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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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decken, obgleich all die enormen Anleihen, die vordem in Frankfurt, Kassel etc. ohne unser Wissen gemacht und in Polen vergeudet worden sind, uns nichts angehn, sondern dem zur Last fallen, der die Schuld gemacht hat. Die Finanzprojektierer müssen wohl selbst von dem geringen Zutrauen, welches sie dem Publikum einflößen, überzeugt sein, denn es ist erstaunlich, wie vielerlei Federn sie zu ihrer Verteidigung in Bewegung setzen. Auch Hermbstädt mußte den Blasenzins verteidigen, aber in seinem Elaborat ist vieles ausgelassen, was diesen Zins so drückend macht.
     
    L., d. 4. Mai 1811
    Da ich während A.s Anwesenheit in Berlin hier viele Beschäftigungen hatte, hab ich nicht hinreisen können. Daß er nicht sehr erbaut ist von dem, was er dort gesehn und gehört hat, wundert mich nicht; es paart sich dort so viel Überspanntes mit so vielem Kleinlichen, daß es einen anekelt. Darum vermeid ich auch soviel wie möglich, dort zu sein, zumal ich bloß in die Klasse der Alten gehöre, die höchstens als gutmütige Imbeciles angesehen werden.
     
    L., d. 30. Nov. 1811
    In der »Finance« ist alles schwankender denn je. Die Distriktempfänger und ihre Unteraufseher gehen mit dem 1. Dezember ein, die Dorfeinnehmer aber bleiben und liefern ihren Empfang an die Städte-Akzise-Kassen ab. Mit dem 1. Januar soll dann ein neuer, noch unbekannter Modus eingeführt werden. Es ist mehr wie toll, mit einer Nation derartige Proben auf ihre Kosten zu machen. Doch so geht es überall. Wie hat Euch das Manifest des österreichischen Hofes gefallen? Eine solche Bekanntmachung setzet immer voraus, daß man vorher schwach gewesen ist oder Dummheiten begangen hat, deren Vorrückung man fürchtet. Das Gewebe des Despotismus wird immer durchsichtiger, und am Ende werden alle Souverains sich gefallen lassen müssen, ein Parlament anzunehmen. Welches Gott bald wolle eintreten lassen!
     
    L., d. 17. Dez. 1811
    Das Edikt wegen Umschmelzung der Groschen ist allen nicht wuchernden Menschen angenehm. Endlich, denk ich, werden wir mit dem Münzwesen in Ordnung kommen.
     
    Liebenberg, 1. Juni 1812
    Es scheint wohl, daß des Königs Abwesenheit benutzt worden ist, um uns mit Publikation des schönen Einkommenedikts von dem Kapitalwerte des Eigentums zu erfreuen. Ich glaube nicht, daß diese widersinnige Maßregel durchgehen oder bestehen kann, denn außer der Ungerechtigkeit des Angriffs auf das Kapital der Untertanen ist es für die Wohlhabenden auch nicht möglich, das zum ersten Termin geforderte bare Geld aufzubringen. ich, für meine Person, werde mich nicht übereilen, etwas zu zahlen, während ich sonst immer der erste zu sein pflegte. Möchte wohl wissen, welcher neue Faiseur dieses Edikt ausgebrütet hat! Es ist nur zu glaublich, wenn versichert wird, daß der Herr Staatskanzler von den Handlungen seiner Bureauoffizianten keine oder doch nur eine sehr oberflächliche Notiz nimmt.
     
    L., 6. Juni 1812
    Das saubere Edikt, die dreiprozentige Abgabe vom Kapital betreffend, erregt allgemeines Mißvergnügen. Ein jeder sagt, es kann nicht bestehen, und was am sonderbarsten ist, niemand bekümmert sich ernstlich darum. Wer dieses Edikt fabriziert hat, konnt ich bisher nicht erfahren, es kann aber nur ein Tollkopf sein, wie wir deren leider mehrere haben. Denn wenn sich der Staat vom Kapital seiner Mitglieder erhalten will, so muß er sowohl wie der Particulier, der sein Kapital angreift, zugrunde gehen. Was ich von dem Staatskanzler denken soll, weiß ich nicht; alles soll durch seine Hände gehen, und doch kann er nicht den hundertsten Teil von dem durchlesen, was an ihn kömmt. Alles wird so verkehrt, so linkisch angefangen, daß das allgemeine Vertrauen zugleich mit dem Kredite sinkt.
     
    L., 13. Juni 12
    Noch ist uns im Kreise nichts hinsichtlich Erhebung der Vermögenssteuer angesagt worden, und doch soll am 12. Juli schon der erste Zahlungstermin sein. Es ergibt sich schon hieraus, wie elend die Direktion des Ganzen ist. Geld wollen die Dirigenten immerfort haben, und doch wissen sie nicht vernünftige Einrichtungen zu treffen. Im neu kreierten Königreich Italien sieht es freilich noch toller aus. Dort müssen fünfzig Prozent Grundsteuer entrichtet werden, ohne die droits réunis, Personal- und Gewerbesteuern zu rechnen, so daß der Grundeigentümer von 100 Talern Einnahme nur etwa dreißig Taler behält.
     
    Berlin, den 16.Juni 1812
    Meine Hoffnung, Glück auf dem Wollmarkte zu machen, ist bis dato vereitelt. Die Käufer wollen

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