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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Übersetzung beider Balladen erklärt werden kann. Es ist mir ganz unzweifelhaft daß man in Schottland entweder die pommersche oder in Pommern die schottische Ballade gekannt haben muß. Ist die pommersche Ballade echt, so muß sie die ältere sein, denn das Ereignis, das ihr zugrunde liegt: die Schlacht am Kremmer Damm, fällt in das Jahr 1334, während das der englisch-schottischen Ballade zugrunde liegende Ereignis, die Schlacht bei Otterburn, erst in das Jahr 1388 fällt. Bischof Thomas Percy, der Herausgeber der berühmten altenglischen Balladensammlung, die seinen Namen trägt (Percy’s Reliques of Ancient English Poetry), setzt sogar die Chevy-Jagd noch um ein Jahrhundert später, in die Zeit Heinrichs VI. Und so hätten wir denn eventuell einen neuen Triumph altdeutscher Lied- und Balladendichtung zu verzeichnen. Aber freilich, ist die Kremmer-Damm-Ballade, die zuerst im Jahre 1756 auftaucht, echt? Sosehr ich es wünsche, so kann ich doch Zweifel nicht ganz unterdrücken. Ihnen Ausdruck zu geben ist hier nicht der Platz, ich würde mich aber freuen, mit einem Balladensachkundigen, der außerdem des Plattdeutschen mächtig ist, also mit Männern wie Klaus Groth, Adolf Wilbrandt, Karl Eggers, Heinrich Seidel, in einen Meinungsaustausch über diesen Punkt eintreten zu können. Das plattdeutsche Original findet sich im 21. Stück der »Greifwaldschen Nachrichten« und daraus abgedruckt in Buchholtz’ »Geschichte der Churmark Brandenburg«, Teil II, S. 383.
    Wer sich der Aufgabe unterzöge, das zu suchen und zu bearbeiten, was von etwa 1330 bis 1530 an derartigen historischen Volksepen und Volksballaden in Norddeutschland, ganz besonders aber in Westfalen, Friesland und Schleswig-Holstein gedichtet worden ist, würde der Literatur und landesgeschichtlichen Forschung einen gleich großen Dienst leisten und vielleicht imstande sein, manches davon (ähnlich wie sich das Nibelungenlied einzubürgern wußte) den Schmuck- und Lieblingsstücken unserer insonderheit der Schule dienenden Anthologien einzureihen. 12. Kapitel
     
    Die Quitzow und ihr Recht oder Unrecht
     
    Und nun noch einmal zurück zu den Quitzows von 1400 bis 1414, um uns, in einer Schlußbetrachtung, die Frage nach ihrem Recht oder Unrecht vorzulegen. Es entspricht innerhalb der märkisch-preußischen Geschichtsschreibung einem alten, beinahe heiliggesprochenem Herkommen, die Quitzows als Landesverräter, Buschklepper und Räuber anzusehen, eine Tradition, deren Anschauungen, um nicht zu sagen Dogmen, auch ein so hervorragender Gelehrter wie Adolf Friedrich Riedel – dem sich, an Wissen und Eingedrungensein in die kleinsten Einzelheiten der Quitzowzeit, wohl niemand an die Seite zu stellen wagt – aufs nachdrücklichste zustimmt.
     
    Riedel , damals nur die Anfänge einer Kontroverse vorfindend, schrieb 1851: »Es ist, dem Urteile der Quitzowschen Zeitgenossen gegenüber, in neuerer Zeit der Versuch gemacht worden, die fortgesetzten Friedensbrüche der von Quitzow und ihrer Genossen als ›ehrliche adlige Fehden‹ zu rechtfertigen. Und so hat man denn auch den verwegenen Widerstand, den die Schloßbesitzer sowohl den burggräflichen wie den königlichen Befehlen entgegensetzten, für eine patriotische Tat ausgegeben, die geschehen sei, damit das Land nicht von einem neuen Pfandbesitzer ausgezogen werde. Hüten wir uns jedoch«, so fährt er fort, »in müßiger Vorliebe für eine gewisse Standesrichtung, mit den Erinnerungen der unheilschwersten Vergangenheit des Vaterlandes ein gefahrvolles Spiel zu treiben! Planmäßiger Ungehorsam gegen die rechtmäßige Obrigkeit, offene Widersetzlichkeit gegen den Landesfürsten, Untreue gegen die Träger der landesherrlichen Gewalt, ein trotziger Selbständigkeitsdrang ohne Achtung vor Gesetz und Recht, ein verwegener Freiheitsmut ohne allen Sinn für das Gemeinwohl, ohne Liebe zum Vaterlande, ohne Begeisterung für große politische Ideen – das muß zu allen Zeiten und von allen Standpunkten aus als ein Verhalten erscheinen, dem jeder Adel fremd ist. Ist trotz alledem die Widersetzlichkeit der Quitzows und ihres Anhanges gelegentlich in Schutz genommen worden, so lassen sich solche Rechtfertigungsversuche nur aus dem täuschenden Schimmer von Ritterlichkeit erklären, den, bei Mangel an genauer Kenntnis, die Phantasie darüber ausgebreitet hat. Man denkt sich jene mächtigen Adelsfamilien, die, von ihren Burgen aus, mit dem Begründer einer neuen Zeitrichtung um die Herrschaft rangen, umgeben von

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