Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)
ich würd aber doch lachen, wenn unsere Faiseurs eine körperliche Admonition zur Besserung erhielten.
L., 24. November 1812
Es geht alles den gewohnten Gang, und wir werden nach wie vor mit Pferdelieferungen, Magazinlieferungen und Vermögenssteuer so gepreßt, daß ich am Ende für unangenehme Auftritte besorgt bin. Scharnweber besteht durchaus auf Einziehung der Patrimonialgerichte; noch aber widersteht ihm der Justizminister. Ich zweifle jedoch nicht, daß ersterer (Scharnweber) die Oberhand behalten wird. Er hat das Ohr des Staatskanzlers. Andere freilich behaupten, daß er mißvergnügt sei und von Abschied-Fordern gesprochen habe, weil von Bülow in einigen Angelegenheiten obgesiegt hat. Also ist das Reich in sich uneins.
Nachschrift . Eben erfahre ich, daß der Kriminalsenat die Herren von Bärensprung und Scharnweber wegen ihres bekannten Duells zu Kassation und zehnjähriger Festungsstrafe verurteilt hat. Ob der König das Urteil bestätigen oder beide begnadigen wird, wußte man noch nicht. Vermutlich wird letzteres geschehen, weil nun einmal der Scharnweber die Protektion des Staatskanzlers hat.
1812
Der Zug gegen Rußland
Einige Briefe aus dem Jahre 1811, die das allmählich heraufziehende Wetter ankündigen, schick ich vorauf.
Liebenberg, 12. Januar 1811
Wahrlich, man möchte an der Vorsehung verzweifeln, wenn man die Fortschritte der Bösewichter und das Unterdrücken so vieler rechtlichen Leute bedenkt. Zum Erstaunen ist es, wie, bei der obwaltenden Bosheit und Frechheit, noch so viele Menschen sich durch die Narrenkappe einschläfern lassen. Es wird keine achtzehn Monate mehr dauern, so wird der nordische Koloß von dem südwestlichen bekriegt werden. Dazu sieht man die Anstalten nach und nach in Wirksamkeit übergehen.
L., 16. Februar 1811
Was man über den politischen Zustand der Dinge urteilen soll, weiß niemand. Die Russen sind in der festen Überzeugung, daß ihnen ein Krieg mit dem Allgewaltigen bevorsteht; unter Vorwand des Küstenschutzes ziehen sich französische Truppen im niedersächsischen Kreise zusammen, ja, sie haben sogar einen Versuch gemacht, Swinemünde, wo wir nur ein kleines Detachement haben, zu besetzen. General Blücher, der gute Nachrichten haben muß, ist ihnen aber zuvorgekommen und hat schleunigst ein Bataillon dorthin gelegt, worauf die Ankommenden nicht weiter vorgerückt, sondern zurückgegangen sind. Aus den politischen Manövern in Schweden wird man nicht klug. Einige behaupten, daß der neuerwählte Kronprinz nicht in die Projekte des Allgewaltigen einstimmen werde, sondern ein Schwede sein will. Die ihn begleitenden französischen Adjutanten sind wenigstens wieder zurückgereist, und vor drei Tagen hieß es, die Güter, die Bernadotte im Hannöverschen habe, seien von Napoleon in Beschlag genommen worden. Ob das Gaukelei oder Ernst ist, weiß nur der , aus dessen Kopf es kommt.
Liebenberg, 25.Januar 1812
Die verdammten Franzosen machen uns mit ihren Fuhrwerken wieder Unruh und Kosten. In voriger Woche mußten 180 Wagen gestellt werden, um Kugeln zu fahren, und in dieser Woche werden wieder ebenso viele verlangt werden. Alle diese Transporte gehen auf Danzig. Mir deucht, daß das nicht nach Frieden aussieht.
L., 18. Februar 1812
Sichern Nachrichten vom Rhein entnehm ich, daß eine Menge Truppen bei Wesel übergegangen sind und in der dortigen Gegend kantonieren. Sowie neue Regimenter nachrücken, so rücken die andern in der Direktion von Magdeburg vorwärts. Wir sind wirklich in einer traurigen Lage und gezwungen, an der Feindschaft anderer teilzunehmen, um auf alle Art ausgezogen und ausgezogen zu werden.
L., 3. März 1812
Gestern brachte der Postschirrmeister die Nachricht, daß die Franzosen Swinemünde und die Insel Usedom besetzt hätten. Ich bezweifle es noch, denn es wäre ja eine halbe Kriegserklärung. Magdeburg ist in Belagerungsstand. Das bedeutet nun freilich nichts, da dergleichen von der Caprice der Marechaux abhängt. Sonst nichts Neues, noch weniger etwas Gutes. Wollte Gott, daß man einmal von einem dauerhaften Frieden hörte, noch besser freilich, wenn der Störer alles Menschenglücks ein für allemal zum T… führe.
L., 10. März 1812
Seit vier Tagen ist unsere Gegend von französischen Truppen gewaltig heimgesucht worden. Ein Corps, weit über 20 000 Mann, ist die Zehdenicker Straße in Eilmärschen gezogen; kaum vierundzwanzig Stunden vorher wurden sie angemeldet. Den 7. März bekam ich
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