Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)
Geschenk des Prinzen Albrecht (Vater) an Prinz Friedrich Karl. Aus Eichenholzrähmchen hergestellt, in die dann kleine Marmorplatten eingelegt wurden. Jede Platte trägt eine Inschrift: Eckernförde 1. Februar; Missunde 2. Februar; Ober-Selk 3. Februar; Arnis 6. Februar; Düppel (Wegnahme von Dorf Oster -Düppel) 17. März; Kanonade 2. April. So die Seitenfelder. Die Hauptinschrift aber trägt der Deckel: »Sturm auf die Düppeler Schanzen, Schleswig-Holstein, den 18. April 1864.«
4) Runenstein aus Jütland . Etwa einen Meter hoch, nach oben zugeschrägt. Am Fuße des Steines sind Runen in aller Deutlichkeit erkennbar. Sie sind auf » Heirulfr « hin entziffert worden. Was dies bedeutet, steht nicht fest. Vielleicht ein Name. Der Stein befindet sich nicht im Jagdhause, sondern vor demselben, auf einem bereits zu Beginn dieses Kapitels erwähnten Gras- und Blumenrondeel.
1866. Krieg gegen Österreich
An diesen Krieg erinnern nur die Städtewappen zweier großer Glasfenster, aus deren Gesamtzahl sich je vier auf die Feldzüge von 64 und 70, acht aber auf den sechsundsechziger Krieg beziehen. Es sind alles in allem folgende: Dänemark, Schleswig, Lauenburg, Flensburg; ferner: Österreich , Böhmen, Ungarn, Mähren, Rohan-Turnau, Prag, Preßburg, Gitschin; schließlich: Nancy , Metz, Orleans, Le Mans.
1870 und 71. Krieg gegen Frankreich
1) Eine französische Trophäe : Gewehre, Pistolen, Fahnen und Säbel, alles von einer goldbordierten Generalsmütze gekrönt.
2) Ein Kandelaber aus siebziger Kugeln und Bajonetten aufgebaut.
3) Ein Briefbeschwerer . Orleans, 4. Dezember 1870.
4) Ein paar große Lampen , aus siebziger Granaten konstruiert.
5) Eine Rokoko-Wanduhr . Geschenk von seiten der Offiziere des Stabes in Orleans. Weihnachten 1870.
6) Eine Stutzuhr , deren Uhrwerk von Geweihen umfaßt und getragen wird. Am interessantesten ist der Perpendikel, auf dessen etwa talergroßem, in seinem terminus technicus mir unbekannt gebliebenen, scheibenförmigen Abschluß sich ein Miniaturbild in Gouache befindet. Diese Miniature stellt den Moment dar, wo Louis Napoleon dem König Wilhelm den Degen überreicht.
7) Alte Glasmalerei (Bruchstück), einen Moment aus einer der früheren Belagerungen von Metz (1444) darstellend. Aller Wahrscheinlichkeit nach war dies Glasbild ehemals einem großen Schloß- oder Kirchenfenster zugehörig. Zeichnung und Kolorit vorzüglich. Geschenk des Generals Vogel von Falkenstein . Der Prinz hat es im Treppenhaus als unterstes Fenster einsetzen lassen, dessen besonderen Schmuck es nun ausmacht.
Bei dieser Gelegenheit stehe hier folgendes.
Unter den drei großen Belagerungen von Metz , 1444, 1552 und 1870, ist die von 1444 die poetischste , weil entweder die Zeit überhaupt oder aber ihre historische Berichtserstattung poetischer war. Jetzt herrscht das spezifisch Militärische vor, das, beinahe grundsätzlich, an dem »Interessanten«, an das es nicht recht glaubt, vorübergeht. Ich gebe hier ein paar der ersten (1444er) Belagerung entnommene Züge.
Schon die Veranlassung zu dieser Belagerung war apart. Eine Iliade kleineren Stils. Die Metzer, weil ihnen Herr René, König von Provence, Sizilien und Jerusalem, eine Schuld von 100 000 Gulden, aller Mahnungen unerachtet, nicht zahlen wollte, nahmen seiner Gemahlin (Schwester Karls VII. von Frankreich) ihre wertvolle Garderobe weg. Infolge dieses Affronts zogen beide Schwäger, König Karl VII. und König René, vor Metz. Auf seiten der Stadt zeichneten sich alsbald zwei Männer aus: Johann von Vytoul und Jacob Simon. Johann von Vytoul war die Seele der Verteidigung und ritt unausgesetzt umher, um die Posten zu revidieren, war aber doch gutherzig genug, ein Glöckchen an den Schweif seines Pferdes zu binden, weil er nur ängstigen und anspornen, aber nicht strafen wollte. Nur gegen die Feinde war er unerbittlich, verurteilte die Gefangenen zum Strang und wies jeden Auswechselungsvorschlag zurück. Ihm zur Seite stand der schon genannte Jacob Simon , Stadtschöffe und Weingutsbesitzer auf dem Banne von Longeville. Er hatte geschworen, daß er, trotz der Belagerung, seine Weinlese draußen halten wolle. Und wirklich begann er ein großes Schiff auszurüsten, indem er es mit Söldnern bewaffnete, die mit Musketen und Armbrüsten bewaffnet waren, und fuhr nunmehr die Mosel aufwärts bis Longeville. Nachdem er dort angelegt, schickte er seine Winzer und Winzerinnen in den ihm zugehörigen Weinberg. Alsbald erschien der Feind, um
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