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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erste selbstständige That des Menschen war ein Brudermord, und seit Kain und Abel zieht sich dieser Brudermord in unzähligen Gestalten und Abwechselungen durch die Jahrhunderte bis herein in die Gegenwart. Der Eigennutz bestimmte das Thun und Lassen des Menschen, und wenn die Liebe ihre Thätigkeit langsam und schüchtern entfaltete, so geschah es doch nur in Form der geschlechtlichen Zuneigung. Und selbst diese war noch so wenig geregelt und geheiligt, daß wir gerade jenen dunklen Zeiten die Anfänge aller geschlechtlichen Verirrungen zuschreiben müssen, welche noch am heutigen Tage an der Gesundheit der menschlichen Gesellschaft zehren. Schon in jenen Anfängen der socialen Entwickelung und Gliederung tritt die Prostitution auf, welche wir noch jetzt als einen leider geduldeten Krebsschaden an dem socialen und sittlichen Körper der Menschheit zu bemerken haben. Wir können nicht umhin, ihr im Laufe unserer Betrachtungen einige Aufmerksamkeit zu schenken und werfen zunächst einen Blick auf die Art und Weise ihrer Entstehung:
    Die Geschlechtsliebe des Menschen ist in der Schöpfung der mächtigst wirkende Hebel, welcher in den meisten Fällen seiner Handlungsweise diejenige Richtung giebt, welche entscheiden war und ist, auf die Entwickelung ganzer Nationen, auf die Schicksale mächtiger Völkerschaften.
    Vom entferntesten Alterthume her bis in die modernste Neuzeit hinein hat die Liebe zum andern Geschlechte auf die Handlungsweise des Mannes einen nicht zu unterschätzenden Einfluß gehabt, und wer sich die Mühe nehmen wollte, eine Weltgeschichte nach Maitressenepochen zu schreiben, der würde das curioseste Buch unseres Jahrhunderts zu Stande bringen.
    Die Natur pflanzte den Geschlechtstrieb in den Menschen zu dem Zwecke seiner Vermehrung: daß er den Act des Beischlafes zu jeder Zeit nach freiem Willen und ungehindert durch äußere Einflüsse vollziehen kann, daß er nicht, wie das Thier, an gewisse Jahreszeiten gebunden ist, in welchen er, wie dieses, in dem erwachten Geschlechtstriebe sich Befriedigung verschaffen darf, ist einer der großen Vorzüge, welche der Mensch als Herr der Schöpfung besitzt.
    Daß der Mensch die freie Bestimmung über seine Handlungsweise nicht immer zu seinem Besten anwendet, daß er sich von seinen Leidenschaften hinreißen läßt, dürfen wir, um gegen uns selbst nicht zu strenge Richter zu sein, nicht allzusehr verdammen.
    Allein gerade in Bezug auf die Geschlechtsliebe sollte der Mensch sich   am meisten beherrschen können, da sie das Größte und Edelste ist, das die Natur in ihn gepflanzt.
    Die Natur schuf das Weib nicht, uns Liebe abzuzwingen, sondern abzuzaubern. Die Schöpfung bietet im Besitze des Weibes so hohe Fülle der Freude dar, daß nur der geistlose Barbar im Augenblicke des sinnlichen Genusses den Triumph der Liebe fühlt.
    Die beiden Hälften des Menschengeschlechtes nehmen in Bezug auf die Geschlechtsliebe ganz verschiedene Standpunkte ein.
    Während der Mann bei allen Völkern derjenige ist, welcher durch sein Schaffen und Wirken die bestimmende Kraft sowohl im Staate, wie in der Familie bildet, ist das Weib, durch die ihm von der Natur anvertraute hohe Mission, Kinder zu gebären und Kinder zu erziehen, auf einen ganz andern Standpunkt gestellt. Das Weib verhält sich leidend, wo der Mann handelnd auftritt; das Weib entsagt da, wo der Mann genießt.
    Das eben Gesagte findet eine treffende Illustration in der Verrichtung des Geschlechtsactes selbst. Der selbstständige, handelnde Mann schwelgt in den Reizen des Weibes; das leidende, entsagende Weib findet den größeren Genuß in den Wonnen, welche es dem Geliebten bereitet.
    In dem ersten einfachen Naturzustande des Menschengeschlechtes war die Vermischung der Geschlechter einzig und allein das Resultat eines natürlichen Triebes und das Weib ergab sich dem Manne, ohne etwas anderes darin zu erblicken, als einen natürlichen Act, der durch kein Verbot gehindert wurde.
    So lange das Weib nur den Regungen seines Herzens oder der Sinnlichkeit folgte, war demselben kein Vorwurf zu machen aus der Befriedigung seines Geschlechtstriebes und so lange gab es natürlich auch keine Prostitution.
    Ehe wir auf die Entstehung derselben übergehen, wird es am Platze sein, über die Bedeutung dieses Wortes zu sprechen.
    Das Wort Prostitution kommt aus dem Lateinischen und ist eigentlich in dieser Sprache aus mehreren Worten zusammengesetzt, für welche sich in unserer Muttersprache kein Ausdruck findet, der die

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