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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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zeigen pflegt. Über die Zäune hinweg wuchsen die Kronen der Bäume von hüben und drüben zusammen, was sich namentlich in Nähe des Wassers überaus malerisch ausnahm, wo zugleich der See bis zwischen das Plankenwerk vordrang und mal höher, mal tiefer mit seinem gelblichen Schaum eine Grenzmarke zog.
    An dieser Stelle lag auch das Boot. Ein Fischermädchen vom andern Ufer stand in der Mitte desselben, und während ihr weißes Kopftuch im Winde flatterte, stießen wir ab.
    Der Teupitz-See ist fast eine Meile lang und eine Viertelmeile breit, an einigen Stellen, wo er sich buchtet, auch breiter. Sein Wasser ist hellgrün, frisch und leichtflüssig; Hügel mit Feldern und Hecken fassen ihn ein, und außer der schmalen Halbinsel, die das »Schloß« trägt und sich bis tief in den See hinein erstreckt, schwimmen große und kleine Inseln auf der schönen Wasserfläche umher. Die kleinen Inseln sind mit Rohr bestanden, die größeren aber, auch Werder geheißen, sind bebaut und tragen die Namen der beiden Seedörfer, Egsdorf und Schwerin, denen sie zunächst gelegen sind. Also der Egsdorfer und der Schweriner Werder.
    Wir fuhren von Insel zu Insel, von Ufer zu Ufer; abwechselnd mit Ruder und Segel ging es auf und ab, planlos, ziellos. Die Teupitzer Kirche, der alte Schloßturm hinter Pappeln, die roten Dächer der Stadt, das Schilf, die Hügel – alles spiegelte sich in dem klaren Wasser, aber so schön es war, ich hatte doch ein Gefühl, all dies schon einmal gesehn zu haben, nur schöner, märchenhafter, und diese Märchenbilder sucht ich nun in Näh und Ferne. Lächelnd gestand ich mir endlich, daß ich sie nicht finden würde. Noch einmal umfuhr der Kahn die Halbinsel, auf der die Überreste des alten Teupitz-Schlosses gelegen sind; dann trieben wir, durch den Schilfgürtel hindurch, den Kahn wieder ans Land.
    Die Stelle, wo wir landeten, lag in dem Winkel, den Ufer und Landzunge bilden, und das alte Teupitz-Schloß oder, mit seinem vollen Namen, »das alte Schloß der Schenken von Landsberg und Teupitz« stieg fast unmittelbar vor uns auf. Ich schritt ihm zu.
    Das alte Teupitz-Schloß, das in frühe Jahrhunderte zurückreicht, galt ehedem für sehr fest. Es lag an der Grenze zwischen Mark und Lausitz und scheint abwechselnd eine märkische oder sächsische Grenzfestung gewesen zu sein, je nachdem die Waffen oder die Verträge zugunsten des einen oder andern Teils entschieden hatten. Im dreizehnten sowie in der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts waren die Plötzkes Herren von Teupitz, um 1350 aber kam die Herrschaft Tupitz oder Tuptz, wie sie damals genannt ward, in Besitz der Schenken von Landsberg und nahm seitdem den Namen des »Schenkenländchens« an. Dies Ländchen umfaßte vier Quadratmeilen; in seiner Mitte lag Teupitz, die Stadt, mit See und Burg. Die Lehnsverhältnisse des »Schenkenländchens« blieben noch geraume Zeit hindurch verwickelter und schwankender Natur, bis endlich der Einfall der Hussiten in die Mark den Ausschlag gab und die Schenken von Landsberg und Teupitz veranlaßte, sich in den Schutz des brandenburgischen Kurfürsten (Friedrich I.) zu begeben. Zwar geschah dies zunächst noch mit der Bemerkung: »unbeschadet unserer Untertänigkeitsverpflichtung gegen den Kaiser und den Herzog von Sachsen«, diese Hinzufügung indes scheint nicht allzu ernsthaft gemeint gewesen zu sein, da Schenk Heinrich von Landsberg schon wenige Jahre später erklärte, »daß, sintemalen der Kurfürst, sein gnädiger Herr, mit den Herzögen von Sachsen in Fehde stehe, auch er (Schenk Heinrich) mit seinen Helfern und Knechten ihnen, den Herzögen, den Krieg erklären müsse«.
    Die Schenken von Landsberg und Teupitz blieben nah an 400 Jahr im Besitz der Herrschaft. Nachdem aber Schloß und Land infolge des Dreißigjährigen Krieges sehr vernachlässigt, die Weinberge verwildert, die Heiden verwüstet waren, ging das ganze Schenkenländchen im Jahre 1718 durch Kauf an König Friedrich Wilhelm I. über. Er bezahlte dafür die geringe Summe von 54 000 Taler, kaufte verlorengegangene Güter zurück, machte das Schloß zu einem »Amt« und stellte das gesamte Schenkenländchen, als Außenwerk der Herrschaft Königs Wusterhausen, unter die Verwaltung einer Amtskammer. Seit einer Reihe von Jahren ist Schloß Teupitz in die Hände von Privaten übergegangen. Der vorige Besitzer war Herr von Treskow, der gegenwärtige ist Herr von Pappart.
    Es gibt kein Schloß Teupitz mehr, nur noch ein Amt gleiches

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