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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Wülknitzens, drei Schwerine, drei Kettlers, drei Oertzens, empfingen ihren Anteil, und alle Beziehungen zu Hoppenrade waren gelöst.
    Von Wülknitz selbst, nachdem er sich eine Zeitlang an Baugründungen in Berlin beteiligt hatte, ging nach der Schweiz. Daselbst starb er 1866 zu Montreux.
    Auch Herr von Heyden-Linden , in Pommern reich begütert, hatte sich seines neuen märkischen Besitzes nur kurze Zeit zu freuen. Er starb bald danach, und Hoppenrade kam an seine beiden Enkel: Georg Freiherr von Werthern und Ida Maria Freiin von Werthern .
    Ersterer ist der gegenwärtige Besitzer. Er hat die schönen Räume wieder herstellen lassen und bewohnt sie wenigstens zeitweilig.
    Eine stille Stätte jetzt, dies abseits vom Wege gelegene Schloß, eine Stätte, von der niemand mehr spricht, am wenigsten vielleicht die, die tagaus, tagein es umwohnen. Aber von ihr , die hier auf ein paar Jahrzehnte hin ein poetisches und fast märchenhaft phantastisches Leben hervorzuzaubern wußte, von ihr erzählen sie noch, und in den Spinnstuben horcht alles auf, wenn von Elliot und seiner goldenen Kutsche, von den tausend Lichtern im Harenzacken-Wald und von dem Badegetümmel in Mon Caprice, versteht sich unter allerlei Zusätzen aus eigner erregter Phantasie, gesprochen wird.
    Ja, die schöne, längst aus dieser Zeitlichkeit geschiedene Krautentochter, sie lebt fort an dieser Stelle. Von all denen aber, die nach ihr kamen, erzählt niemand mehr, und nur ein Grab im Park noch gibt Andeutung von dem, was später und bis in unsere Tage hinein hier halb zu Gast und halb zu Hause war. Ein Grab im Park und auf einem Steine die wenigen Worte: »Clara von Wülknitz, geboren am 10. September 1826, heimgegangen am 1. November 1850.«
    Blumen und Efeu wachsen drüber hin, und zur Seite steht eine Gruppe von Zypressen und Weimutskiefern.
    Einer Enkelin letzte Ruhestatt und darunter ein Leben, das vielleicht ernst und schwermütig gerade hier erlosch, an einer Stelle, wo die schöne »Grandmama« den Becher der Freude leerte, erst den Schaum und dann – den Rest.
    Ohne Beziehungen zu Hoppenrade selbst, noch zu seiner vieljährigen Herrin, der schönen Frau von Amstedt, steht der schon auf S. 208 von uns erwähnte
    Fähnrich von Arnstedt,
    der uns in einem Schlußkapitel dieses Abschnittes beschäftigen soll. Nur eine Namensvetterschaft liegt vor, freilich begleitet von einer in mehr als einem Stück verwandten, keine Selbstbeherrschung kennenden Natur- und Temperamentsanlage, die die schöne Frau schließlich bis an den Rand des wirtschaftlichen Ruins, den Namensvetter aber aufs Schafott führte.
     
    Emil von Arnstedt
     
    Fähnrich im Leibregiment; enthauptet am 25. April 1837
     
     
    I
     
    Am 25. April 1837 mittags stand an den Straßenecken in Frankfurt a. O. die folgende Warnungsanzeige :
    Der Portepeefähnrich Emil Otto Friedrich Alexander von Arnstedt des 8. Infanterieregiments, einundzwanzig Jahre alt, aus Ballenstedt im Herzogtum Anhalt-Bernburg gebürtig, hatte – aus Rache für angeblich von seinem Lehrer an der hiesigen Divisionsschule, dem Lieutenant Wenzel, unverdient erhaltene Zurechtweisungen und vermeintliche, aber unbegründet befundene Verleumdungen bei den höheren Vorgesetzten – am 5. Dezember v. J. morgens, mit schon Tags vorher überlegtem Vorsatze, den Wenzel im Gange der Kaserne durch einen Pistolenschuß getötet.
    Das in der Untersuchungssache wider den von Arnstedt am 7. Januar d. J. angeordnete Kriegsgericht hatte seinerseits dahin erkannt:
    daß der Angeschuldigte wegen Ermordung des Vorgesetzten mit dem Rade von oben herab vom Leben zum Tode zu bringen,
    welcher Ausspruch durch Allerhöchste Cabinets-Ordre vom 14. d. M. dahin mildernd bestätigt worden:
    daß der Angeschuldigte wegen Ermordung des Vorgesetzten, statt der verwirkten Strafe des Rades von oben, durch das Beil vom Leben zum Tode zu bringen sei,
    und ist diese Todesstrafe heut öffentlich an dem von Arnstedt vollzogen worden.
    Im Meer gen Süden wohnt auf Inseln ein Geschlecht,
    Reich in Zufriedenheit, in Einfalt schlicht und recht;
    Und über alle herrscht die Inselkönigin,
    Die hat nicht Waffenmacht und friedlich ist ihr Sinn,
    Ihr Waffen ist Gebet etc.
    Frankfurt, 25. April 1837. Königl. Gericht der 5. Division.
    Hierdurch war eine Sache zum Abschluß gebracht, die, vom ersten Augenblick an, nicht nur in Frankfurt a. O., sondern auch in den Adels- und Militärfamilien der ganzen Provinz ein großes und gerechtfertigtes Aufsehn

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