Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)
nichts geben, und es wird vielleicht zwei Drittel der guten Wolle aufgesöllert werden. Die Käufer verlassen sich darauf, daß man am 24. Juni, wegen des ersten Termins der Vermögenssteuer, unter allen Umständen Geld haben muß. Einen solchen Einfluß üben die Ministerialübereilungen auf den Handel aus. Denn Käufer waren genug da, selbst aus dem Auslande.
Wir sind wirklich in traurigen Händen. Unser Staatskanzler kann die Sachen nicht übersehen, und sein »Bureau« tut alles. Da sind wir denn zur Disposition der verschiedensten Räte, die dann wieder ihre Unterratgeber haben, allerhand unsaubere Schacherer, deren eingereichte Gutachten in den feinen Operationen zutage treten. Der Staatskanzler wird beschuldigt, daß er eine Liebesintrige mit Madame B. habe und daß sich nur hierauf des Hahnreis Einfluß gründe. Dieser Mann, den man nach Paris geschickt, um dort wegen unserer noch zu leistenden Lieferungen eine Übereinkunft zu treffen, versprach dreimal mehr, als wir leisten können. Der Kaiser selbst hat dies eingesehen, und Herr von Heydebrock , unser Gesandter in Dresden, der ihm ein wahres Tableau von unserem Zustande vorgelegt hat, ist wegen seiner Offenheit gelobt und an Daru verwiesen worden. Der General Dumas, dem die Geschäfte der Verpflegungsunterhandlung mit unserem Minister übergeben sind, soll über des B. übertriebene Versprechungen so aufgebracht gewesen sein, daß er dem Staatskanzler gesagt hat, während er auf B. hinzeigte: »Que vous êtes ou un fripon ou un imbécile.« So wird allgemein in der Stadt erzählt, und etwas Wahres ist gewiß daran.
L., 23.Juni 1812
Die Vermögenssteuer soll durchaus erhoben werden. Die Folge wird zeigen, ob das so gehen wird, wie man will. Die Urheber des Edikts will ich nicht nennen. Wir sind in den Händen von bloßen Schwindlern, die der große Haufe (freilich unter Schimpfen) anstaunt und die von allen vernünftigen Leuten aufs äußerste verachtet werden. Wenn die dreiprozentige Steuer durchgeht, so werde ich auch Karls Vermögen angeben und zahlen. Woher ich aber eine Summe von so vielen tausend Talern nehmen soll, weiß ich noch nicht. Besonders schändlich ist es, daß man in vielen Fällen die Papiere nur nach dem Cours nehmen will, so daß der Staat sein eigenes Papiergeld in Verruf bringt.
L., 7. August 1812
Alles verschweigt man uns, was zur hohen Politik gehört. Das Auswärtige geht uns nichts an. Aber ebenso dumm erhält uns unsre Oberfinanzbehörde über den Zustand unsrer Bedürfnisse. Es wird nur frisch auf den Beutel geklopft, ohne zu sagen, wann es ein Ende haben soll. Alle unsre neuen Abgaben sind der Art, daß man sich wundern muß, wie die Verordnungen darüber ohne Scham haben niedergeschrieben werden können.
Den 11. August 1812
Die fünf Schimmelhengste aus Prinz Heinrichs Stall, von denen Du mir schreibst, werden wohl nicht ohne Fehler gewesen sein, sonst hätt er sie nicht verkaufen lassen. Denn gemeiniglich werden nur die alten und schlechten öffentlich ausgeboten. Sind es übrigens die gewesen, die ich früher vor seiner Kutsche gesehen habe, so passen sie zu meinen Schimmeln nicht, denn sie waren ganz weiß wie Papier. Zudem, da der Herr Staatskanzler, wie ich höre, auch von den Wirtschafts reitpferden eine Luxussteuer erheben will, so trag ich Bedenken, neue Pferde zu kaufen, möchte vielmehr deren einige abschaffen.
L., 3. November 1812
Bei der Vermögens steuer kommen immer neue Tollheiten zum Vorschein. Jetzt ist auf dem Tapet, daß die Amtleute, die Güter gepachtet haben, denen aber das Inventarium gehört, auch von diesem Inventarium noch eine besondere Steuer zahlen sollen, trotzdem bereits von dem ganzen Ertrage des Guts eine Steuer genommen wird. Das kommt mir so vor, wie wenn der Schmied einmal für sein Gewerbe bezahlt und dann wieder für seinen Hammer und Amboß. Eigentlich entstehen diese Zweifel aus der Dummheit mancher Kreiskommissarien, die über alles und jedes Anfragen stellen.
15. November 1812
Über die, wenn ich es geradezu sagen soll, unbescheidene Verordnung des Staatskanzlers, daß der zweite und dritte Termin der Vermögenssteuer am 21. Dezember zugleich bezahlt werden soll, herrscht ein allgemeiner Unwillen. Die Drohung der Exekution durch Gensdarmen wird ebensowenig helfen wie die Verordnung selbst. Kann man doch in Berlin das zum ersten Termin Fällige noch vielfach nicht zur Hebung bringen. Ich werde abwarten, was kommt. Mir widerstehn alle Gewalttätigkeiten,
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