Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
großen Güterkomplexe. Hoppenrade , das uns hier ausschließlich interessiert, kam bei dieser Gelegenheit an den Amtmann Haupt in Pacht, einen renommierten Landwirt, und nach dem Tode desselben an den jüngern Haupt. Aber weder der eine noch der andere, von Förderung der Kulturen gar nicht zu sprechen, zeigte sich auch nur imstande, den Betrieb au niveau zu halten. Unter dem älteren Haupt waren wenigstens die Pachtzahlungen immer noch prompt geleistet worden, unter dem jüngeren nahm auch das ein Ende. Ja, der eintretende Verfall war ein so vollkommener, daß nicht einmal mehr die Steuern und Abgaben bezahlt werden konnten. So kam es denn, daß sich 1836 der Pächter, der jüngere Haupt, für insolvent erklärte.
     
    Hoppenrade bleibt unter dem Kuratorium von Rabe, wird aber, statt an die Familie Haupt, an den Kammergerichtsrat von Wülknitz verpachtet. 1836–56
    Die Folge dieser Insolvenz wurde notwendig die Sequestration der Güter gewesen sein, wenn nicht, in so bedrängter Lage, der Kammergerichtsrat Otto von Wülknitz , einer der Schwiegersöhne der Frau von Arnstedt, ein kühnes und kluges Spiel gespielt und dadurch sein und seiner Anverwandten Vermögen gerettet hätte. 1836 trat er, ohne sich durch die Hauptsche Bankrutterklärung abschrecken zu lassen, in die Pacht ein und schritt ungesäumt zur Wiederherstellung einer auf jedem Gebiete devastierten Wirtschaft.
    Er würde dies, bei den bedeutenden Mitteln, die dazu nötig waren, einfach nicht gekonnt haben, wenn ihm nicht kurz vorher ein kleines, aber ziemlich wertvolles Gut, das Gut Hohenthurm bei Halle, durch Erbschaft zugefallen wäre. Er verkaufte Hohenthurm für 80 000 Taler, teilte diese Summe mit seiner miterbenden Schwester, einer Frau von L’Estocq, und warf nun den ganzen ihm verbleibenden Rest von 40 000 Talern in Hoppenrade hinein. Alles gewann dadurch rasch ein anderes Ansehen, und schon Anfang der vierziger Jahre ließ sich an einem zufriedenstellenden Resultate nicht mehr zweifeln, immer vorausgesetzt, daß der Ausgang des 1809 erst vorläufig abgeschlossenen und seitdem von seiten der Familie von Bredow wieder aufgenommenen Erbschaftsprozesses nicht alles wieder in Frage stellte. Wülknitz indessen, ein eminent kluger Mann und speziell durch seine juristische Kenntnis unterstützt, erwies sich auch auf diesem Gebiet als glücklich und überlegen und hatte den Triumph, eine hüben und drüben mit Aufwand aller Kraft geführte Streitsache zum zweiten Male zu seinen und seiner Anverwandten Gunsten entschieden zu sehen.
    Das war im Sommer 1848. Von diesem siegreichen Prozeßschluß an, der endlich einen bis dahin nie dagewesenen Sicherheitszustand geschaffen hatte, durchdrang ihn nur noch der eine Wunsch, das bis dahin lediglich in Pacht gehabte Hoppenrade zu seinem freien Eigentum zu machen. Dazu waren, voraufgehend, drei Dinge nötig,
    erstens : Zustimmung der Familie behufs Aufhebung der Fideikommißeigenschaft von Hoppenrade,
    zweitens : entsprechender Antrag und Durchsetzung dieses Antrages bei den Gerichten und
    drittens : Abfindung aller Gläubiger aus den alten von Arnstedtschen Zeiten her, will sagen, Abfindung aller der Geldleute, die bis dahin an das Fideikommiß-Hoppenrade mit ihren endlosen Geldansprüchen nicht herangekonnt hatten, das Allod gewordene Hoppenrade dagegen sofort mit Beschlag belegt haben würden.
    Am meisten Schwierigkeit unter diesen drei Punkten bot der erstgenannte: die Zustimmung der Familie .
    Dies hing so zusammen.
    Es lag selbstverständlich bei Beginn dieser Umwandlungsangelegenheit Herrn von Wülknitz ob, allen anderen Erbschaftsberechtigten gegenüber – deren Interessen nach wie vor von dem Kurator und Kammerdirektor von Rabe wahrgenommen wurden – Erklärungen darüber abzugeben, bis zu welcher Höhe Hoppenrade, seinen Erträgen nach, von ihm, Wülknitz, bezahlt werden könne. Die Summe, die von W. bei dieser Gelegenheit nannte, war keine geringe. Frau von Kettler indes, eine scharf rechnende Frau, fand sie zu niedrig, protestierte mithin und schuf aus dieser Anschauung heraus allerlei Schwierigkeiten. Ihnen zu begegnen würde nun freilich dem klugen Wülknitz, der unter andern auch die Klugheit hatte, den Bogen nie zu straff zu spannen, ein leichtes gewesen sein, wenn nicht der Widerstand der damals in Dresden lebenden Frau von Kettler von Berlin aus, und zwar durch niemand anders als durch den Kurator und Generalbevollmächtigten von Rabe, beständig genährt worden wäre. Was diesen zu

Weitere Kostenlose Bücher