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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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nicht irre, kamen auch die schönen Terzinen – sie bilden einen Zyklus –, die den Gesamttitel » Venedig « führen und das letzte sind, was er geschrieben hat, im Tunnel zum Vortrag.
    Die fortdauernde Begeisterung für ihn äußerte sich auch darin, daß viel aus ihm zitiert wurde, was mir alsbald die Verpflichtung auferlegte, mich ebenfalls mit seinen mir bis dahin fremd gebliebenen Sachen bekanntzumachen. Ich lernte denn auch »Nun grüße dich Gott, Frau Minne«, den »Gefangenen Admiral«, die »Jagd des Moguls« etc. auswendig und war bald einer der Eifrigsten in der Strachwitz-Gemeinde. Daß ich – wie mir’s sonst wohl mit meinen literarischen Jugendlieben geht – bei diesem Eifer ausgedauert hätte, kann ich freilich nicht sagen. Ich hielt etwa zwanzig Jahre lang enthusiastisch daran fest, aber seit etwa einem Menschenalter ist mir der Sinn für das Strachwitzische doch mehr oder weniger verlorengegangen. Es ist alles sehr talentvoll und besonders sehr klangvoll, aber zugleich tritt es doch zu pausbackig auf und hat viel weniger von Originalität, als es mir vordem erschien. Es ist alles virtuos Freiligrathisch gehalten, noch mehr aber darf man ihn einen auf die Kehrseite gefallenen Herwegh nennen. Was Herwegh demokratisch vorsang, sang Strachwitz aristokratisch nach. Der Grundton, natürlich nur auf das rein Dichterische hin angesehen, ist sehr verwandt.
    Ich würde mit diesem Bekenntnis hier wahrscheinlich zurückgehalten haben, wenn ich nicht einem der Strachwitz’schen Gedichte meine Treue bewahrt hätte, und zwar so ganz und so stark, daß dadurch alle meine Untreue gegen ihn wieder aufgewogen wird. Um eines Stückes willen geliebt werden, aber nun auch gründlich, ist das Schönste, was einem Dichter zuteil werden kann. Ich brauche bloß Bürger und seine »Lenore« zu nennen. Da kann nichts gegen an. Ähnlich liegt es mit Strachwitz und seinem »Herz von Douglas«. Es zählt zu dem Schönsten, was wir überhaupt haben, und wenn ich mir dann vergegenwärtige, daß der Tunnel zwei solcher Prachtgedichte hervorgebracht hat, erst den »Verlornen Sohn« von Scherenberg – ein Gedicht, das den ganzen übrigen Scherenberg aufwiegt – und dann das »Herz von Douglas«, so darf man sagen: »Dieser Tunnel hat nicht umsonst gelebt.«
    Ich kann der Versuchung nicht widerstehen, hier bei dieser leider viel zuwenig bekannt gewordenen Strachwitz’schen Ballade noch einen Augenblick zu verweilen. König Robert Bruce liegt im Sterben, und weil er ein am Tage von Bannockburn von ihm geleistetes Gelübde, »gen Jerusalem zu ziehen«, nicht erfüllen konnte – »Es hat, wer Schottland bändigen will, Zum Pilgern wenig Zeit« –, so will er sich mit Gott dadurch versöhnen, daß sein Herz nach Jerusalem gebracht und dort bestattet werden solle, »damit es ruhig sei«. Zu diesem Zwecke läßt er denn auch durch einen seiner Boten den auf einem alten Douglas-Schlosse sitzenden Lord Douglas herbeirufen… Und nun reiten beide, der Lord und der Bote, durch die Nacht hin zu dem sterbenden König.
    Sie ritten vierzig Meilen fast,
    Und sprachen Worte nicht vier,
    Und als sie kamen vor Königs Palast,
    Da bluteten Sporn und Tier…
    Und nun tut der sterbende König dem Douglas seinen letzten Willen, »daß sein Herz nach Jerusalem gebracht werde«, kund, und der Lord, als der König in selber Nacht noch hingeschieden, nimmt alsbald das Herz des Königs und tut es »in roten Sammt und gelbes Gold« und bricht auf. Aber ehe er Jerusalem und das heilige Grab erreichen kann, sieht er sich in der Wüste von speerwerfendem und »Allah!« rufendem Reitervolk angegriffen, und als ihm klar wird, daß sein Häuflein unterliegen und das Herz nicht die heilige Stätte finden werde, greift er zu dem letzten Mittel und wirft das Herz des Königs mitten in die Feinde hinein. Und nun beginnt ein Anstürmen, um das unter die Heiden geworfene Herz ihres Königs wiederzugewinnen.
    Von den Heiden allen, durch Gottes Huld,
    Entrann nicht Mann noch Pferd,
    Kurz ist die schottische Geduld
    Und lang ein schottisches Schwert.
    Doch wo am dicksten ringsumher
    Die Feinde lagen im Sand,
    Da hatte ein falscher Heidenspeer
    Dem Douglas das Herz durchrannt.
    Und er schlief mit klaffendem Kettenhemd,
    Und aus war Stolz und Schmerz,
    Doch unter dem Schilde festgeklemmt
    Lag König Roberts Herz.
    Ich habe das immer wunderschön gefunden und find’ es noch so bis diesen Tag, und daß es trotzdem so wenig volkstümlich geworden, das hängt mit

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