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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wir die zweite Form, die religiöse Prostitution näher so finden wir, daß sie, durch schlaue Priester erfunden und eingeführt, dieser Kaste des Menschengeschlechtes besonders dazu dienen mußte, ihren Lüsten fröhnen zu können.
    Wir haben schon an anderer Stelle dieser Art der Prostitution Erwahnung gethan und können hier also füglich über sie weggehen.
    Was nun schließlich die legale Prostitution betrifft, so versieht   man darunter die öffentliche Preisgebung, welche nach Gesetzen aus den beiden ersteren hervor, und in die Gesetze und Sitten der Völker überging. Sie wirkte auf die menschliche Gesellschaft weit nachtheiliger als die religiöse, da sie vor den Augen der Oeffentlichkeit vollzogen wurde und zügellose Orgien feierte, welche zur allgemeinen Demoralisation unendlich viel beitrugen.
    Im Allgemeinen kann man die Verschiedenartigkeit der Völker, soweit sich dieselbe auf den Bildungsgrad und Culturstand bezieht, nach der Behandlung schätzen, welche sie ihren Weibern zu Theil werden lassen, und welche Begriffe sie von dem Werthe einer unberührten Jungfrau haben.
    Der slavische Orientale fordert mit großer Strenge die Erstlinge der Liebe und bewahrt aus seiner Brautnacht das blutgefleckte Betttuch als eine heilige Urkunde. Der mongolische Abkömmling bietet Weiber und Mädchen fremder Umarmung dar und stößt oft seine Braut mit der größten Verachtung von sich, wenn er bei der ersten Umarmung einen noch ungebahnten Weg findet. Der Indier wirft sich vor seiner Gottheit nieder und dankt ihr in der tiefsten Anbetung für die ehrenvolle Wohlthat, seine Schöne entjungfert zu haben.
    So wirken Sitten und Gewohnheiten verschiedenartig auf den Menschen und was in dem einen Lande für die höchste Tugend gilt, wird in dem andern als Laster betrachtet.
    Es ist schwer, alle Erscheinungen, Thatsachen und Begriffe, die sich auf die Geschlechtsliebe und auf die damit innig verbundenen Nebenumstände beziehen, richtig zu erklären. Man müßte die genaueste Länderkenntniß und die Kunst besitzen, die kleinsten Umstände, ihre Organisation und ihr Klima und die Verfassung und Lebensart aller Nationen aufzufinden, um ein richtiges Urtheil fällen zu können. Theils finden sich aber in den Nachrichten über die entferntesten Länder so viele Lücken, theils sind auch die Urtheile der Reisenden widersprechend und aus falschen Gesichtspunkten aufgefaßt, sodaß man ihnen gewöhnlich kein Gewicht beilegen kann.
    So wollen z.B. viele Reisebeschreiber das Darbieten der Weiber und Töchter bei den wilden Völkern als einen Zug der Gastfreundschaft betrachtet wissen und sehen die damit verübte Prostitution als eine gastliche an, welcher wir vorhin erwähnten.
    Gastfreundschaft ist zwar eine der größten Tugenden wilder Völkerschaften,   aber was das Preisgeben ihrer Weiber und Töchter anbetrifft, so war dieselbe ursprünglich wohl nicht mit ihr verschwistert.
    Als eine gastliche Prostitution können wir diesen Zug aber ebenfalls nicht betrachten, da derselben alle die Bedingungen fehlen, welche sie zu einer solchen gestalten.
    Die gastliche Prostitution wurde bei den alten Völkern als eine Aufmerksamkeit gegen den seltenen Gast geübt, von dem man annahm, daß er des Umganges mit dem weiblichen Geschlechte seit längerer Zeit habe entbehren müssen. Die freundliche Aufnahme, welche die Wilden den Europäern bereiteten, mußte erst durch Geschenke hervorgerufen werden. Die Sehnsucht nach dem Besitze bisher ungekannter Gegenstände machte die Begierde der Wilden rege und der Matrosenliebe gelang es, für ihre Geschenke höhere Preise, den Genuß ihrer Weiber zu erzielen.
    So entsprang der Gebrauch, welchen man auf Rechnung der Gastfreundschaft setzt, lediglich der Gewinnsucht, und um diese zu befriedigen, giebt der Wilde Alles hin.
    So viel steht fest, daß alle Völker, so lange sie nicht von fremden Lastern angesteckt wurden, in einem mehr oder weniger hohem Grade der Unschuld lebten und daß gewöhnlich die Ausartung in Bezug auf den Geschlechtsgenuß von solchen Völkern ausging, welche eine höhere Stufe in der Cultur einnahmen.
    Einen andern Grund des Darbietens ihrer Weiber an Fremde findet man auch in einem gewissen religiösen Abscheu gegen den periodischen Blutverlust der Weiber, und in der Kraftlosigkeit des männlichen Geschlechtes, namentlich in heißeren Zonen. Ein Beispiel hierfür erzählt de Zarate in seiner Geschichte Peru’s von den Südafrikanern. Als die Weiber derselben die Kraft der

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