Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
wenn sie sich in solchem Momente hätte ratlos erweisen sollen. Kapitän Backhusen, mit dem Tubus auslugend, erkannte, hinter Schilf und Werft versteckt, in nicht allzuweiter Entfernung ein Brückenwärterhäuschen, an das jetzt Mudy, die Schiffsjolle herablassend, mit der Anfrage deputiert wurde, ob man bereit sei, unseren aus dicken Eisenplatten bestehenden Ballast auf zwei, drei Tage zu beherbergen. In kürzester Frist war die bejahende Antwort da, die großen Barren wanderten aus dem Rumpf in die Jolle, und nach dreimaliger Fahrt zwischen Schiff und Zollhaus war unsere »Sphinx« wieder flott und frei. Unter dankbarem Hüteschwenken ging es, eine Viertelstunde später, an dem Brückenzollhaus vorüber. Aber dieses Hüteschwenken genügte uns nicht. Unserer Freude einen lauteren Ausdruck zu geben, holten wir aus der Waffenkammer ein paar Vogelflinten herbei, und auf unendliche Entfernungen hin, zwischen Dümpler und Krickenten hineinfeuernd, weckten wir das Echo, das, offenbar verdrießlich über die Störung, mit nur halber Stimme antwortete. Wir empfanden es und stellten die Flinten an ihren alten Platz.
    Es begann zu dunkeln, als wir, zwischen Groß- und Kleinköris, in ein schwieriges, aus mehreren flachen Becken bestehendes Seegebiet einfuhren, das in seiner Gesamtheit den wenig klangvollen, aber bezeichnenden Namen der »Modder-See« führt. Die Karten unterscheiden einen großen und kleinen. Das Wasser in diesen Becken stand nur etwa fußhoch über einem aus gelbgrünen Pflanzenstoffen bestehenden Untergrund, der so weich war wie ein mit Hülfe von Reagenzien eben gefällter Niederschlag. Unser Schiff durchschnitt diese reizlosen, aber für die Wissenschaft der Torf- und Moorbildungen vielleicht nicht unwichtigen Wassertümpel, die vor uns, unaufgerüttelt, in smaragdner Klarheit, hinter uns in graugelber Trübe, wie ein Quirlbrei von Lehm und Humus, lagen.
    Es wurde still und stiller an Bord. Jene Schweigelust überkam uns, die nach einem schönen, an Bildern und Eindrücken reichen Reisetage auch den Heiter-Gesprächigsten anzuwandeln pflegt und, weder in Ermüdung noch in Verstimmung wurzelnd, ihren Grund in dem plötzlichen Berührtwerden von dem Ausgehen alles Glückes, von der Endlichkeit aller Dinge hat. Auch wir hatten diesen Tribut zu zahlen, stärker als bei mancher anderen Gelegenheit, da nichts da war, uns dieser Stimmung zu entreißen. Die Dörfer hörten auf; nur in einiger Entfernung lag Sputendorf. Es klang wie eine Mahnung, und wir ließen sie uns gegeben sein. Ein neues Segel bei! Der Wind setzte sich hinein, und plötzlich, wie aufatmend, fuhren wir aus einem Gewirr von Tümpeln und Schmalungen, die wir während der letzten zwei Stunden zu passieren gehabt hatten, in ein imposantes und beinah haffartig wirkendes Wasserbecken ein. Nur in sehr unbestimmten Umrissen erkannten wir die Ufer. Nach links hin, in langer Linie, blitzten Lichter und spiegelten sich in dem dunkelen See. An Bord drängte alles zu neuer Tätigkeit. Lieutenant Apitz, mit eigner Hand, feuerte den landeinwärts gerichteten Böller ab; Mudy, auf Befehl des Kapitäns, ließ eine Rakete in den Nachthimmel aufsteigen. In wenigen Minuten sahen wir unseren Zweck erreicht: Gestalten, hin und her laufend, sammelten sich an einer Stelle, die ein Landungsplatz, eine Anlegebrücke sein mochte. Stimmen klangen herüber. Gleich darauf fiel der Anker.
    Im Angesicht von Teupitz, dunkel und rätselvoll, lag die »Sphinx«.

An der Spree
     
    Schloß Köpenick
     
    »Wo liegt Schloß Köpenick?« An der Spree;
    Wasser und Wald in Fern und Näh,
    Die Müggelberge, der Müggelsee.
    Schloß Köpenick ist eines der vielen Hohenzollerschen Schlösser, die sich unter den mannigfachsten deutschen und französischen Namen im Spree- und Havellande vorfinden und von deren Nochvorhandensein die wenigsten unter uns eine Kenntnis haben. Wir entsinnen uns in der Regel, von diesem und jenem Schloß in diesem oder jenem Geschichtsbuch gelesen zu haben, und knüpfen die Vorstellung, oft auch die Hoffnung daran, daß dasselbe mit all seinen ihm Leben leihenden Personen zugleich vom Schauplatz abgetreten sei. In der Tat, die Bemühungen unserer Phantasie, wenn wir von königlichen Schlössern sprechen oder sprechen hören, gehen gemeinhin nicht viel über die Bilder von Sanssouci, Rheinsberg und Charlottenburg hinaus, und einem glücklichen Zufalle bleibt es vorbehalten, uns durch den Augenschein zu belehren, daß auch Schwedt und Küstrin und Wusterhausen

Weitere Kostenlose Bücher