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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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bei der Hand nahm – wie er gerne tat, wenn er seinem herzlichen Wohlwollen einen Ausdruck geben wollte – und mir sagte: ›Auf diesem Tisch ist die Kapitulation von Metz unterzeichnet worden.‹
    So war das Speisezimmer im Königlichen Schlosse zu Berlin, und ich sehe, während ich dies niederschreibe, wieder die durch Reflektoren erleuchteten Gemälde vor mir und dazu den kleinen Tisch der Tafelrunde, bedeckt mit dem mattfarbigen Smyrnateppich, in seiner Mitte die trauliche Lampe, darum herum die glitzernden silbernen Becher mit dem auf Goldgrund gebetteten perlenden Wein, die Aschenbecher mit den unermüdlich tätigen Laubfröschen, die braunen Havannakisten, die große mattglänzende Bombe mit den holländischen Zigarren – und als Tafelrunde selbst den Kreis der Männer, die den Prinzen umgaben. Das waren die ›buveurs intrépides‹ (wie uns der Prinz einmal in scherzender Verachtung eines vielbesprochenen Pamphlets nannte), dieselben unerschrockenen Trinker, welche den Tag über im Generalstab oder im Ministerium, vor der Front oder am Studiertisch in schwer verantwortlicher Stellung gearbeitet hatten und welche am folgenden Morgen dieselbe Tätigkeit wieder aufnehmen mußten. Wäre nicht auch des großen Königs Tafelrunde zu Sanssouci stolz darauf gewesen, einen Mann wie Leopold von Ranke zu den ihrigen gezählt zu haben?«
     
    So Dr. Paul Güßfeldt in seinem trefflichen Essay, dem ich, wenn auch aus minder reicher Erfahrung, einiges wenige hinzufügen möchte. Januar bis März 82 bewohnte der Prinz, statt der Zimmer im zweiten Stock, eine zwischen dem Schloßplatzportal und der Schloßfreiheitecke gelegene Parterre zimmerreihe. Die Einrichtung war die von Dr. G. geschilderte. Zieh ich eine Parallele zwischen den Reunions in Dreilinden und denen im Königlichen Schlosse, so waren die Dreilindener Zusammenkünfte heiterer und poetischer (schon durch die Szenerie), die im Schlosse dagegen lehrreicher und interessanter. Es konnte dies auch kaum anders sein. In Dreilinden saß man zu zwölf, im Schloß zu sechsen am Tisch, und während sich in Dreilinden das Gespräch in Nachbarplaudereien auflöste, blieb es im Schloß geschlossen. Immer einer hatte das Wort. Und dieser eine war meist ein Sprechefähigster. Manche freilich, die wohl hätten sprechen können, schwiegen sich aus, nach dem Satze »Schweigen ist Gold«. Einmal kam das Gespräch auf Orden, und der Prinz gab Befehl, daß sein Ordenskasten herbeigeschafft würde. Der Kasten kam denn auch und wurde durchmustert, bei welcher Gelegenheit wir erfuhren, daß das Gesamtgewicht der Orden zehn Pfund betrage.
     
    8. Kapitel
     
    Des Prinzen Friedrich Karl Orientreise im Winter 1882 auf 1883
     
    Anfang Dezember 1882 war wieder Gesellschaft in Dreilinden. Bei Tisch nahm der Prinz das Wort und sagte, sich an Brugsch wendend: »Wir werden reisen. Ich habe von Seiner Majestät den erforderlichen Urlaub erhalten. Ich rechne daher auf Ihre persönliche Teilnahme bei der Orientfahrt , die ich vorhabe.«
    Allgemeine Überraschung.
    Dann fuhr der Prinz fort: »Wir werden zunächst nach Ägypten gehn, um mit jenem alten Sergeanten aus der ersten Kaiserzeit sagen zu dürfen: ›Il faut avoir été en Egypte pour avoir vu quelque chose . J’ai vu de mes propres yeux des crocodiles et des serpents à sonette, qui mangeaient des tambourmajors comme des cornichons.‹ Gehen wir also nach Ägypten . Ihnen aber, grimmer Basse (Brugsch), werde ich an Ort und Stelle gehörig auf den Zahn fühlen.«
    Nach diesem Tage lebte der Prinz nur noch in Vorbereitungen zur Reise, die sich nicht nur auf Ägypten beschränken, sondern sich auch auf die Sinaihalbinsel und ganz Syrien ausdehnen sollte. Reisegefährten waren: Brugsch-Pascha , Oberst Gneomar von Natzmer, Kommandeur des 28. Infanterieregiments zu Koblenz, Franz Xaver von Garnier, Major im Leibgrenadierregiment in Frankfurt a. O., und Hauptmann Georg von Kalckstein, persönlicher Adjutant des Prinzen. Am 27. Dezember abends begann die Reise von der Friedrichstraße, Zentralbahnhof, aus.
     
    I. Von Berlin bis Kairo
    27. Dezember 1882. Abfahrt. Berlin, Friedrichstraße.
    28. Dezember . Gegen Abend Ankunft in Wien.
    28. zum 29. Dezember . Von Wien nach Triest.
    29. Dezember. Ankunft in Triest. Besuch von Schloß Miramar . Der Prinz war tief bewegt als er vor das Bild Kaiser Maximilians von Mexiko trat, und sagte: »Ich habe dich an Bazaine gerächt.«   Am Nachmittag an Bord des österreichischen Lloyddampfers

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