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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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zugeschüttet, während man das andere belassen hat – die Gruft der Kohlhasin gewesen sein könne.
    1858 war, nach einem von Stüler herrührenden Plane, mit dem Bau der neuen Kirche begonnen worden, und am 25. November 1859 wurde sie eingeweiht. Ein Querschiff scheidet das Langhaus vom Chor. Über der Durchschneidung ist der Turm, der mit seinen an den vier Ecken angebrachten gotischen Pyramidentürmchen zu dem romanischen Basilikenstil des Ganzen nicht recht paßt, aber in der Landschaft eine gute Wirkung macht. Die schön ausgeführte Sandsteinkanzel mit den vier Statuetten der Evangelisten nimmt, neben dem Grabdenkmal der Familie Heydert, das künstlerische Interesse am meisten in Anspruch.
     
    Früher umgab hier in Stolpe, wie überall, der Kirchhof die Kirche. Seit dem Umbau der letzteren aber ist der Kirchhof wegverlegt worden und hat sich, bei dem raschen Wachstum der Gemeinde, rasch mit Gräbern gefüllt. Auch die Nachbarschaft bestattet gelegentlich ihre Toten hier, und der in der »Kolonie Wannsee« wohnhafte Zweig der Familie Begas hat ein offenes Erbbegräbnis auf dem Stolper Kirchhof. Ein von Strauchwerk und jungen Bäumen überwachsenes Eisengitter schließt einen geräumigen Platz mit zur Zeit zwei Grabhügeln ein. Der eine wird von einem Obelisken aus rötlichem Granit überragt und trägt die Inschrift:
    Oscar Begas
    geboren 21. Juli 1828
    gestorben 10. November 1883.
    Unter dem zweiten Grabhügel ruht die zweiundzwanzigjährige Tochter; zu Häupten ein schwarzer Syenit mit folgender Inschrift:
    Marie Veronika Eugenie Mathilde Begas
    geboren 27. Mai 1862
    gestorben 8. Oktober 1884.
    Der Tod der liebenswürdigen jungen Dame weckte damals eine besondere Teilnahme: sie starb an einem giftigen Insektenstich in die Lippe.
    Ein anderer Fremder, der seine letzte Ruhestatt hier gefunden, ist der vieljährige Besitzer von Kohlhasenbrück, Heinrich Beyer, ein geborner Westfälinger. Ein Kreuz erhebt sich zu seinen Häupten und trägt folgende Inschrift:
    Hier ruht in Gott
    der Gutsbesitzer Heinrich Beyer
    geboren 15. März 1826
    gestorben 13. Oktober 1887.
    Er war ein jovialer Herr, der es sich, von dem Augenblick an, wo Kohlhasenbrück in seinen Besitz kam, zur Lebensaufgabe machte, die Silberbarren wieder herauszugraben, die Kohlhas, nach der Beraubung des kurfürstlichen Hüttenfaktors, in die hinter dem Beyerschen Grundstück hinfließende »Beke« versenkt haben sollte. Natürlich verlief auch diese Schatzgräberei erfolglos.
     
    4. Die Peter-Pauls-Kirche zu Nikolskoë

Nikolskoë war ursprünglich nichts als ein russisches Blockhaus, das Friedrich Wilhelm III. auf einer Havelhöhe gegenüber der Pfaueninsel errichten ließ. Kastellan von Nikolskoë ward ein geborner Russe mit Namen Iwan, ein schöner alter Mann, mit langem weißem Bart und in bequemer russischer Nationaltracht. »Als bald danach«, so erzählt Eylert, »Kaiser Nikolaus samt Gemahlin (Prinzessin Charlotte von Preußen) Potsdam besuchte, führte Friedrich Wilhelm III. seine russischen Gäste vor dies Blockhaus und sagte: ›Sieh, Charlotte, es ist eine getreue Kopie des Blockhauses, in dem wir, als ich euch in Petersburg besuchte, so froh waren. Du wünschtest dir damals ein solches Haus und meintest, man könne darin ebenso vergnügt sein als in einem kaiserlichen Palast. Dies dein Wort hab ich behalten und im Andenken daran dies Haus errichten lassen. Und nach dem dir teuersten Namen soll es ›Nikolskoë‹ heißen.‹«
    Das alles war in den letzten zwanziger Jahren, und wie damals die junge russische Kaiserin ahnungslos die Anregung zum Bau des Blockhauses Nikolskoë gegeben hatte, so sollte sie später die Veranlassung zum Bau der Kirche von Nikolskoë werden. Und zwar war dies bei einem abermaligen Besuche, den sie der preußischen Heimat abstattete. Mit ihrem Vater, dem Könige, bei Sonnenuntergang zwischen den Bäumen der Pfaueninsel auf und ab schreitend, äußerte sie, »wie schön und erbaulich es sein müsse, wenn diese Abendstille vom Glockengeläut einer am andern Havelufer errichteten Kapelle durchtönt würde«, Worte, die ganz der Stimmung des Königs entsprachen und kurze Zeit danach bei diesem zu dem Entschlusse führten, in der Nähe des russischen Blockhauses eine den Aposteln Petrus und Paulus zu stiftende Kirche entstehen zu lassen: die Kirche von Nikolskoë. In der betreffenden Cabinetsordre hieß es: »Die Kirche soll im Stil der russischen Kirchen, jedoch ohne die diesem Stile charakteristischen fünf

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