Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)
Kettler , verlor sie auf tragische Weise. Kettler war 1830 aus dem preußischen in den russischen Dienst getreten und machte die gleich darauf ausbrechende Campagne gegen Polen mit. In der Schlacht bei Grochow wurd er erheblich verwundet und gefangengenommen. Als man ihn auf einem Wagen nach Warschau brachte, drängte sich der Pöbel heran und heulte und johlte; einer aber stieg auf das Wagenrad und spie ihm ins Gesicht. Ein Faustschlag war Kettlers Antwort. Aber freilich war es auch das Signal, um über ihn herzufallen und ihn buchstäblich zu zerreißen. – Auch seinem ältesten Sohn war ein jäher Tod vorbehalten. Ein herabstürzender schwerer Baumast erschlug ihn.
Aus der Ehe mit Rittmeister von Arnstedt
3) Henriette Sophie Rosalie . Verheiratete sich um das Jahr 20 (oder vielleicht auch schon zu Lebzeiten der Mutter) mit dem Baron von Wülknitz und starb 1861 im Bade zu Doberan. Auf dies von Wülknitzsche Paar komm ich am Schlusse des Kapitels zurück.
4) Mathilde Julie Friederike war 1802 geboren. Vermählte sich 1826 mit Hans von Oertzen auf Ankershagen, Schloßhauptmann und Kammerherr in Neustrelitz. † 1878.
5) Heinrich Adolf Friedrich von Arnstedt. Wahrscheinlich 1796 geboren. Er trat unter Major von Sohr ins brandenburgische Husarenregiment und machte die Kriege von 1813 bis 15 mit. An dem Unglückstage von Versailles (Juli 1815), an dem auch der junge Yorck fiel, war er mit unter den Verwundeten. In die Heimat zurückgekehrt, entschied er sich für Verbleib im Regiment und suchte durch ein Leben auf großem Fuß über die Langeweile des kleinen Dienstes und über die noch größere der kleinen Stadt (abwechselnd Beeskow, Düben, Kemberg) hinwegzukommen. Natürlich war er beliebt und ein »guter Kamerad«. Er überschätzte sein Vermögen sehr, weil er den Wert von Hoppenrade-Löwenberg, als deren eigentlichen Erben er sich trotz der Existenz seiner drei Schwestern betrachtete, viel zu hoch anschlug, und erschrak erst, als in der Mitte der dreißiger Jahre die Pachtsummen ausblieben und die helle Not vor der Tür stand. In persönliche Schulden verstrickt, nahm er als Major den Abschied und lebte zurückgezogen in Oranienburg oder in Nähe desselben. Anfang der vierziger Jahre befiel ihn eine Krankheit, und er starb unter traurigen Verhältnissen in der Charité.
Die letzten dreißiger Jahre waren überhaupt Unglücksjahre für das Haus Arnstedt, und wohin man um die genannte Zeit in Mark Brandenburg auch blicken mochte, mit vielleicht alleiniger Ausnahme des von Arnstedt auf Groß-Kreuz, überall sah man die Familie von Leid und schweren Schicksalsschlägen getroffen. Ob verschuldet oder nicht, änderte wenig. In Hakenberg, wie schon erwähnt, pflegte man einen alten von Arnstedt zu Tode, während in Oranienburg ein jüngerer (der Sohn jenes Alten) in Bitterkeit auf ein verfehltes Leben zurückblickte. Trauriger aber als alles war die Geschichte vom Fähnrich von Arnstedt , die sich um ebendiese Zeit, Winter 1836 auf
1837, in
Frankfurt a. O. abspielte. Wir kommen am Schluß dieses Abschnittes ausführlicher darauf zurück, während es zunächst, in unsrem 14. Kapitel, uns obliegen wird, die Geschichte des Krautenerbes zum Abschluß zu bringen.
14. Kapitel
Hoppenrade von 1819 bis jetzt
Hoppenrade kommt unter ein Kuratorium (von Rabe) und wird an den Amtmann Haupt verpachtet. 1819–36
Nach dem Ableben der Frau von Arnstedt (1819) hätte der einzige Sohn derselben, der vorerwähnte, damals in Düben stehende Husarenlieutenant von Arnstedt, die Güter übernehmen und jeder seiner drei Schwestern ihren Anteil auszahlen oder verzinsen müssen. Er empfand indes, daß er weder der wirtschaftlichen noch der geschäftlichen, am allerwenigsten aber einer sich vielleicht erhebenden finanziellen Schwierigkeit auch nur annähernd gewachsen sei, weshalb er sich mit seinen Schwestern dahin einigte, daß man dem Landrate Grafen von Wartensleben und neben diesem dem Kammerdirektor von Rabe eine Generalvollmacht über Hoppenrade-Löwenberg erteilen und ihr und der Güter Schicksal in die Hände dieser beiden Kuratoren niederlegen wolle. Graf Wartensleben war nur ein Name, der Kammerdirektor von Habe jedoch, der von jetzt ab in seiner Kuratoreneigenschaft auf fast vierzig Jahre hin erst in den Vordergrund und später wenigstens in die Mitte der Szene tritt, unterzog sich seiner Aufgabe mit Ernst und Eifer, wenn auch zeitweise mit nicht ausreichendem Erfolg, und schritt sofort zur Verpachtung der
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