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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mich ihr wieder näherte. Es war, als ob diese finstern Gestalten dort seßhaft seien und nur dann über mich herfallen könnten, wenn ich die Unvorsichtigkeit beging, mich dort einzufinden. Ich beschloß hierauf die Probe zu machen. Ich kassierte meine Honorare ein und machte eine längere Auslandsreise. Wohin, das habe ich im zweiten Band dieses Werkes zu erzählen, in welchem meinen Reisen und ihren Ergebnissen ein größerer Raum gewidmet werden soll, als ich ihnen hier gewähren könnte. Während dieser Reise verschwanden diese Bilder ganz und gar; ich wurde vollständig frei von ihnen. Dafür aber stellte sich ein ganz ungewöhnlicher Drang in mir ein, nach der Heimat zurückzukehren. Es war kein gesunder, sondern ein kranker Trieb; das fühlte ich gar wohl, aber er wurde so stark, daß ich die Widerstandskraft verlor und ihm gehorchte. Ich kehrte heim, und kaum war ich dort, so stürzte sich Alles, was ich beseitigt glaubte, wieder auf mich. Die Anfechtungen begannen von Neuem. Ich vernahm unausgesetzt den inneren Befehl, an der menschlichen Gesellschaft Rache zu nehmen, und zwar dadurch Rache, daß ich mich an ihren Gesetzen vergriff. Ich fühlte, daß ich, falls ich diesem Befehle Gehorsam leiste, ein höchst gefährlicher Mensch sein werde, und nahm alle mir gegebene Kraft zusammen, gegen dieses entsetzliche Schicksal anzukämpfen.
    Ich halte es hier für nötig, zu konstatieren, daß ich meinen Zustand keineswegs für pathologisch hielt. Alle meine Vorfahren waren, so weit ich sie kannte, sowohl körperlich als auch geistig kerngesunde Menschen gewesen. Es gab nichts Atavistisches an mir. Was sich in dieser Beziehung mir angeheftet hatte, das war gewiß nicht von innen heraus erzeugt, sondern von außen her an mich herangetreten. Ich arbeitete fleißig, fast Tag und Nacht, wie ich überhaupt an der Arbeit stets meine größte Freude gefunden habe. Man kaufte meine Sachen gern. Ich litt also keineswegs Not, zumal ich bei den Eltern wohnte, die sich jetzt auch besser standen als früher. Ich hätte vollständig zu leben gehabt, auch wenn ich mir nichts verdiente. Bei diesen Arbeiten wiederholte sich das, was ich schon früher beschrieben habe. Wenn ich etwas Gewöhnliches schrieb, stellte sich nicht die geringste Hinderung ein. Sobald ich mir aber ein höheres Thema stellte, eine geistig, religiös oder ethisch wertvollere Aufgabe, wurden Gewalten in mir rege, die sich dagegen empörten und mich dadurch hinderten, meine Arbeit zustande zu bringen, daß sie mir, während ich schrieb, die trivialsten, blödesten oder gar verbotensten Gedanken dazwischen warfen. Ich sollte nicht empor; ich sollte unten bleiben. Hierzu gesellte sich ein alter, sehr wohlbekannter Hallunke, dem Niemand trauen darf, und wenn er auch noch so schmeichelt; ich meine den Durst. Der Abscheu vor Branntwein ist mir angeboren; ich genieße ihn höchstens als Arznei. Wein war mir schon des Preises wegen bisher versagt, und auch für Bier besitze ich keineswegs die Zuneigung, welche man empfinden muß, um ein Trinker zu werden. Jetzt aber fühlte ich seltsamer Weise stets großen Durst, wenn ich auf meinen Spaziergängen an einem Wirtshause vorüberging, und auch des Abends, wenn Andere nicht mehr arbeiteten, trat mir das Verlangen nahe, die Feder hinzulegen und in die Kneipe zu gehen, wie sie. Ich tat es aber nicht. Vater tat es. Er konnte sein Glas einfaches Bier und sein Schnäpschen nicht gut entbehren. Ich aber hatte keine Lust dazu und blieb daheim. Das war mir nicht etwa ein Opfer und fiel mir nicht etwa schwer, o nein. Ich erzähle es nur des psychologischen Interesses wegen, weil es mir höchst sonderbar erscheint, daß dieser meiner ganzen Natur widersprechende und mir sonst vollständig fremde Durst nach Spirituosen immer nur dann auftrat, wenn jene Stimmen die Oberhand in mir hatten, sonst aber nie!
    Ich hatte mich so sehr darauf gefreut, Großmutter meine Arbeitspläne vorzulegen; nun war sie tot. Ich sprach hierüber also mit den Eltern und Geschwistern. Vater hatte jetzt Anderes zu denken. Er war in einer Art sozialer Mauserung begriffen und darum für mich nicht zu haben, zumal er des Abends nie daheim blieb. Auch die Schwestern hatten andere Interessen. Mein ganzer Gedankenkreis war ihnen fremd. So blieb mir nur die Mutter. Sie saß des Abends mit ihrem Strickstrumpf still am Tische, an dem ich schrieb. Ich legte ihr so gern die Gedanken vor, mit denen ich meine Feder beschäftigte. Sie hörte mir ruhig zu. Sie nickte

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