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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Crèpe de Chine-Tuch, ein Wahrzeichen aus alten, besseren Zeiten her, fester um sich und schritt gravitätisch, als fühle sie sich sicher in dem Furchtgefühl, das sie einflößte, in das nächstgelegene Zimmer. Es war das Lewins. Hier sah sie sich neugierig um, nickte ein paarmal, wie um ihre Überraschung über die Mitverwendung der doch vermieteten Räume auszudrücken, und fragte dann: »Der junge Herr ist wohl verreist?«
    »Freilich, liebe Zunz, Sie wissen es ja.«
    »So, so«, brummte die Alte und fuhr mit dem Zeigefinger über das kleine Klavier hin, um zu sehen, ob auch der Staub gewischt sei. Dann passierte sie, ein paarmal hüstelnd, wie wenn ihr der Räucherkerzchenqualm beschwerlich falle, die Schwelle zur »guten Stube« und nahm auf dem Sofa Platz.
    Dies widersprach nun aber ganz und gar den gesellschaftlichen Arrangements der Hulen, so daß diese, ärgerlich über die Anmaßung der Alten, sich von der Furcht vor ihr freizumachen begann.
    »Bitte hier, liebe Zunz«, damit wies sie auf einen steiflehnigen Großvaterstuhl, der zwischen dem Ofen und einer Etagere stand. »Ich hole Ihnen auch das Bilderbuch.«
    Die Alte murmelte etwas, das fast wie Protest und jedenfalls wie Verwunderung klang, gehorchte aber doch und setzte sich in den Stuhl, auf den die Hulen hingewiesen hatte. Gleich darauf kam diese wieder, in beiden Händen ein großes und ziemlich schweres Buch haltend, auf dessen Titelblatt (der oberste Deckel war abgerissen) in dicken Buchstaben zu lesen stand: »Die Singvögel Norddeutschlands; neunzig kolorierte Kupfertafeln.«
    Die Zunzen schlug auf, aber sie war noch nicht beim dritten Blatt, als es abermals klingelte.
    Die jetzt Erscheinende war Demoiselle Laacke, Musik- und Gesanglehrerin und die besondere Freundin der Hulen, die sich durch diesen Umgang geschmeichelt fühlte, ein Mädchen von vierzig, groß, hager, mit langem Hals und dünnem rotblonden Haar. Ihre wasserblauen Augen, beinahe wimperlos, hatten keine selbständige Bewegung, folgten vielmehr immer nur den Bewegungen ihres Kopfes und lächelten dabei horizontal in die Welt hinein, als ob sie sagen wollten: »Ich bin die Laacke; ihr wißt schon, die Laacke, mit reinem Ruf und unbescholtener Stimme.« Von der Königin Luise hatte sie, bei Gelegenheit eines Wohltätigkeitskonzerts, eine Amethystbrosche erhalten. Diese trug sie seitdem beständig. Im übrigen waren Armut, Demut und Hochmut die drei Grazien, die an ihrer Wiege gestanden und sie durch das Leben begleitet hatten. Sie verneigte sich artig, wenn auch etwas steif und herablassend, gegen die alte Zunzen und nahm dann wie selbstverständlich auf dem Sofa Platz.
    Frau Hulen setzte sich zu der Neuangekommenen, patschelte ihr die Linke und sagte: »Wie froh ich bin, Sie zu sehen, liebe Laacke. Sie sind immer so gut und machen keinen Unterschied.«
    »Ach, liebe Hulen, wie können Sie nur davon sprechen; das wäre ja ungebildet. Sind wir denn nicht alle Menschen?«
    Hier trat eine kleine Pause ein, während welcher die Klavierlehrerin ihren Schal von der schmalen und abschüssigen Schulter herabgleiten ließ. Dann fragte sie: »Wen darf man denn noch erwarten?«
    Die Hulen rückte unruhig hin und her und sagte etwas verlegen: »Die Ziebolds.«
    »Oh, die Ziebolds! Das ist ja hübsch. Ich entsinne mich; er hat eine Stimme, Tenor oder Bariton.«
    »Ja, er hat eine Stimme«, fuhr die Hulen fort, »und ist immer spaßhaft und manierlich, aber es mag doch keiner neben ihm sitzen. Und neben der Frau erst recht nicht. Das macht die Pfandleihe. Sehen Sie, die alten Ziebolds, was also die Eltern von diesen Ziebolds waren, das waren sehr gute Leute, ja man kann sagen, es waren feine Leute. Sie hatten das Leinewand- und Strumpfwarengeschäft, Ecke der Jüden und Stralauer, und wir wohnten auf demselben Hof. Das war das Jahr vorher, als der Alte Fritz starb. Und da wurde ja meine alte Mutter krank, und weil sie wieder zu Kräften kommen sollte und ich nicht kochen konnte, weil ich ja immer aus mußte wegen der Näherei, ja, liebe Laacken, ich habe mich auch quälen müssen, da kamen ja nun die Ziebolds, und einen Tag gab es eine Suppe und den andern Tag Braten oder Huhn, immer Flügel und Brust, und sonntags schickte der alte Mann, der eigentlich geizig war, aber ich kann es ihm nicht nachsagen, eine halbe Flasche Wein. Und so ging es bis an ihren Tod, ich meine meiner Mutter Tod.«
    Bei dieser Erinnerung fuhr die Sprecherin mit ihrem Zeigefingerknöchel über das rechte Auge.
    »Das

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