortheile zu erlangen!
    Aber der Einzige, Hohe, Unvergängliche – Gott, der allein der Allerhöchste und die Majestät ist, vor dem aller Glanz des Weltgebäudes matt ist; vor dem die ungeheuren Sonnen und alle um sie fliegenden Welten nur Staub sind, – der große Unsichtbare, Alleinheilige, er ist von den Sterblichen vergessen, während sie sich vor der Milbe beugen; seine Weisheit und Macht ist von ihnen kaum gekannt, während sie vor kleinlichen Spielen ihresgleichen erstaunen und es Kunst heißen; ihn zu verehren, anzubeten in seiner Herrlichkeit, ist ihnen nur Nebensache, oft lästiges Herkommen, dessen sie gern los sein möchten, während sie vor Denen in tiefster Ehrfurcht sich beugen, die nicht wissen, ob sie morgen noch athmen.
    Wer ihnen ein wenig Vergängliches hinbietet, Staub und Asche, was sie Reichthum nennen, oder ein Traumwesen, das sie Ehre, Rang und Ordensband heißen, dem stammeln sie in hoher Rührung Dankbarkeit; aber gleichgültig blicken sie auf den Herrn des Weltalls, der ihrem Geiste Ewigkeit, zur Heimath das Weltgebäude, und zum letzten Ziele

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