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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Europäer kennen lernten, wurden sie so unbändig, daß sich dreihundert Weiber des Inka Atabalipa den Siegern auf dem Schlachtfelde preisgaben, denen sie später bei der Ermordung ihrer Landsleute die beste Hilfe leisteten.
    Die Geschichte der Menschheit lehrt bei jedem Volke, daß der glückliche Zustand der Sitteneinfalt nur so lange dauerte, als die Leidenschaften schlummerten, unter welchen die Wollust obenan steht. Aus Nachfolgendem werden wir ersehen, wie die Natur die Beleidigung ihrer heiligen Gesetze langsam aber fürchterlich rächte.

Es graut der Tag
     
    Es war einst ein Zeitalter, von welchem keine Geschichte der Sterblichen redet. Da goß die Sonne heißere Strahlen auf unseren Continent und wölbte über ihn einen milderen Aether. Liebliche Blumen blühten um die Pole, wo jetzt das Eismeer starrt und Alles im ewigen Schnee erstarrt. Im Norden erfüllten balsamische Wälder die Lüfte mit ihrem Aroma, und dort am Rhein erhoben sich auf schlanken Stämmen die üppigen Palmen des Indus über die leichten Gebüsche der Pistazien. Unter dem Schatten der Bananen weidete in Deutschland das Elennthier und der Tapir, den jetzt nur noch Südamerika’s Wälder beherbergen. In Deutschlands Flüssen badete sich das Nilpferd, und im Schlamme der Niederlande streckten vorweltliche Riesenkrokodile ihre gigantischen Leiber. Von den Bergen der Alpen bis zum weitentlegenen Jenisei der Sibirischen Länder zogen gewaltige Elephantenheerden, untermischt mit pferdeartigen Thieren, die wir jetzt nicht mehr kennen. In Deutschlands Gauen lagerte das Rhinoceros, und der starke Ur wälzte sich in Farrenkräutern und im Schilfe des Bambus. Unter den Tritten des gigantischen Mammuths bebte der Boden, und die Erde zitterte unter den Füßen von Ungeheuern, die kein menschliches Auge je gesehen hat, denn diese Schöpfung war der Herrschaft des Menschen noch nicht unterthan gemacht. Höchst seltsam geformte Fische, vielgewundene Ammonshörner und abenteuerliche Wasserthiere erfüllten das Meer. Aber Gott winkte, und die Welt erschrak; die Erde wankte, und die Natur zerstörte ihr titanisches Werk. Meere tauschten ihr Gebiet gegen Länder, und Länder das ihrige gegen Meere aus, und schonungslos ergriffen die Fluthen alles Lebende. Jetzt irrt der einsame Bergmann mit seinem Grubenlichte in unterirdischen Wäldern umhersieht   erstaunt die einst so stolze Ceder und Palme versteinert und geschwärzt im Schooße der Erde und fördert Ueberreste unbekannter Ungeheuer an das heitere Licht des Tages.
    Aber neue Gewächse entstiegen der Erde, und neue Thiere bewohnten Land und Meer. Eins folgte auf das Andere, Eins entwickelte sich aus dem Andern, und die letzte und herrlichste Blüthe auf dem Baume der Schöpfung war der Mensch.
    Aufrecht war sein Gang, zum Himmel erhoben sein Gesicht, klar und scharf sein Auge, geschickt seine Hand, kühn sein Muth und nach edlen Thaten strebend sein Sinn und sein Gedanke. Schwach am Körper, war er am Geiste stark, und vor ihm begann die Schöpfung mit ihren Kräften und Erscheinungen sich zu beugen. Er wuchs zum großen Volke und füllte die Erde. Von den Höhen der Berge stieg er herab in die Ebenen und breitete sich aus von Fluß zu Fluß, von Land zu Land. Aber die Liebe, die ihn erschuf, sie war von ihm gewichen und weinte über den Streit, der in seinem Innern wüthete. Priester standen auf unter dem Volke, aber sie lehrten nicht Liebe, sondern Haß, sie kannten nicht die Vergebung, sondern die Rache, und die herrlichsten Gefühle, welche Gott in die Herzen der Menschen gelegt, um sie zu beglücken und zu beseligen, sie wurden in den Schmutz des Lasters gezogen und den niedrigsten Zwecken dienstbar gemacht.
    Das ist der einzige Punkt, welchen eine Geschichte der Liebe aus jenen Zeiten hervorzuheben vermag, und es mögen hier einige Schilderungen Platz finden, die der bewiesenen Wahrheit entnommen sind. Ueber die Venustempel der Babylonier, Phönizier, Lydier etc. haben wir schon früher berichtet; es mag ein Blick auf das Geschlechtsleben der Hebräer folgen.
    Es steht außer Zweifel, daß bei diesem Volke, welches ein herumziehendes Leben führte, in den älteste Zeiten die gastliche Prostitution geherrscht hat. Erst später bildete sich dieselbe zur legalen aus, als griechisch-asiatische Laster Eingang bei ihnen fanden.
    So viel Spielraum die jüdischen Gesetzgeber den Männern in Bezug auf die Ausübung der Geschlechtsliebe auch ließen, so streng waren sie gegen die schöne Hälfte des

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