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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Betriebes ist vorüber   , genau seit jener Epoche, wo die Ziegelbrennerei einen neuen Aufschwung zu nehmen schien, seit Einführung der Ringöfen . Der Ringofen verbilligte die Herstellung des Steins; die ersten, die sich seiner bedienten, hatten enorme Verdienste; jetzt, wo ihn jeder hat, hat er die Produktion zwar gefördert, aber der Wohlhabenheit nur mäßig genützt.
    Der Ringofen hat den alten Ziegelofen, wenige Ausnahmen abgerechnet, total verdrängt, und in Erwägung, daß diese Kapitel nicht bloß auf dem Lande, sondern auch von Städtern gelesen werden, die nur allzuselten Gelegenheit haben, Einblick in solche Dinge zu gewinnen, mag es mir gestattet sein, einen Ringofen, seine Eigentümlichkeiten und seine Vorteile zu beschreiben.
    Der Ringofen hat seinen Namen von seiner Form; er ist ein Rundbau. Seiner Einrichtung nach könnte man ihn einen Kammer- oder Kapellenofen nennen; seiner Haupteigenschaft nach aber ist er ein Spar ofen. Er spart Feuerung. Wir kommen darauf zurück.
    Zunächst seine Form und Einrichtung. Um beide zu schildern, greifen wir nach einem Bilde, das vor einigen Jahren, als es galt, das Pariser Ausstellungsgebäude anschaulich zu beschreiben, vielfach gebraucht wurde. Wir modifizieren es nur. Denken wir uns also eine gewöhnliche runde Torte, aus der wir das Mittel- oder Nußstück herausgeschnitten und durch eine schlanke Weinflasche ersetzt haben, so haben wir das getreue Abbild eines Ringofens. Denken wir uns dazu die Torte in zwölf gleich große Stücke zerschnitten, so haben wir auch die Einrichtung des Ofens: sein Zwölfkammersystem. Die in der Mitte aufragende Weinflasche ist natürlich der Schornstein.
    Das Verfahren ist nun folgendes. In vier oder fünf der vorhandenen, durch Seitenöffnungen miteinander verbundenen Kammern werden die getrockneten Steine eingekarrt, in jede Kammer 12 000. Ist dies geschehen, so wird die Gesamtheit der erwähnten vier oder fünf Kammern durch zwei große Eisenschieber, der eine links, der andere rechts, von dem Reste der Kammern abgesperrt. Nun beginnt man in Kammer 1 ein Feuer zu machen, nährt es, indem man von oben her durch runde Löcher ein bestimmtes Quantum von Brennmaterial niederschüttet   , und hat nach vierundzwanzig Stunden die 12 000 Steine der ersten Kammer völlig gebrannt. Aber (und darin liegt das Sparsystem) während man in Kammer 1 eine für 12 000 Steine ausreichende Rotglut unterhielt, wurden die Nachbarsteine in Kammer 2 halb, in Kammer 3 ein Drittel fertig gebrannt, und die Steine in Kammer 4 und 5 wurden wenigstens »angeschmoocht«, wie der technische Ausdruck lautet. Die Steine in Kammer 2, die nun am zweiten Tage unter Feuer kommen, brauchen natürlich, halb fertig, wie sie bereits sind, ein geringeres Brennmaterial, um zur Perfektion zu kommen, und so geht es weiter; wohin immer das Feuer kommt, findet es 12 000 Steine vor, die bereits drei Tage lang, und zwar in wachsender Progression, durch eine Feuerbehandlung gegangen sind. Der eine (vorderste) Eisenschieber rückt jeden Tag um eine Kammer weiter, der andere Eisenschieber, vom entgegengesetzten Hügel her, folgt und gibt dadurch die Kammer frei, in der am Tage zuvor gebrannt wurde. So vollzieht sich ein Kreislauf. In die leeren Kammern, bevor der Schieber sie in den Feuerrayon hineinzwingt, wird ein gekarrt, aus den im Feuer gewesenen, vom Schieber freigegebenen Kammern wird aus gekarrt. Der Prozeß, solange die Brenncampagne dauert, ist ohne Ende; das Feuer rückt von Kammer zu Kammer, bis es herum ist, und beginnt dann seinen Kreislauf von neuem. Der Vorteil liegt auf der Hand. Er steigt aber insonderheit auch noch dadurch, daß der Ringofen in seinen Feueransprüchen nicht wählerisch ist. Er frißt alles. Jedes Material dient ihm: Holz, Torf, Braunkohle, alles hat einen gleichen oder doch einen verwandten Wert, und das billigste Material behauptet sich neben dem teuersten. Die Ziegelbrennerei ist dadurch in eine ganz neue Phase getreten, zum Vorteil der Bauunternehmer, die seitdem die Steine für den halben Preis erstehen, aber wenig zum Vorteil der alten Ziegelbrennerfirmen, die, ehe die Dinge diese modern-industrielle Behandlung und Ausnutzung erfuhren, sich besserstanden. Wobei übrigens auch noch bemerkt sein mag, daß die besten Steine, beispielsweise die Rathenower und Birkenwerderschen, nach wie vor in den Ziegelöfen alter Konstruktion gebrannt werden. Der Ringofen hat keine andern Vorzüge, als daß er ein Sparofen ist.
    Solcher

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