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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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gewählt werden soll, alles unter dem Vorgeben, daß auch die Rustikaleigentümer und Laßbauern repräsentiert werden sollen. Und doch ernennen diese nicht die Eigentümer, sondern die Regierung, um offenbar die Stimmen für sich zu haben. Der ganze Zweck ist die Untergrabung der den Finanziers so lästigen ständischen und städtischen Repräsentation. Nun werden funfzehn im Comité sein, in dem sonst nur acht waren. Alles, was zu unserer sogenannten Verbesserung geschieht, ist eine französische Nachäffung, die für uns paßt wie die Faust aufs Auge. – Was Du mir von den üblen Finanzzuständen von U. sagst, tut mir leid. Überhaupt beklage ich alle Gutsbesitzer, die auf Spekulation guter Zeiten teuer gekauft haben.
     
    L., 24. Juni 1810
    Es heißt, die Einkommen steuer werde nun ganz beseitigt werden. Die Schuldenmasse aller Provinzen soll in eine Staatsschuld verwandelt und diese dann durch eine Konsumtions- und Familiensteuer abgetragen werden.
     
    L., 8. Januar 1811
    Über unsere neue Finanzeinrichtung hört man allerlei, welches nicht zur Ehre derer gereicht, die die betreffenden Edikte gemacht haben. Die Erhebung des Blasenzinses (Branntweinsteuer) ist verschoben, und es bleibt bei der Getreideakzise. Hätte man den Blasenzins forcieren wollen, so müßten alle ländlichen Brauereien eingehen und man hätte einen Ausfall von mehreren 100 000 Talern gehabt. Das Stempeledikt hat noch mehr Widerstand gefunden. Es soll deshalb umgearbeitet werden. Meiner Meinung nach müßte man’s aber bei solcher Umarbeitung nicht bewenden lassen, sondern die , die solchen Unsinn ausarbeiteten, einfach fortjagen. Denn sie haben durch ihre Überspanntheiten den König und den Minister kompromittiert. Man kann diese Menschen nicht bewegen, direkte Steuern einzurichten und das Defizit durch indirekte zu decken . Es muß alles indirekt sein, denn das Indirekte kann man nicht nachrechnen. Sodann ist es zu tadeln, daß man dem Lande nicht das Schuldenquantum sagt, welches solche Steuern notwendig macht. Überall sieht man in Geldsachen wenigstens eine Wendung zum Despotischen, und das böse Gewissen leuchtet aus mancher Phrase hervor. Man will gern alles à la français hudeln; der deutsche Sinn kann aber noch nicht ganz unterdrückt werden.
     
    19.Januar 1811
    In Berlin ist jetzt eine Ständezusammenkunft, die das Drückende der neuen Abgaben vorstellen wird. Unterdessen hält der Staatskanzler einen sogenannten Landtag von selbstgewählten Deputierten. Ich seh einer kompletten Konfusion entgegen, und wenn der Minister nicht die uns französierenwollenden Novitätenkrämer aus der Regierung verweist und andre, gemäßigter denkende Leute zu Arbeitern nimmt, so wird ohne die gewaltsamsten Maßregeln nichts einkommen oder wenigstens nicht das, was man erhofft. Gott weiß, wie dieser Mengelmus auseinanderkommen wird! Ich habe mich von der Deputation nach Berlin freigemacht. In meinen Jahren habe ich nicht Lust, mich zu ärgern und meine kurze Lebenszeit mit Geschäften auszufüllen, die weder günstigen Erfolg noch Ehre versprechen.
     
    4. Februar 1811
    Ob die Versammlung der Stände viel ausrichten wird, weiß ich nicht, ich vernehme aber, daß das Hauptpetitum dahin geht: den Etat der Schuld einsehen zu dürfen. Zur Begründung dieser Forderung haben sie angeführt: »Sie wüßten, daß viel aufgebracht werden müsse und wären auch willig und bereit zu großen Opfern. Allein die neuen Abgaben, die doch eigentlich mit der Schuldenabführung aufzuhören hätten, wären so angelegt, daß sie permanent zu bleiben scheinen, wogegen sie Vorstellung erheben müßten.« Mir ist gesagt, der Staatskanzler habe an der böhmischen Grenze eine Zusammenkunft mit dem Exminister von Stein gehabt und von diesem die Projekte eingezogen, die nun zutage gekommen sind. Ich bin geneigt, dies zu glauben, denn letzterer hatte beständig eine Menge Reformideen und unter diesen auch die General-Konsumtionssteuer, die er mir schon früher als eine große Hilfe vorschlug. Ich habe manches Mal mit ihm darüber disputiert. – Warum in dem Stempeledikte keine Abänderung kommt, begreif ich nicht; es kann durchaus nicht bestehen, und dem Staatskanzler sind darüber unumstößliche Beweise vorgelegt worden. Ladenberg, Raumer, Pechhammer sind dem Publikum sehr verhaßt, denn sie sind es, die all das Drückende ausgeheckt haben.
     
    L., 16. Februar 1811
    In Berlin wird nun wegen unserer Finanzen gehörig gedoktert. Wir sollen jetzt womöglich alles

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