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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Mariette, der bekannte Entdecker des Serapeums und der Apisgräber in der Wüste von Sakkarah , deren reiche Schätze sämtlich nach dem Louvre gewandert sind, ist der Begründer dieser weltberühmt gewordenen Sammlung ägyptischer Altertümer. 1881 starb Mariette; Maspero, ebenfalls ausgezeichneter Ägyptolog, folgte. (Seit Jahren gehört auch Emil Brugsch, jüngerer Bruder von Brugsch-Pascha, als Konservator dem Museum in Bulak an.) Maspero bereicherte das Museum durch die Königsmumien und Königssärge von Dêr-el-bahari (Theben, Oberägypten), Bereicherungen, die das Resultat aller bisherigen Ausgrabungen in den Schatten stellten. Diese Funde von Dêr-el-bahari bildeten, bei dem Besuche des Prinzen, den Schluß. »Da standen vor unseren Füßen an vierzig Särge königlicher Personen. Auf den einbalsamierten Leichen lagen verwelkte Kränze, die während drei Jahrtausenden ihre Gestalt und ihre Farbe kaum verändert hatten. Der Begriff der Zeit verschwindet, und die Worte des alten ägyptischen Totenbuches gewinnen Macht über uns: ›Die endlose Zeit ist ein Tag und die Ewigkeit eine Nacht.‹ Der Sturm der Weltgeschichte hat in den zwischenliegenden Jahrtausenden die gewaltigsten Reiche zerstört, aber die Kränze auf diesen Königen haben den Sturm der Vernichtung überdauert. Schweigend war der Prinz vor den Mumien seines Lieblingshelden in der Geschichte der Ägypter, des Königs Sesostris, stehengeblieben, den die Denkmäler unter dem Namen Ramses II. kennen und preisen. Er ist der Zeitgenosse Moses, denn seine Tochter war es, die das Moseskind aus dem Schilfdickicht aufnahm. Einst durchhallte sein Ruhm die ganze Welt. Seine Taten verherrlichen die Wände der Tempel an den Ufern des Nils. Und nun ruht hier sein sterblicher Leib vor unsern Augen, und wir lesen seinen wohlbekannten Namen in hieroglyphischen Schriftzügen auf dem Deckel seines Sargkastens. Neben ihm liegt sein großer Vorfahre Thutmes III. Mumie reiht sich an Mumie, bis die des Königs Pinotems  II. aufs neue unsere Aufmerksamkeit fesselt.«
    Pinotem II. war der Schwiegervater des weisen Salomo. »Nur die Erinnerung ist das wahre Leben.«
     
    III. Nilfahrt von Kairo bis zum ersten Katarakt und wieder zurück
    8. Januar . Am 8. mittags bestieg der Prinz seine »Dahabieh«, ein großes Nilboot, das von einem vizeköniglichen Schleppdampfschiff stroman geführt wurde. Man ging im Flußhafen von Memphis vor Anker.
    9. Januar . Bis zum Orte Ischment.
    10. Januar . Bis zum Dorfe El Fent.
    11. Januar . Bis Minieh. (Schon Oberägypten.)
    12. Januar . Bis Beni Hassan.
    13. Januar . In neunzehnstündiger Fahrt (von fünf Uhr früh bis zwölf Uhr nachts) nach Siût .
    14. Januar . Bis Mittag in Siût. Dann von Siût bis Nechêla.
    15. Januar . In langer Fahrt (bis elf Uhr abends) bis Sohag. »An diesem Orte mühte sich der junge Kopte Bedir, ein Sohn des unsichtbar bleibenden greisen Konsularagenten, dem Prinzen die Huldigungen einer der ärmlichsten und erbärmlichsten Städte Oberägyptens in angemessener Weise darzubringen. Es gab warmen Champagner, und drei Tänzerinnen, in Begleitung ihrer musikalischen Helfershelfer, erschienen und setzten ihre Füße auf den Teppich. Kaum aber hatte der Tanz begonnen, als plötzlich eine unglaublich vornehme Erscheinung den Vorhang lüftete und langsamen Schrittes in den Saal eintrat. Eine hohe geisterhafte Frauengestalt mit den edlen Zügen einer Tochter Ramses II., in eng anliegendem schwarzen Sammetkleide, dessen Ränder mit schmalen goldenen Borden besetzt waren, die Brust mit breitem Halsbande aus goldenen Münzen bedeckt, auf dem Kopf eine Haube mit dicht aneinandergereihten Goldstücken, so trat das olivenblasse Weib mit ihrem würdevollen Gange und den sittig niedergeschlagenen Augen wie ein zum Leben erwecktes Bild aus dem Rahmen einer bunten Grabeswand. Der Eindruck des unerwarteten Anblicks war so groß, daß die Zuschauer in das höchste Erstaunen ausbrachen, denn das leibhaftige Gespenst einer altägyptischen Königstochter wankte in langsamen Schritten ihnen immer näher. Der Sohn des Konsuls kannte sie genauer und erzählte, daß ihr Vater ein Türke, ihre Mutter eine Araberin gewesen sei und daß die Leute sie ›Aelfieh‹ nannten, weil man bei ihrem Anblick in das Wort ›Aelf marschallah‹ ausbrach, das heißt ›Ei, der Tausend‹. Die Aufforderung, anderen Tages dem Major von Garnier zu einem Bilde zu sitzen, wies sie zurück, weil ihr einziges Kind schwer erkrankt sei.«
    16. Januar .

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