Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)
die jungen Winzerinnen zu entführen; aber im selben Augenblicke wurde der feindliche Trupp vom Schiff her mit Kugeln und Pfeilen überschüttet. Alles floh, und als die Körbe mit Trauben gefüllt waren, kehrte man in die Stadt zurück. An ähnlichen Zügen ist diese berühmt gewordene Belagerung von Metz reich und gab, in allem malerisch und plastisch, einen hundertfältigen Anreiz zu künstlerischer Behandlung. Unter solcher Anregung entstand auch wohl das Glasbild in Dreilinden.
Die zweite Belagerung war die von 1552; Karl V. war der Belagerer und der Herzog von Guise der Belagerte. Die Belagerung mißlang, infolgedessen König Heinrich II. von Frankreich in Dankbarkeit und zu Ehren des Herzogs eine Medaille prägen ließ, auf der in längerer Inschrift gesagt wurde. »Mars vous a donné une couronne d’herbe. Continuez, il vous rendra les couronnes royales de Jérusalem et de Sicile, qui ont appartenu à vos ancêtres.«
Erinnerungen und Geschenke aus dem Familien- und Freundeskreise:
Kunstschätze, Bilder, Portraits
Alles oder doch fast alles, was ich hier aufzuzählen haben werde, befindet sich im ersten Stock. Ich beginne mit der Gruppe:
Raritäten und Kuriosa
1) Ein Mammutszahn . Briefbeschwerer. In der Dreilindner Ziegelei beim Ausschachten des Lehms gefunden.
2) Ein aus Hirschgeweihen kunstvoll zusammengesetzter Riesenkronleuchter . Er brennt mit 66 Lichtern und erleuchtet, wie schon hervorgehoben, das quadratische Speisezimmer.
3) Drei güldne Humpen , Geschenke der drei Prinzessinnentöchter des Prinzen: Prinzeß Marie , verwitwete Prinzessin Heinrich der Niederlande, gestorben 1888 als Prinzessin von Sachsen-Altenburg, Prinzeß Elisabeth , Erbgroßherzogin von Oldenburg, und Prinzeß Luise Margaretha , Herzogin von Connaught.
4) Ein aus einem kolossalen Elefantenzahn angefertigter Humpen , zehn Zoll hoch und über fünf Zoll im Durchmesser. Die beiden Henkel ebenfalls von Elefantenzahn, Geschenk des Herzogs von Connaught.
5) Schaufeln von Damwild, Riesenexemplare, die, wie die vorgenannten Humpen, als Tafelaufsätze dienen.
6) Ein Trinkhorn . Abwurf (aber nur die Hälfte davon) eines Vierzehnenders, der
1874 in
der Forst von Nassawen, Ostpreußen, gefunden wurde. – Aus diesem Trinkhorn bot der Prinz jedem zum erstenmal in Dreilinden erscheinenden Gaste den Willkommtrunk, auf welchen prinzlichen Gruß hin der Gast aus ebendiesem Trinkhorne Bescheid tun mußte. Von welcher Stelle, will sagen, von welchem Ansetzepunkt aus, darüber entschieden die Rangverhältnisse. Das Trinkhorn hat nämlich drei solcher Ansetzepunkte, zu denen sich, und zwar zwischen Geweihzacken hindurch, die Lippen der Trinkenden mühsam heranfühlen müssen, Engpässe, Defilés, unter denen die Generals-Enge die relativ bequemste, die Lieutenants-Enge dagegen die schwierigste ist. In dieser letzteren stehen die Lippen derartig »gekeilt in drangvoll fürchterlicher Enge«, daß eine vollkommen virtuose Leistung der Aufgabe, die darin besteht, auch nicht einen Tropfen vorbeizuschütten, zu den äußersten Seltenheiten gehört. Um so größer der Triumph, wenn’s glückt.
Soviel über die Gegenstände, die, mit Ausnahme des erstgenannten (also des Mammutszahns), als Tafelschmuck dienen. Um die Tafel selbst her aber befinden sich Kunsterzeugnisse mannigfachster Art, aus deren Reihe hier die vorzüglicheren oder durch ihre Geschichte bemerkenswerteren Erwähnung finden mögen.
Kunst- und Kunstindustriesachen
1) Ein aus vertieftem Meißner Porzellan eigenartig zusammengesetzter Kamin - oder Ofen schirm.
2) Ein Satz bemalter Teller , mit Darstellungen aus dem Husaren leben. Andenken an die Zeit, wo der Prinz als Eskadronchef dem Gardehusarenregiment angehörte. Von einem Gardehusaren mit Kunst und Sauberkeit ausgeführt.
3) Ein andrer Satz Teller (neunzehn an der Zahl; alle mit dem großen preußischen Wappen geschmückt) ist Gegenstand einer Spezialgeschichte. König Friedrich I. bestellte, via Holland, ein chinesisches Porzellanservice, zugleich das preußische Wappen in allerlei kolorierten Zeichnungen einsendend. Und wirklich, alle Schildereien, wie diese neunzehn Teller sie jetzt zeigen, wurden in China gemalt. Aber sie sollten ihren Bestimmungsort nicht erreichen, wenigstens damals nicht. Das holländische Schiff, das sie heimbrachte, litt Schiffbruch, und die gesamte Ladung kam (nach Strandrecht) an ostfriesische Schiffer, die das preußisch-chinesische Service, mit dem sie nichts Rechts anzufangen
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