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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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1440 betreffenden Urkunden einen Essay vorausschickt in dem er die Quitzowzeit und vor allem auch die brandenburgisch-preußische Geschichtsschreibung, soweit sich dieselbe mit der eben genannten Epoche beschäftigt, kritisch beleuchtet.
    Es heißt in diesem Essay:
    »Wenngleich der Raum verbietet, hier eine ausführliche Geschichte der Quitzowfehden zu geben, so muß doch auf die gänzliche Einseitigkeit der bisher gewöhnlichen Darstellung aufmerksam gemacht werden. Die brandenburgische Geschichte hat überhaupt das Schicksal gehabt, daß eine gewisse Darstellungsweise gleichsam versteinert, ohne alle Kritik, aus einem Buche in das andere übergegangen ist, indem zum Teil die besseren archivalischen Mitteilungen verborgen blieben, zum Teil aber auch Vorurteile fortgepflanzt worden, die schon aus den vorhandenen Quellen zu widerlegen gewesen wären. Dahin gehört denn besonders auch die Art, wie der Widerstand behandelt ist, den die Quitzowsche Partei gegen Burggraf Friedrich von Nürnberg versuchte, während derselbe Pfandinhaber der Mark war, wobei, ohne alle Rücksicht auf den Geist der damaligen Zeit, der märkische Adel als eine Rotte von Unholden, Mordbrennern und Räubern geschildert wird, welche eine Meuterei wider den Kurfürsten unternommen hätten, weil ihnen dieser ihr Raubhandwerk habe legen wollen. Es muß zunächst auf die trübe und parteiische Quelle dieser Ansichten hingewiesen werden. Es ist dies nämlich die über diese Begebenheiten gleichzeitig aufgesetzte Nachricht des Engelbert Wusterwitz   eines heftigen Widersachers der Quitzows. Er war Geistlicher in Brandenburg und Provisor des Abts von Lehnin. Hierzu kommt, daß er seine Nachricht gerade zu einer Zeit aufgesetzt hat, wo die Fehde zwischen dem Kurfürsten und beiden Quitzows noch in vollem Gange war. Wahrscheinlich würde seine Erzählung anders lauten, wenn er dieselbe nach der im Jahre 1421 erfolgten Aussöhnung des Kurfürsten mit jener Familie geschrieben hätte.
    Zwei Dinge sind es, die beständig als Anklagepunkte wiederkehren: erstens, die Quitzows waren Räuber , und zweitens, die Quitzows waren Rebellen .
    Wie verhält es sich nun damit?
    Betrachten wir zuerst den Vorwurf der Räuberei, so kam solche, wie damals in ganz Deutschland, auch beim märkischen Adel vor. Es ist aber ganz übertrieben, wenn deshalb das ganze Land für eine Mörderhöhle und der ganze märkische Adel für eine Räuberbande ausgegeben wird. Es muß bei Beurteilung dieser Sache durchaus der Unterschied festgehalten werden, der im 14. und 15. Jahrhundert zwischen einer ehrlichen Fehde und einer Räuberei bestand. Das Recht zur ›Fehde‹ wurde dem Adel so wenig streitig gemacht wie den Fürsten und den Städten, wenn man auf gütlichem Wege zu seinem Rechte nicht kommen konnte. Die Landesherren der Mark Brandenburg waren im 14. und im Anfange des 15. Jahrhunderts fast beständig abwesend, und das dem Gedeihen des Landes allerdings schädliche Fehdewesen griff immer weiter um sich, auch die Fürsten, Städte und Ritterschaften der benachbarten Länder wurden allmählich hineingezogen, und aus einer beendigten Fehde entspannen sich stets zwei neue. Daß in solchen Zeiten auch eigentliche ›Räuberei‹ häufiger vorkam und daß ihr schwer zu steuern war, ist leicht begreiflich, nichtsdestoweniger blieb der Unterschied zwischen Straßenraub und Fehde bestehen. Die vielen Kriege der Quitzows waren, wenn man sie unparteiisch betrachtet, sämtlich ehrliche Fehden, wenn auch nicht geleugnet werden soll, daß sie das Fehderecht gelegentlich mißbraucht haben mögen, indem sie in ihrer damaligen Übermacht einen aus der Luft gegriffenen Anspruch durchzusetzen sich bemühten. Allein zu welchen Zeiten hat Übermacht nicht die Schranken des strengen Rechts und der Billigkeit übertreten. Immer blieb dies von Räuberei weit verschieden, da diese auch im Mittelalter stets als etwas Ehrloses angesehen wurde. Überhaupt aber pflegten sich nur wenige arme Edelleute mit Wegelagerung und Strauchreiterei zu befassen, und die Gebrüder von Quitzow muß schon ihre Macht und ihr persönlicher Charakter vor einem solchen Verdachte schützen. Wusterwitz’ Anklagen übernehmen, sehr gegen seinen Willen, zugleich die wirksamste Verteidigung der Angeklagten. Er beschuldigt sie, daß sie das Herzogtum Sachsen für sich hätten erobern wollen, daß sie getrachtet hätten, Berlin zu gewinnen, um von diesem Mittelpunkt aus sich die ganze Mark zu unterwerfen, und daß Henning von

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