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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auszuwechseln. Nun aber verlange ich, daß er morgen früh beim Fagreine Wallfahrt nach Mekka antrete, bei welcher er sein Weib mitzunehmen hat. Sie verrichten dort die heiligen Gebräuche und kehren dann sofort zu uns zurück. Er hat sein Weib als Jungfrau zu behandeln und sie nach seiner Rückkehr wieder abzutreten. Für diesen Dienst erhält er ein Kamel und einen Sack voll Datteln. Hat er aber sein Weib nicht als eine Fremde betrachtet, so erhält er nichts und wird getötet. Ihr seid Zeugen, daß ich dieses bestimme.«
    Gebet beim Aufgange der Sonne.
    Der Redeführer drehte sich zu Halef um:
    »Du hast es gehört. Wie lautet deine Antwort?«
    Es war dem Gefragten anzusehen, daß ihm ein gewisser Punkt nicht recht paßte, nämlich das Verlangen, sein Weib wieder herzugeben. Er war jedoch klug, sich in die gegenwärtigen Umstände zu schicken, und antwortete:
    »Ich nehme diese Bedingungen an.«
    »So mache die Schrift, Effendi,« bat der Scheik. »Mache sie zweimal, nämlich einmal für mich und das zweite Mal für ihn!«
    Ich folgte dem Verlangen und las dann das Geschriebene vor. Es erhielt die Zustimmung des Scheiks, welcher auf jedes Exemplar Wachs tropfen ließ und den Knauf seines Dolches als Petschaft gebrauchte, nachdem er und Halef unterzeichnet hatten.
    Damit waren die Formalitäten erfüllt, und die unerläßlichen Hochzeitsfestlichkeiten konnten beginnen. Sie waren, da es sich nur um eine Scheinverheiratung handelte, sehr bescheidener Art. Es wurde ein Hammel geschlachtet und ganz gebraten. Während er an einem Spieße über dem Feuer briet, hielt man ein Scheingefecht, bei welchem aber nicht geschossen wurde; ein Umstand, dessen Grund nicht schwer zu erraten war.
    Als die Nacht hereinbrach, begann das Mahl. Nur die Männer aßen, und erst als wir satt waren, bekamen die Frauen die Überreste. Bei dieser Gelegenheit mußte auch Hanneh erscheinen. Dies benutzte Halef und erhob sich von seinem Platze, um ihr das beschriebene Geschenk zu überreichen. Die Scene aber, welche nun folgte, läßt sich nicht beschreiben. Der in dem Medaillon eingesperrte Teufel war ein Wunder, welches über alle ihre Begriffe ging. All mein Bemühen, ihnen die Mechanik zu erklären, half nichts. Sie glaubten mir nicht, und zwar ganz besonders deshalb, weil der Scheïtan doch lebendig war. Ich ward als der größte Held und Zauberer gepriesen; aber das Ende war, daß Hanneh das Geschenk nicht bekam. Der gefangene Scheïtan war ein Wunder von so unendlicher Wichtigkeit, daß nur der Scheik selbst für würdig gehalten wurde, die unvergleichliche Kostbarkeit aufzubewahren; natürlich erst, nachdem ich ihm mit aller Feierlichkeit versichert hatte, daß es dem Teufel niemals gelingen werde, zu entkommen und Unheil anzurichten.
    Mitternacht war nahe, als ich mich in das Zelt zurückzog, um zu schlafen. Halef leistete mir Gesellschaft.
    »Sihdi, muß ich alles halten und erfüllen, was du heute niedergeschrieben hast?« ließ er sich hören.
    »Ja. Du hast es ja versprochen!«
    Es verging eine Weile, dann klang es sehr kleinlaut:
    »Würdest du dein Weib auch wieder hergeben?«
    »Nein.«
    »Und dennoch sagst du, daß ich mein Versprechen zu halten habe!«
    »Allerdings. Wenn ich mir ein Weib nehme, so verspreche ich nicht, es wieder herzugeben.«
    »O, Sihdi, warum hast du mir nicht gesagt, daß ich es ebenso machen soll!«
    »Bist du ein Knabe, daß du eines Vormundes bedarfst? Und wie kann ein Christ einen Moslem im Heiraten unterweisen? Ich glaube, daß du Hanneh behalten möchtest!«
    »Du hast es erraten.«
    »So willst du mich also verlassen?«
    »Dich, Sihdi – – –? Oh – – –!«
    Er räusperte sich verlegen, kam aber zu keiner Antwort.
    Ein unverständliches Brummen und später einige Seufzer waren alles, was ich zu hören bekam. Er warf sich von einer Seite auf die andere; es war klar, daß sein Wohlgefallen an dem Mädchen mit seiner Anhänglichkeit zu mir in lebhaften Zwiespalt gekommen war. Ich mußte ihn sich selbst überlassen und schlief bald ein.
    Mein Schlaf war so fest, daß mich erst ein lautes Kamelgetrappel erweckte. Ich erhob mich und trat vor das Zelt. Im Osten erhellte sich bereits der Horizont, und da drüben, wo die Bucht lag, war er hellrot gefärbt. Es gab dort einen Brand, und die Vermutung, welche bei diesem Anblick in mir aufstieg, wurde bestätigt durch das im Lager herrschende rege Leben. Die Männer waren fort gewesen und kehrten jetzt zurück, sie und ihre Kamele reich mit Beute

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