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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Speculation haben sich dieses Gegenstandes bemächtigt, und nur nach und nach hat man erkennen gelernt, daß es einzig und allein nur der Wissenschaft gegeben ist, den Vorhang zu lüften, mit welchem Gott, der Allweise und Allwissende, uns das Kommende entzieht.
    Der Wissenschaft mit ihren ernsten Zwecken liegt es fern, aus trivialen Gründen das Verborgene an das Tageslicht zu ziehen, ihr einziger Zweck ist die Erkenntniß des Ewigen, und darum ward ihr von dem Allmächtigen die Erlaubniß, sich Schritt um Schritt seinem Throne zu nahen. Der Blick in die Zukunft hat sich auf zwei Punkte zu richten: auf die irdische und die himmlische Zukunft des Menschengeschlechtes. Der Blick in die Letztere ist jetzt nur ein ahnender, aber über die irdischen Schicksale des menschlichen Volkes ist uns eine größere Deutlichkeit und Bestimmtheit gestattet, da es uns möglich ist, aus dem Vergangenen und Gegenwärtigen auf das Kommende zu schließen.
    Ein vielgereister Engländer, welcher längere Zeit an der Westküste von Afrika lebte, sagt: »Ich halte den Neger für eine so niedere Menschenart, daß ich mich kaum entschließen kann, auf ihn als ›Mensch und Bruder‹ herabzusehen, man müßte dann auch den Gorilla in die Familie aufnehmen.« Und der österreichischer Missionar Worlang, welcher viele Jahre hindurch   die affenartigen Negerstämme vom obern Nile zu civilisiren versuchte, schreibt ausdrücklich: »Unter solchen Wilden ist jede Mission durchaus nutzlos. Sie stehen weit unter den unvernünftigen Thieren. Diese letzteren legen doch wenigstens Zeichen der Zuneigung gegen Diejenigen an den Tag, die freundlich gegen sie sind, während jene viehischen Eingeborenen sich allen Gefühlen der Dankbarkeit unzugänglich zeigen.«
    So hart diese Aussprüche klingen, so wahr sind sie doch. Wollte man eine Aufstellung bilden, welche mit den höchstentwickelten Thieren, den Affen, Hunden, Elephanten etc. beginnt, mit den niedersten, affenähnlichen Menschen, den Australnegern, Buschmännern, Andamonen etc. fortfährt und den geistigen Größen unseres Geschlechtes, einem Aristokrates, Newton, Spinoza, Kant, Lamark, Göthe etc. endigt, so wird die Behauptung nicht übertrieben scheinen, daß das Seelenleben der höheren Säugethiere sich stufenweise zu demjenigen des Menschen entwickelt hat. Wollte man hier eine Grenze ziehen, so müßte dieselbe nicht zwischen Thier und Naturmensch, sondern zwischen dem Letzteren und seinem höchstentwickelten Verwandten, dem Culturmenschen gezogen werden, da der Papua dem Thiere näher steht, als den geistig, hochentwickelten Bewohnern unserer Culturländer.
    Aus tausend zuverlässigen Zeugnissen geht hervor, daß die geistigen Unterschiede zwischen den höchsten Thieren und den niedersten Menschen geringer sind, als diejenigen zwischen den höchsten und niedersten Menschen. Und wenn man damit die Thatsache zusammenhält, daß bei jedem einzelnen Menschenkinde das Geistesleben aus dem tiefsten Zustande thierischer Bewußtlosigkeit heraus langsam, stufenweise und allmälig entwickelt, sollen wir dann noch daran Anstoß nehmen, daß auch der Geist des ganzen Menschengeschlechtes sich in gleicher Weise langsam und stufenweise historisch entwickelt hat? Und sollen wir in dieser Thatsache, daß die Menschenseele durch einen bangen und langsamen Prozeß der Differenzirung und Vervollkommnung sich ganz allmälig aus Wirbelthierseele herausgebildet hat, eine »Entwürdigung« des menschlichen Geistes finden? Eine solche Anschauung muß unbegreiflich genannt werden, trotzdem sie von so vielen Menschen gehegt und als richtig ausgegeben wird. Bernhard Cotta sagt darüber sehr richtig in seiner trefflichen Geologie der Gegenwart: »Unsere Vorfahren können uns sehr zur Ehre gereichen; viel besser noch aber ist es, wenn wir ihnen zur Ehre gereichen.«
    In der stufenweise aufsteigenden Entwickelung des Menschen aus   den niederen Wirbelthieren ist der höchste Triumph der Menschennatur über die gesammte übrige Natur zu erblicken. Wir sind stolz darauf, unsere niederen thierischen Vorfahren so weit überflügelt zu haben, und entnehmen daraus die tröstliche Gewißheit, daß auch in Zukunft das Menschengeschlecht im Großen und Ganzen die ruhmvolle Bahn fortschreitender Entwickelung verfolgen und eine immer höhere Stufe geistiger Vollkommenheit erklimmen wird. Es läßt sich mit Bestimmtheit voraussehen, daß der vollständige Sieg dieser Entwickelungslehre unermeßlich reiche Früchte tragen wird,

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