Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)
Türme, sondern nur mit einem kuppelartigen Turme gebaut und danach die Zeichnung entworfen werden.«
Dies Reskript war vom 27. April 1833. Der Kronprinz entwarf eine Skizze, die bald danach vom Könige gutgeheißen und von den Hofbaumeistern Stüler und Schadow zu regelrechten Plänen erweitert wurde. Diesen Plänen entsprechend erfolgte nunmehr der Bau selbst, nachdem noch vorher unterm 24. März 1834 folgendes in mehr als einem Punkte charakteristische Cabinetsschreiben an die vorgenannten Bauräte gerichtet worden war. »Ich genehmige, daß der Bau nach den mir eingereichten Plänen ausgeführt werde. Nur die Kanzel scheint mir unrichtig so gezeichnet, als ob sie über den Stufen, die zum Altar führen, aufgerichtet werden solle. Die für die Vergoldung der Kuppel und des Kreuzes angesetzten 455 Taler 15 Sgr. fallen aus, da Kuppel und Kreuz grün gestrichen werden sollen . Friedrich Wilhelm.« Von der Hand des Cabinetsrats Albrecht war in einer Nachschrift hinzugefügt: »Bei Vollziehung dieser Cabinetsordre hat Seine Majestät geäußert, ›er habe nur bemerken wollen, daß man aus der Zeichnung nicht recht ersehe, wie die Kanzel eigentlich zu stehen kommen solle‹.« Der König hatte sehr wahrscheinlich die die Kanzel betreffenden Worte des vom Cabinetsrat abgefaßten Schreibens nicht allzu glücklich gewählt gefunden und wünschte durch diese postskriptliche Hinzufügung seine Bauräte vor dem Vorwurf einer in der Zeichnung zutage getretenen Unsorglichkeit zu schützen.
Am 1. August 1837 war der Bau beendet; am 13. August erfolgte die Einweihung durch den Generalsuperintendenten Bischof Neander, und zwar in Gegenwart des Königs, des Oberpräsidenten von Bassewitz, des Hofmarschalls von Massow, des Schloßbaumeisters Schadow und vieler anderer. Acht Tage später wurde Pastor Fintelmann, Bruder des Hofgärtners Fintelmann auf der Pfaueninsel, eingeführt.
Die Kirche kann als eine frei behandelte Basilika gelten, bei der, ganz wie bei der Kirche zu Stolpe, »pittoreske Wirkung« die Hauptaufgabe bildete. Stüler und Schadow haben sich denn auch über die Rücksichten, die, nach dieser Seite hin, beim Bau maßgebend waren, ausführlich ausgesprochen. »Die Höhe von Nikolskoë«, so heißt es im 4. Heft des »Architektonischen Albums«, »ist in der Landschaft von Potsdam weithin zu sehn. Das sie krönende Bauwerk konnte aber keine bedeutende Ausdehnung erhalten, und so war die Ausbildung hoher Formen, namentlich die Anlage eines schlanken Turmes mit Kuppel, einem flacheren Kuppelbau vorzuziehen. Die Zusammenstellung der Formen mußte vor allem auf malerische Wirkung berechnet sein. Dazu kommt, daß die Pfaueninsel und die Höhe von Nikolskoë jährlich von einem großen Teil der Einwohner von Berlin und Potsdam besucht werden und die Aussicht gerade von diesem Punkt aus zu den schönsten hiesiger Gegend zählt. Beides veranlaßte die Anlage von Loggien neben dem Turm, die in solcher Höhe liegen, daß man, über die nächsten Bäume hinweg, das vielfach bewegte Waldterrain, das Flußgebiet mit zahlreichen Buchten und großen Wasserflächen sowie die eine kleine Meile entfernte Residenz Potsdam mit ihren Schlössern und ihren rings um die Stadt gelegenen romantischen Villen übersieht. Die Loggien wurden außerdem noch durch Anordnung der Glocken motiviert, welche in dem kleinen Turm schwer Raum gefunden hätten und hier im Freien bei weitem besser geeignet sind, die auf eine halbe Meile entfernte Gemeinde zur Kirche zu rufen.«
Daß diese Glocken – die nach dem Wunsche der Prinzessin Charlotte (Kaiserin von Rußland) »mit ihrem Feierklange die abendliche Stille durchbrechen sollten« – in zurückliegender Zeit die recht eigentliche Veranlassung zum Bau der Kirche von Nikolskoë gewesen waren, diese Tatsache war den beiden Baumeistern (wenn sie je davon gewußt) bei Niederschreibung ihres Rechenschaftsberichtes sehr wahrscheinlich aus der Erinnerung gekommen, dem Pastor Fintelmann aber bei seinem Amtsantritt sicher ganz unbekannt geblieben, er würde sonst schwerlich, und zwar nach verhältnismäßig kurzer Zeit schon, angefragt haben: »ob nicht das tägliche dreimalige Läuten in der Kirche zu Nikolskoë auf die Sommermonate beschränkt werden könnte?« Worauf denn aus dem Hofmarschallamte der folgende, ziemlich ungnädige Bescheid erging: »Seine Majestät sind keineswegs mit der von Ihnen geäußerten Ansicht einverstanden und befehlen vielmehr, daß, während des ganzen Jahres , morgens,
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