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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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    Da mußte Herr Detleff von Schwerin
    Für seinen Erbherrn sterben.
    Das war des Herzogs schwerster Tag,
    Als da Herr Detleff vor ihm lag,
    Zerhackt, in Blut und Wunden,
    Und er rief: »O hätt ich über den Damm
    Erst wieder zurückgefunden!«
    Er sprach es und ritt im Zuge vorn,
    Er gab seinem Rosse Schlag und Sporn
    Und suchte die Zügel zu fassen;
    So kam er bis an das »Hohe Haus«,
    Da ward er eingelassen.
    Das war zu Vierraden. Auf Schlosses Brück
    Noch einmal sah er zurück, zurück,
    Im Herzen voll Weh und Leide:
    »Kettr-Angermünde, du vielgute Stadt,
    Daß so ich von dir scheide!«
    Der aber, der dies Lied euch sang,
    Ein Schmiedeknecht ist er schon lang,
    Und sie nennen ihn Köne Fincken;
    Und er führt ein Hämmerchen auf der Hand
    Und Gut-Bierchen mag er trinken.
    So das Lied von der Eroberung von Ketzer-Angermünde, an das ich, eh ich zu einer Schlußbetrachtung über die Quitzows und ihr Recht oder Unrecht übergehe, noch einige literarische Bemerkungen knüpfen möchte.
    Das deutsche Volkslied beziehungsweise die deutsche Volksballade gefeiert zu sehen ist seit den Tagen Herders und der Romantiker etwas Herkömmliches geworden, darüber aber, daß neben diesem allgemein Volksliedmäßigen auch noch eine historische , nach der dichterischen wie landesgeschichtlichen Seite hin gleich ausgezeichnete Volksballade geblüht hat, ist man hinweggegangen, entweder weil man die Tatsache nicht genügend gekannt oder sie sich nicht recht zum Bewußtsein gebracht hat. Und doch ist in niederdeutschen Landen (auf welche sich meine Bemerkungen ausschließlich beziehen) ein, um es zu wiederholen, speziell historischer Balladenschatz gezeitigt worden, der an Schönheit und Bedeutung hinter dem englisch-schottischen nicht zurückbleibt, ja ihn vielleicht in diesem und jenem übertrifft. Jede der von mir mitgeteilten Balladen kann als ein Beweis dafür gelten, und Dichtungen wie die vom »Kremmer Damm« und von »Ketzer-Angermünde« reichen an die Chevy-Jagd, die Schlacht bei Otterburn, den Aufstand in Northumberland und viele andere Percy- und Douglas-Balladen heran.
    Chevy-Jagd
    »…. Nun denn, wohlan!« rief Percy da,
    »Dies Feld sei unsere Schranke,
    Noch schlüpfte keiner mir hindurch,
    Sei’s Schotte oder Franke.
    Das ist der Hirsch, den ich gesucht,
    Nun lohnt es sich zu jagen,
    Es brennt mein Herz, Mann gegen Mann,
    Die Schlacht mit ihm zu schlagen.«
    Lord Douglas hört’s. Er ruft ihm zu:
    »Da soll mich Gott verderben,
    So wahr ein Lord ich bin wie du,
    Du oder ich muß sterben.
    Doch hör mich, Percy, Schande wär’s
    Und Schimpf an unsrem Leben,
    So vieler Mannen schuldlos Blut
    Mit in den Kauf zu geben.
    Es sei all unser Streit gelegt
    In unsre beiden Speere…«
    »Verdammt sei der«, rief Percy da,
    »Der andren Sinnes wäre…«
    Das gab ein Stechen und ein Haun,
    Manch breite Wunde klaffte,
    Längst unser englisch Bogenvolk
    Nicht mehr den Bogen straffte.
    O Christ es war für Herz und Sinn
    Ein Leid, nicht auszusagen,
    Wie stöhnend da in Sand und Blut
    Die Menschenknäule lagen.
    Und immer schwankte noch die Schlacht
    Da endlich…
    Kremmer Damm
         
    Markgraf Ludwig, der tapfere Held,
    Zum Damme sah man ihn reiten,
    Er dachte: »Die Pommern stehen im Feld
    Und wollen den Damm überschreiten.
    Trompeter, sage dem Herzog an,
    Ich hätte groß Verlangen,
    Ihn und seine Ritter, Mann für Mann,
    Hier drüben zu empfangen.
    Und wenn es hier drüben ihm nicht behagt
    So wollt ich ihm versprechen,
    Auch auf dem Luch-Damm, unverzagt,
    Eine Lanze mit ihm zu brechen.«
    Drauf der Herzog: »Er woll ihm Rede stehn,
    Nicht kommen, das dünk ihm Sünde,
    Und sie wollten sich treffen und wollten sehn,
    Wer das Spiel am besten verstünde.«
    Drauf ging es auf den Damm hinauf,
    Dicht standen da die Märker,
    Die wehrten sich einzeln und zu Hauf,
    Doch die Pommern waren stärker.
    Die Märkischen konnten nicht bestahn,
    Das Loch war ihr Verderben,
    Viele mußten da liegen gahn
    Und ohne Wunde sterben.
    Und mählich wichen sie Schritt um Schritt
    Vor Kremmen weiter zu fechten –
    Die Pommern folgten in festem Tritt,
    Die Ritter mitsamt den Knechten.
    Aber vor Kremmen hielten sie an…
    Die Märkischen standen da Mann an Mann
    Und waren nicht zu vertreiben.
    Es ist nicht möglich, sich gegen die Wahrnehmung einer geradezu frappierenden Ähnlichkeit zu verschließen, die vor allem inhaltlich , desgleichen in Ton und Bau, zutage tritt und nur zu kleinem Teil aus der von derselben Hand herrührenden

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