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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Friede, unter dessem Schutze allein eine gesunde, lebenskräftige,   lückenlose und ununterbrochene Fortentwickelung aller uns gegebenen Lebenskeime möglich ist. Darum singen die himmlischen Heerschaaren in der heiligen Nacht nach dem »Ehre sei Gott in der Höhe« sofort ihr »Friede auf Erden,« und verheißen darauf »den Menschen ein Wohlgefallen.« Nach diesem Frieden hat die unruhige Welt gerungen von Anbeginn, aber leider vergebens, und es giebt wohl kaum ein kleines Fleckchen der durstigen Erde, welches nicht das Blut seiner Bewohner getrunken und die Furien des Hasses, der Rache, der Feindschaft, des Streites und des Krieges gesehen und getragen hätte.
    »Das Menschenherz ist ruhelos, bis es ruhet in Gott«, sagt Augustin der Kirchenvater, aber diese Ruhe in Gott, wir haben sie noch nicht gefunden; wir ringen und trachten, wir sehnen und verlangen nach ihr, doch immer suchen wir sie auf verkehrtem und falschem Wege. Darum war uns auch stets der Frieden versagt, welcher einzig und allein im Schooße Gottes zu finden ist. Wahr ist’s, tausende und abertausende von Wegen führen empor zum Vater, aber nur Wenige haben einen dieser richtigen Wege betreten; die Meisten sind irre gegangen, indem sie den Schleppen einer Kaste nachtraten, deren Angehörige sich für gottbegnadet und untrüglich hielten, trotzdem »ihr Fuß im Irrthum wandelte.«
    Jetzt hat die Wissenschaft die goldenen Thore geöffnet, durch welche der Fuß des Sterblichen im Morgenrothe empor zum Himmel wandelt, wo einem jeden der Pilger der Ruf der Psalmisten ertönt: »Meine Seele ist stille in Gott.« Mit der fortschreitenden Erkenntniß auf dem Gebiete der Natur wächst auch unsere Erkenntniß des Ewigen, und jeder Schritt führt uns dem Herrn der Schöpfung näher, denn der Fortschritt in der Kenntniß der irdischen Verhältnisse ist zugleich auch ein Fortschritt in der Erkenntniß der großen universellen Beziehungen, nach welcher wir zu ringen haben. Ein ernstes Studium der irdischen Natur führt auch zur Einsicht in die Tiefen der Natur überhaupt, welche die ganze, unendliche Schöpfung umfaßt, und wenn wir neben den räumlich faßbaren Körpern und Erscheinungen und den räumlich wirksamen Gesetzen und Kräften auch die zeitlich sich darstellenden Thatsachen und Begebenheiten, die zeitlich wirksamen Gesetze und Kräfte erkennen, wenn wir also neben einem rationellen Studium der Natur auch eine Geschichte besitzen, welche wirklich Geschichte ist, so ist der große Schritt zum ewigen Frieden gethan, denn nur der Irrthum führt zum Unfrieden, die Wahrheit aber zur Einigkeit. Wo das   Auge eines Jeden geöffnet ist und der Geist die Klarheit der rechten Erkenntniß besitzt, da ist nicht eine Täuschung möglich, welche den Apfel der Zwietracht unter die Völker wirft, um Haß zu säen und Ungerechtigkeit zu ernten.
    Und wie uns die Wissenschaft über die irdische Zukunft des Menschengeschlechtes beruhigt, so erfüllt sie uns auch in Beziehung auf unsere himmlische Zukunft mit tröstlichen und erfreulichen Gedanken.
     
    »Nach ewigen ehernen
    Großen Gesetzen
    Müssen wir Alle
    Unseres Daseins
    Kreise vollenden«
     
    sagt Göthe, doch wird es wohlgethan sein, dieses Dasein als ein doppeltes, als ein zweifaches zu erkennen, nämlich als ein körperliches und als ein rein geistiges. Der Kreis unseres körperlichen Daseins ist ein bald abgeschlossener, indem der Körper sich in kurzer Zeit entwickelt und nach dem Tode in seine Urbestandtheile auflöst, um zur Bildung neuer Daseinsformen zu dienen. Anders aber ist es mit unserm geistigen Dasein. Ob das geistige Princip unseres irdischen Daseins seine Entstehung mit der Geburt des Kindes feiert, ob die Erziehung die eigentliche Schöpferin des Geistes ist, oder ob auch wohl, wie Einige meinen, die sich in uns entwickelnden Geisteskräfte ihre Heimath in einem außer uns liegenden, noch unerforschten, noch unbekannten, ja ungeahnten Gebiete haben, das zu untersuchen, liegt nicht in unserer Aufgabe; gewiß aber ist, daß die erstaunens- und bewundernswerthe Wirksamkeit unseres Geistes, der in seiner Macht sich Gott ähnlich erweist, mit dem Tode des Leibes, mit dem Zusammenbruche des irdischen, des vergänglichen Stoffes unmöglich abgeschlossen sein kann.
    Millionen von Stimmen sind es, welche uns hinauf zum Himmel weisen und ein Leben verkünden, dessen Grenzen hinter den Bahnen der Erde liegen. Wir haben erkennen müssen, daß der Mensch bei Weitem nicht die letzte und höchste Stufe der

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