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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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und Oranienburg noch ihre wirklichen Schlösser haben. Zu diesen seitab gelegenen und verschollenen Existenzen gehört auch Schloß Köpenick, in betreff dessen wir ein altes, ein mittleres und ein neues unterscheiden.
    Das alte Schloß Köpenick stand schon, als die Deutschen unter Albrecht dem Bären ins Land kamen. Jaczko oder Jasso, der letzte Wendenfürst, an dessen Bekehrung die schöne Schildhornsage anknüpft, residierte daselbst. Nach seiner Unterwerfung wurde seine Residenz, eine Wendenveste, zur markgräflichen Burg, aber weder Bild noch Beschreibung sind auf uns gekommen, aus denen wir ersehen könnten, wie Schloß Köpenick zur Zeit der Askanier oder Bayern oder ersten Hohenzollern war. Es muß uns genügen, daß wir von seiner Existenz wissen. Auch seine Geschichte verschwimmt in blassen, charakterlosen Zügen, und alles, was mit bestimmterem Gepräg an uns herantritt, ist das eine, daß es in diesem alten Schlosse zu Köpenick war, wo der von Otterstedt an die Türe seines kurfürstlichen Herren schrieb:
    Jochimken, Jochimken, höde dy,
    Wo wi di krigen, do hängen wi dy.
    Das alte Schloß stand bis 1550. Kurfürst Joachim II., ein leidenschaftlicher Jäger, dessen Weidmannslust ihn oft in die dichten Forsten um Köpenick herum führte, ließ den alten Bau niederreißen und ein Jagdschloß anstelle desselben aufführen.
     
    Dies Jagdschloß Joachims II. oder das mittlere Schloß Köpenick stand wenig über 100 Jahr, aber seine Geschichte spricht schon in deutlicheren Zügen, und die Meriansche »Topographie« hat uns ein Bild desselben (etwa aus dem Jahre 1640) aufbewahrt. Nach diesem Bilde war es ein regelmäßiges Viereck, das zur einen Hälfte aus zwei rechtwinklig aufeinanderstoßenden Flügeln, zur andern Hälfte aus zwei niedrigen, ebenjenes Viereck herstellenden Mauern bestand; der ganze Bau von fünf Türmen überragt, vier an den Außenecken, der fünfte innerhalb des Schloßhofs, in dem von den beiden Flügeln gebildeten rechten Winkel.
    Joachim II. weilte gern in Schloß Köpenick. Sein Hof- und Jagdgesinde war dann um ihn her, auch die Söhne wohl, die ihm Anna Sydow, »die schöne Gießerin«, geboren hatte. In früheren Jahren hatte diese selbst bei den jedesmal stattfindenden Lustbarkeiten nicht gefehlt, bis ein an und für sich geringfügiger Vorfall einen tiefen Eindruck auf des Kurfürsten Herz machte. Die Bauern sahen Anna Sydow samt ihren Kindern neben dem Kurfürsten stehen und fragten sich untereinander: »Ist das unsres gnädigsten Herrn unrechte Frau? Sind das die unrechten Kinder? Wie darf er’s tun und wir nicht? « Der Kurfürst hörte alles und flüsterte der Gießerin zu: »Du solltest beiseite gehn.« Seitdem mied sie die öffentlichen Feste.
    In diesem Jagdschlosse zu Köpenick starb Joachim II. am 3. Januar 1571. Eine Wolfsjagd sollte abgehalten werden, trotz der bittren Kälte, die herrschte, und der fünfundsechzigjährige Joachim freute sich noch einmal des edlen Weidwerks, dran zeitlebens sein Herz gehangen hatte. Gegen Abend kehrte er aus den Müggelsee-Forsten nach Schloß Köpenick zurück und versammelte seine Räte und Diener um sich her. Distelmeyer, der Kanzler, Matthias von Saldern, Albrecht von Thümen, der Generalsuperintendent Musculus, alle waren zugegen. Man setzte sich zu Tisch und speiste in christlicher Fröhlichkeit. Der Diskurs ging bald von geistlichen Dingen, und der Page wurde beauftragt, Dr. Lutheri Predigt über die Weissagung des alten Simeon vorzulesen. Nach der Vorlesung wurde viel von Christi Tod und Auferstehung gesprochen, von seiner großen Liebe und seinen bittren Leiden; dabei zeichnete der Kurfürst ein Kruzifix auf den Tisch, betrachtete es andächtiglich und ging dann zu Bett. Als er einige Stunden geruht, überfiel ihn eine Pressung auf der Brust, mit einer starken Ohnmacht. Der Kanzler und die Räte wurden geweckt, aber das Übel wuchs rasch, und nach einigen Minuten verschied der Kurfürst mit den Worten: »Das ist gewißlich wahr.«
    Wir hören danach von dem Joachimischen Jagdschloß erst 1631 wieder, als König Gustav Adolf sein Hauptquartier darin nahm und an den schwankenden Kurfürsten George Wilhelm die Aufforderung schickte, ihm die Festungen Küstrin und Spandau ohne weiteres einzuräumen. Dieser Brief führte zu jener bekannten Zusammenkunft im Gehölz bei Köpenick, die von dem entschlossenen, keine Halbheit duldenden Gustav Adolf mit den Worten abgebrochen wurde: »Ich rate Eurer Kurfürstlichen Durchlaucht,

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