Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)
(»elle était sans contredire la plus belle personne de ce pays-là«), versichert aber an selber Stelle, »daß sie leichtfertig, kapriziös und eigentlich beschränkt gewesen sei«. Dies trifft nun sicherlich nicht zu, und der Sohn Thiébaults, General in der französischen Armee, hielt es, bei Publizierung einer späteren Auflage der »Souvenirs« seines Vaters für angemessen, in einer Anmerkung einen im Jahre 13 geschriebenen Brief abzudrucken, der ihm behufs Richtigstellung dieser Dinge zugegangen war. »Die frühre Frau von Elliot«, so heißt es in dieser kritikübenden Zuschrift, »ist weit entfernt davon, eine beschränkte Dame zu sein, so weit, daß vielmehr umgekehrt ihre zahlreichen Erfolge mehr noch ihrem Esprit als ihrer Schönheit zuzuschreiben sind. Und bis zu dieser Stunde noch erfreut sie sich des Vorzuges, in ihrem Auftreten ebenso gefällig zu sein wie tatsächlich zu gefallen.«
Hiermit stimmt auch das Bild überein, das in dem weiten Zirkel ihrer Verwandtschaft von ihr fortlebt. In einer mir zugehenden Zuschrift heißt es: »Sie war der Typus einer Grande Dame des vorigen Jahrhunderts und hatte viel Verwandtes mit der entzückenden Gräfin La Roche-Aymon (geborene von Zeuner), die mit ihr gleichzeitig am Rheinsberger Hofe glänzte. Doch war sie dieser letzteren – an der, außer ihrer Schönheit, nur eine gewisse Naivetät des Nicht-Wissens hervorleuchtete – durch Esprit und ein natürliches Verständnis für Dinge der Kunst und Literatur überlegen.«
Über all das, was ihr fehlte, geben die mehr zu Beginn dieses Aufsatzes mitgeteilten Briefe, die Baron Knyphausen an seinen Vater schrieb und aus denen ich seinerzeit alles Wichtigste mitgeteilt habe, den genausten Aufschluß. Aber fast möcht ich die darin Geschilderte mehr noch und entschiedener in Schutz nehmen, als es seitens ihres damaligen, ihr »heimlich« und »versuchsweis« angetrauten Gatten geschah. Indem er sie verteidigt, klagt er sie doch zugleich auch an, und dieser Ton klingt überall durch. Er persönlich mochte dazu berechtigt sein, ebensosehr seiner seriösen Natur als seiner aparten Lage nach, wir Nachlebenden aber können milder und in dieser Milde vielleicht auch gerechter sein. Ist es richtig (und es wird richtig sein), daß sie der Typus einer »vornehmen Dame« des vorigen Jahrhunderts war, so liegt uns die Pflicht ob, sie nicht bloß aus ihrer Epoche, sondern vor allem auch aus ihrem Gesellschafts kreise heraus zu beurteilen, will sagen aus einem Kreise heraus, darin der Charakter nicht viel und die Tugend noch weniger bedeutete und in dem, bei Beurteilung schöner Frauen, über vieles hinweggesehen werden durfte, wenn sie nur über drei Dinge Verfügung hatten, über Schönheit, Esprit und Charme.
13. Kapitel
Der Krautentochter Deszendenz
Als Frau von Arnstedt, verwitwete Baronin Knyphausen, geschiedene von Elliot, am 13. September 1819 gestorben war, hinterließ sie Kinder aus allen drei Ehen. Und zwar
Aus der Ehe mit Hugh Elliot
1) Luise Isabelle von Elliot. Dieselbe wurde wahrscheinlich 1779 geboren, da die Verheiratung ihrer Mutter mit Elliot im Jahre 1778 stattfand. Als Ende Juli 1783 die gerichtliche Trennung erfolgte, wurde nachstehende Festsetzung getroffen: »Madame Elliot, geborne Baronesse von Kraut, verspricht ihrer Tochter Luise Isabelle von Elliot ein Kapital von 25 000 Talern in Gold sicherzustellen, und zwar derart, daß an dem Tage, wo Madame Elliot in den Besitz des Bredowschen Erbes (Hoppenrade-Löwenberg) eintritt, obiges Kapital von 25 000 Talern auf der königlichen Bank deponiert werden muß.«
Gemäß dieser Anordnung wurde denn auch, als der vorgesehene Fall eintrat, verfahren. Zu welcher Zeit das Geld erhoben worden ist, ist aus den Aufzeichnungen nicht ersichtlich. Miß Elliot aber vermählte sich später mit einem Mr. Payne. Weitere Schicksale nicht bekannt.
Aus der Ehe mit Baron Knyphausen
2) Sophie Friederike Oriane Constanze , geboren 1785. Sie war zweimal verheiratet, in erster Ehe mit dem Landrat von Schwerin, in zweiter Ehe mit dem Rittmeister, späteren Major Freiherrn von Kettler auf Jeesch-Kittel. Aus beiden Ehen wurden je drei Kinder geboren.
Der Tod der Frau von Kettler kann nicht vor 1856 erfolgt sein, in welchem Jahre sie noch an weiterhin zu nennenden Erbschaftsverhandlungen teilnahm. Sie war eine kluge Dame, praktisch, energisch und in allen Stücken mehr ihres Vaters (Baron Knyphausens) als ihrer Mutter Tochter. Ihren zweiten Gatten, von
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