Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)
Während des Sommers halten sich in den in der Nähe Frankfurts gelegenen Bädern Wiesbaden, Hamburg und Nauheim besonders viel prostituirte Frauenzimmer, meist Französinnen und Wienerinnen auf, die nach Schluß der Saison den Winter über meist in Frankfurt ihren Aufenthalt nehmen.
In Dresden und Leipzig haben die Prostitutionsverhältnisse mit dem wachsenden Verkehr und Fremdenbesuch ebenfalls eine Steigerung erfahren, namentlich zeigt sich dieses in letzterer Stadt während der Meßzeit.
In Leipzig bestehen 52 Bordelle, die sich hauptsächlich in der Pleißengasse, dem Kupfergäßchen, der Ulrichsgasse, der kleinen Fleischergasse, dem Spreegäßchen, am Neukirchhof, am Fleischerplatz etc. befinden. Die Zahl der Bordelldirnen beträgt gegen 300 und sind diese selten aus Leipzig, sondern stammen meist aus Berlin, Altenburg, Braunschweig, Böhmen, Oesterreich und Hannover. Allein wohnende Prostituirte sind gegen 400 inscribirt und die Anzahl der sich heimlich preisgebenden Frauenspersonen beträgt ca. 3000.
In London ist die Prostitution nicht privilegirt, und demgemäß sind Bordelle dort nicht gestattet, aber nirgends äußert sich der Charakter der Prostitution bestialischer und scheußlicher und in keiner anderen Stadt findet man dieselbe massenhafter und verworfener, als in jener Weltstadt. Dieser schauderhafte Zustand der Londoner Sitten beruht nicht allein auf der unersättlichen Begierde der Engländer nach Befriedigung sinnlicher Lüste, auch nicht auf der Größe und dem Weltverkehr Londons, sondern hauptsächlich auf der durch die Gesetzte vorgeschriebenen Unverletzlichkeit des Hausrechtes, wodurch der Prostitution unantastbare Asyle geschaffen werden. Die englische Regierung verhält sich den stets an Zahl wachsenden und immer kühner werdenden Prostituirten gegenüber beinahe gänzlich passiv, obgleich die öffentliche Moral unter diesem Zustand immer mehr in Verfall geräth, der Gesundheitszustand Londons auf’s Aeußerste bedroht wird und die Syphilis bereits auf das Stärkste in der Landarmee sowohl, wie in der Marine wüthet. Kommen doch nach den Erfahrungen Dr. Acton’s unter der Garnison Londons auf 1000 Mann 181 Syphilitische, bei der königlichen Marine auf 7 Gesunde 1 und bei der Handelsflotte 3 syphilitisch Erkrankte. Ebenso ist der vierte Theil aller sich zur Recrutirung Stellender mit venerischen Krankheiten behaftet.
Unglaublich ist die Ausbreitung der Syphis in den Londoner Fabrikbezirken. In den Jahren von 1857 bis 1865 wurden daselbst allein 2700 syphilitische Mädchen im Alter von 10 bis 14 Jahren behandelt. Nach Dr. Ryan findet man in den Londoner Spitälern eine große Anzahl durch und durch syphilitischer Knaben und nach Dr. Acton sterben in London 8000 jährlich an der Syphilis.
Die Anzahl derjenigen Frauenspersonen, die in der Prostitution ihren Haupterwerb suchen, schätzen kundige Schriftsteller auf 80 bis 90,000, und nach M. Chadwick, Mr. Mayne und Dr. Talbot enthält die englische Metropole über 3300 meist geheime und von der Behörde nicht beaufsichtigte Prostitutionslocale nebst etwa 5000 Branntweinläden, Kneipen Rauchlocalen u.s.w., in denen 2 bis 8 Lustmädchen gehalten werden. Namentlich befinden sich an der Themse große Salons, in denen über 500 Dirnen in Reihen neben einander sitzen, um von Seeleuten und anderen Gästen zur Befriedigung ihrer Begierden in die Nebencabinete geführt zu werden. Außer diesen Localen giebt es noch eine Menge Etablissements, in denen sich Abends die Geldaristokratie und oft an 200 reichgeputzte Freudenmädchen versammeln, um hier zügellose Orgien zu feiern.
Der Londoner Polizei sind nur 1352 Bordelle, 516 Wirthschaften mit Prostitutionscharakter und etwa 10,000 Prostituirte bekann. Man kann in London nach den Angaben gut unterrichtete Autoren bei der Mittelklasse auf 7 Frauenspersonen 1, und bei der untersten Volksklasse auf drei eine Prostituirte rechnen.
Die Besitzer dieser Locale bieten Namensverzeichnisse ihrer Mädchen nebst ihrer Photographie und Aufzählung ihrer körperlichen Reize öffentlich feil, und eine solche » list of ladis « wird so begierig gekauft; daß eine Auflage von 12 bis 14,000 Exemplaren in wenigen Tagen vergriffen ist.
Mehr als ein Drittheil der Londoner Prostituirten befindet sich in dem Alter von 10 bis 26 Jahren und es existiren nach Dr. Hügel sogar Bordelle, sowohl weibliche als männliche, in denen Knaben und Mädchen nur unter 14 Jahren gehalten werden.
In Lyon wurde die
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